men. Nachdem wir unserer Neugierde Genüge gethan, stiegen
wir an dem nördlichen Ahhange hinunter. Er zieht
sich lang hin und ist weniger steil, ja sogar für Pferde zugänglich.
Wir verliessen die „Schäba” durch den natürlichen
Ausgang und kehrten von hier auf dem Pfade „Um el Hechel”
zurück. Dieser Weg führt hei dem schon von Captain
Lyon *) in ziemlich allgemeinen Ausdrücken beschriebenen
Römischen Grabmal vorbei, das eine sehr bemerkenswerthe
Lage hat; aber die schon eingetretene Dunkelheit hinderte
mich diesmal, es seihst zu untersuchen.
[Donnerstag, 1 4 Februar.} Von dem Schausch begleitet,
machte ich einen Ausflug in südwestlicher Richtung, um
einige der hauptsächlichsten umliegenden Plätze zu besuchen.
Obgleich die Dörfer, wenigstens die über der Erde,
gewöhnlich in elendem Zustande und halb verlassen sind,
befindet sich das Land doch in einem ziemlich guten Zustande
des Anbaues. Mit seinen reichen Safranfeldem und
den schönen Olivenwäldchen, den beiden Haupterzeugnissen
der hiesigen Industrie, macht es noch immer einen angenehmen
Eindruck.
Das kleine unterirdische Dorf Schuedia zur Seite lassend,
erreichten wir Kasr Teghrinna, welches wegen seiner von
Natur stark befestigten Lage — auf einem ganz isolirten
Hügel -w ehemals ein Platz von grösser Wichtigkeit in Ghuriän
gewesen sein muss. Dass es ursprünglich eine Berber-
Niederlassung war, dafür spricht sein Name ganz unverkennbar.
Gegenwärtig ist das Kasr oder Dorf auf dem Gipfel
des Hügels vielmehr eine Masse Ruinen und von nur
wenigen Familien bewohnt, während am nördlichen Fusse
desselben sich ein kleines neues Dorf, Namens Mensel Teghrinna,
gebildet hat. Auf der West- und Ostseite ist der
Hügel von einem Thale mit einem schönen Olivenwäldehen
*) Narrative, p . 30.
eingeschlossen, hinter welchem das Wadi ei Arba sich gegen
West hinzieht. Auf diesem Umwege hatte mich Barka vom
Wadi el Uglah nach Kasr Ghuriän führen wollen. Von den
Mauern geschützt, konnte ich einige Winkel nehmen; aber
der Wind war sehr heftig und verhinderte mich, mehr zu
thun. Auf unserem ganzen Ausfluge durch diesen Gebirgsabfall
hatten wir kaum einen einzigen Tag stilles Wetter.
Ich wandte mich von hier nach den „Ksür Gamüdi”
genannten Dörfern, welche ehemals auch einen wohlbefestigten
Platz bildeten, aber im letzten Kriege ganz zerstört
worden sind; seitdem hat sich ein neues Dorf am Fusse der
felsigen Anhöhe gebildet. Dieser Platz ist durch einige Dattelbäume
am Nordfusse des Hügels bemerkenswerth, da in
Ghuriän die Dattelpalme ein seltener Baum ist, eine That-
sache, welcher schon Captain Lyon Erwähnung gethan hat.
Während ich damit beschäftigt war, von dem Gipfel des Hügels
aus Winkel zu nehmen, kamen die Bewohner des Dorfes
zu mir auf die Anhöhe und gaben ihre freundliche Gesinnung
gegen mich zu erkennen, indem sie mir jede Auskunft,
welche ich wünschen mochte, mittheilten, Hessen aber
zugleich ihrem Hasse gegen die Türken freien Lauf. : Als die
bemerkenswerthesten Ruinen aus den Zeiten der Djahaheh
ftt- der Heiden vor der Zeit Mohammed’s, d. li. also in Bezug
auf.diese Länder: der Römer - - beschrieben sie mir ausser
Ghirseh einen Thurm oder ein Grabmal, Metuidjeh genannt,
etwa 2 Tagereisen im Südosten, dann Beluär, ein anderes
thurmähnHches Monument in geringerer Entfernung, und
Amüd, ein rundes Gebäude in Südwest. Das letztere
scheint wegen seiner Gestalt das bemerkenswertheste dieser
aus dem Alterthum stammenden Bauwerke zu sein, ist aber
bis jetzt noch nicht besucht worden.
Das Thal am Fusse von Ksür Gamüdi ist von mehreren
reichen Quellen bewässert, welche einst dem mannichfaltig-
sten Pflanzenwuchse Nahrung gaben; jetzt aber sind Gemüse