Allmählich wurden denn auch Vorbereitungen zu unserem
Aufbruch getroffen; zuvor aber war es nothwendig, für Was-
servorrath zu sorgen, nicht allein für das augenblickliche
Bedürfniss der zahlreichen Salzkarawane, sondern auch für
den beständigen Gebrauch derjenigen, welche während der
Abwesenheit ihres Häuptlings und Herrn im Lande zurückblieben.
Demgemäss verliess der alte Häuptling am Dezember
mit allen seinen Leuten in feierlicher Prozession unser Lager,
um einen neuen Brunnen zu graben. Nachdem sie lange
mit Hülfe eines Speeres nach dem günstigsten Flecke gesucht
hatten, begannen sie ihre Arbeit unmittelbar am Eingänge
eines kleinen Seitenarmes, welcher auf der Ostseite, unweit
Adöde, in das Hauptthal einmündet. Da sie einen genügenden
Wasservorrath fanden, dämmten sie den Brunnen mit Ästen
und Steinen ein, so dass er sich wenigstens bis zur nächsten
Regenzeit halten konnte; dann aber war es wahrscheinlich,
dass ihn die Wasserfluthen zerstören würden. Es gibt in
der That in diesen Ländern sehr wenige Unternehmungen
dieser Art, welche auf längere Dauer als die eines Jahres
berechnet sind. Jede Regenzeit beginnt eine neiie- Schöpfung,
wie in der Natur, so auch im Leben des Menschen. —
Während unseres langen, trägen Aufenthaltes in diesem
ruhigen Zufluchtsorte der Wildniss hatte ich.;, rnachdem mein
Bericht über Agades vollendet war, angefangen, in einer umfassenderen
Weise die in jener Stadt • geredete Sprache zu
studiren, und um diesen Zweck zu erreichen, war ich genö-
thigt gewesen, eine Art Vertrag mit dem verächtlichen Schurken
-Sümmusuk zu schliessen. Er hatte nach seinen Umtrieben
in Agades, hauptsächlich aber weil, er sich nicht entblö-
dete, die Esel seines Herrn zu verkaufen, von Letzterem
höchst derbe Bestrafung erduldet. Die hauptsächlichsten
Punkte unseres Vertrags waren, dass er täglich’ einen gewissen
Lohn von mir erhalten sollte, aber während seiner
Anwesenheit in meinem Zelte nicht von seinem Platze rücken
durfte. Auch wurden die Grenzen des letzteren genau bezeichnet,
natürlicherweise in gehöriger Entfernung von meinem Gepäck,
und wenn er etwas berührte, so war mir von Annür offiziell
die Erlauhniss gegeben, ihn auf der Stelle zu erschies-
sen. Trotz dieser sehr wenig freundschaftlichen Weise in meinem
Verkehr mit diesem Menschen, zu welcher ich genöthigt
war, habe ich mich doch seiner vollständigen Wahrhaftigkeit
versichern können, und ich habe im Verfolg meiner Reisen
und Forschungen nicht ein einziges Beispiel gefunden, wo er
mich falsch berichtet hätte.
Auf solche Weise hatte ich am 8ten d. M. ein ziemlich reichhaltiges
Wörterverzeichniss der Emgedesi-Sprache vollendet
und konnte mich nun mit mehr Muse der Unterhaltung mit
meinem Freunde Ämagei, dem Eunuchen und vertrauten Diener
des Sultans von Agades, überlassen, als er mich besuchte
und mir die neuesten Nachrichten aus der Hauptstadt brachte.
Alle Verhältnisse daselbst waren in bester Ordnung, und er
hatte augenblicklich nur einige Angelegenheiten mit Annür
zu besprechen, ehe dieser nach dem Sudan abging. Er theilte
mir auch die Nachricht mit, dass, die Salzkarawane der Kel-
geress und I-ti-ssan schon vor längerer Zeit von Bilma zurückgekehrt
sei und unseren Brief an den Sultan von S6-
koto mitgenommen habe; mit ihr sei auch Mohammed Boro
-gegangen und habe alle seine Kinder ausser denen, welche
noch die Schule besuchten, mit sich genommen. Ämagei
brachte auch jenen merkwürdigen Brief Mustapha’s, des Gouverneurs
von Fesän, mit, von welchem Herr Richardson
spricht. Ich bewirthete ihn mit etwas Kaffee, der nun eine
kostbare Sache für mich geworden war, da ich nur noch
einen kleinen Vorrath dieses edlen und für den Reisenden in
diesen Gegenden überaus wichtigen Artikels besass; ausser-
dem machte ich ihm noch ein kleines Geschenk.