Die Landschaft wurde
nun ganz flach und eben,
aher mit einer allmählichen
Steigung. Der Boden
war meist, grober
Kies, aher mit feinem
Granitsand untermischt.
Overweg fand dunkelblaues
, porphyrartiges
Gestein mit grossen
weissen Feldspathkrystallen.
Alles dehnte sich nun zu Einer unermesslichen Ebene aus,
von nichts unterbrochen, als in einer Entfernung von etwa
5 Meilen durch eine steile Erhebungskette Namens Mariau.
Die ganze Natur dieser Gegenden ist dem schweifenden Amö-
scharh klar vor Augen; denn der Mariau ist für ihn das
Merkzeichen der nackten, meerartigen Wüste oder, wie er es
nennt, der „ténere” oder „tanere” , und ein höchst interessantes
Wüstenlied-hebt so an:
„Mariau tanere nlss” ,
„Mariau mit seinem Wüstenmeer haben .wir erreicht”.
Der Anblick dieser weiten Fläche schien unsere wilden, an
schweifendes Leben gewöhnten Gefährten nur zu begeistern,
und mit angespomter Rüstigkeit über die unbegrenzte Ebene
dahinziehend, lagerten wir nach Sonnenuntergang auf dieser
kahlen, kiesigen Fläche, ohne das geringste Kraut und ohne
einen Splitter Holz, obgleich der Boden hier und da mit
stacheligen jSamenkapseln bedeckt war, die nach gefallenem
Regen aufkeimen. Da unsere Leute nun gar versäumt hatten,
auf dem Marsch etwas Kameeldünger zusammenzulesen,
so waren Overweg und ioh sehr froh, ausser unserer vortrefflichen
Rhäter „Summita” einem Teig aus 'geröstetem Wai-
zenmehl mit Datteln — eine Tasse Thee zu bekommen. Denn
es ist merkwürdig, wie der Europäer selbst in diesen warmen
Zonen an warmer Nahrung hängt.
Die gänzliche Öde des Bodens in der Nähe des Lagerplatzes
veranlasste am folgenden Morgen unsere Kafla, in einzelnen
gesonderten Trupps aufzubrechen, so wie Jeder das
Gepäck wieder auf den Rücken der duldsamen Thiere gelar
den hatte, um so frühzeitig als möglich die Region der Sandhügel
zu erreichen. Diese sahen wir in einer Entfernung von
etwa 5 Meilen vor uns und sie versprach unseren ausgehungerten
Kameelen wenigstens ein kleines Frühfutter. In der
That sah man vereinzelte Büschel der „ssebot” genannten
Graminee an den Gehängen der schneeweissen Sandhügel
zerstreut, die selbst einer kleinen Anzahl von hübschfarbigen
Schmetterlingen und Libellen Mittel zu frohem Dasein gewährten.
Das muntere Spiel dieser kleinen geflügelten Welt
unterbrach überaus angenehm die traurige Einöde. Nach,
einer Weile lagerten sich die Sandhügel mehr in Ketten zu
beiden Seiten unseres Weges hin, während dieser über härteren
sandigen Boden führte, bis die höhere Kette unseren
Weg durehschnitt und wir nun anfingen, sie da, wo sie die
geringere Höhe erreichte, in Windungen zu ersteigen. Der
Granit, welcher wenige Fuss unter der Oberfläche liegt, unterbrach
an mehreren SteUen den Sandboden und zeigte sich
in schöner blauer Färbung.
Kurz nach Mittag verliessen wir die Sandhügel und betraten
eine 2 bis 3 Meilen breite Ebene, welche" auf beiden
Seiten von Sandhügeln Umgeben war. Hier war es uns vergönnt,
uns in Ermangelung anmuthigerer Wirklichkeit an den
prachtvollen Trugbildern von Seelaken und frischen Weidegründen,
welche die Luftspiegelung vor uns entwickelte, zu
ergötzen. Dann folgte eine andere Kette von Sandhügeln,
hinter denen eine kahle, offene Ebene sich ausbreitete; darauf
wieder beträchtliche Sanddünen, die sich an einen .Granit-
rücken anlehnten. .Als wir nach einem steilen Anstieg, der