508 XIX. Kapitel.
von der höchsten Wichtigkeit sein, da er gerade zu der Zeit
lebte, als sich die Stadt aus einer Berber-Kolonie in eine
Negerstadt verwandelte. Sein Ausdruck *) zeigt sicher an,
dass er es als Negerstadt ansah; aber während er im Allgemeinen
sehr gut von den grossen Eroberungen Mohammed
Askia’s (Iskia’s , wie er ihn nennt), den er irrthümlich als
König von Tümbutu oder Timbuktu anführt, unterrichtet ist,
erwähnt er nicht einmal seines Kriegszuges gegen Agades,
von dem er ebenso gut Kenntniss gehabt haben könnte, als
von jenem gegen Katsena und Kanö, welcher dem ersteren
nur um 2 Jahre vorausging. Seine Angaben scheinen anzudeuten,
dass die Stadt damals in sehr blühenden Verhältnissen
war, voll fremder Kaufleute und im Besitz einer grossen
Anzahl Sklaven, und dass der König, obwohl er einen
Tribut von 150,000 Dukaten an den König von Tümbutu
(Gao oder Gögo) bezahlte, einen hohen Grad von Unabhängigkeit
genoss, wenigstens von dieser Seite; denn ein Spielball
der Berber-Häuptlinge war er schon damals. Er hatte
sogar eine eigne Kriegsmacht und gehörte nach Leo’s Angabe
**) der Berber-Basse an. Es dürfte indess scheinen, als
ob dieser seiner Zeit höchst verdiente Schriftsteller die Zustände
so beschrieben habe, wie sie statthatten zur Zeit, als
er selbst die Stadt besuchte, d. i. vor Askia’s Zeit, und nicht,
wie sie waren, als er schrieb, obwohl er die Angabe über
den Tribut nach später ihm zugekommenen Berichten gemacht
haben kann. Es ist im Allgemeinen an Leo’s Beschreibung
der grosse Fehler, dass der Leser kein genaues
Gesellschaft übersetzt ist, sagte ich, dass nach Leo’s Bericht zu jener Zeit in
Agades die Haussa-Sprache geredet worden wäre; dies war aber ein Ge-
dächtnissfehler. Aus keiner Stelle seiner Schrift kann über diesen Gegenstand
ein Schluss gezogen werden. §
*) J e questa città è quasi vicina alle città dei Bianchi p iù chè alcun’
altra d e ' N eg r i.'"
**) Leo, H VII, c. 9, et 1. I, c. 10 gegen Ende.
Datum hat, an welches er die einzelnen Angaben knüpfen
könnte, und dass er nicht gewiss ist, was der Beschreiber
als Augenzeuge und was er nur nach den Angaben Anderer
erzählt*).:;
Trotzdem, dass es, wie ich gesagt habe, nach den wenigen
historischen Andeutungen, die uns überkommen sind,
wahrscheinlich ist, dass die Stadt erst durch die Eroberung
des Hadj Askia zu einem Sonrhay - Orte wurde, ist es möglich
, dass die Berber hier, wenn auch nicht in dem Orte
selbst, der wahrscheinlich vor ihrer Zeit gar nicht existirte,
so doch in der umliegenden Landschaft Sonrhay-Bevölkerung
vorfanden, und es scheint, dass in alten Zeiten in dem
berühmten Thale Irin - allem, welches ich leider keine Gelegenheit
fand zu besuchen, eine kleine Stadt gelegen habe.
Es sollen noch gegenwärtig einige Spuren von derselben erhalten
sein, sowie auch zwei oder drei Dattelpalmen als einziger
Best einer grösseren Pflanzung. Es geht die Sage,
dass die Bewohner dieser Stadt nach Agades übergesiedelt
seien. Wie dem auch sei, gewiss ist, dass derselbe Dialekt
der Sonrhay-Sprache, den man: in Agades spricht,
auch an einigen Plätzen der Nachbarschaft noch gegenwärtig
heimisch ist, sowie auch bei dem Stamme der Ighdalen
oder Ighedälen, welche sich durch ihre ganze Erscheinung
und namentlich durch ¿las lange Haar als eine Mischlingsrasse
der Sonrhay und Berber erweisen. Auf die Mischung
der Sonrhay selbst mit den Ssanhadja, einem merkwürdigen,
*) Die Angabe Leo’s (1- f fn , c. 1) von Abubakr Iskia (d. h. Mohammed
ben Abubakr el Hadj Askia): „acquistando in anni quindici appresso molti
regni e poiché ebbe reso pacifico e quieto il suo gli venne disio d i andar come
pellegrino a Mecca”, ist sehr verwirrt; denn Mohammed Askia bestieg den
Thron am I4ten Djumäd II 898 und trat seine Pilgerfahrt im Ssafer 902
an, also im. fünften Jahre seiner Regierung. Aber Leo hatte noch Kenntniss
von seinem Zuge gegen Katsena und die benachbarten Länder, der im J. 919
unternommen wurde.