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 hielten,  rechts  den  jähen  Abhang  der  Felsriffe,  welche  
 sich  300— 400  F.  erheben,  rückten  wir  langsamen  Marsches ■  
 vorwärts,  bis  wir  die  südwestliche  Ecke  von  Djerma  kadim  
 erreichten.  Sie  ist  mit  einem  viereckigen  Thurme  befestigt,  
 der  aus  Lehm  gebaut  ist  und  eine  wunderliche  Einrichtung  
 im  Innern  zeigt.  Der  ganze  Umfang  der  Stadt,  welche  seit  
 langer  Zeit  verlassen  ist,  misst  5000 Schritt;  die Südseite  allein  
 ist  1500 Schritt  lang.  In  der Nähe  der Stadt sind durchaus  
 keine  Römischen Ruinen,  aber  die  Überreste  von  mehreren  
 grossen,  starken  Thürmen  aus  Lehm  sind  etwas  weiterhin  
 zu  sehn.  Da  ich  daher  nicht  im  Stande war,  das  Grabmal, 
   welches  Dr.  Oudney *)  beschreibt,  ausfindig  zu  machen,  
 musste  ich  nach Tuäsch,  dem  von  den  MerabetTn  bewohnten  
 Dorfe,  gehn.  Es  besteht  aus  drei  getrennten  Theilen,  nämlich  
 einem  Tuareg-Dorf,  aus  Hütten  von  Palmzweigen  bestehend, 
   einer  äusseren  Vorstadt  vereinzelter  Lehmwohnungen  
 und  einem  kleinen,  regelmässig  viereckigen  Platz,  von  einer  
 Erdmauer  umgehen  und  mit  zwei  Thoren  versehn,  einem an  
 der  Ost-  und  einem  an  der Westseite.  Die Strassen  sind regelrecht  
 und  kreuzen  einander  in  rechten  Winkeln. 
 Ich  war  hier  so  glücklich,  von  Hadj  Mohammed  e’  Saldi,  
 einem  hier  lebenden  wohlhabenden Manne,  dem  fast  alle unsere  
 Kameele  gehörten,  einen Führer  zu  bekommen,  der mich  
 zu  dem Römischen Denkmal  hinführen sollte.  Es liegt in einer  
 Bucht  der  südlichen Thalwand.  Seine  leidlich gute Erhaltung  
 überraschte  mich  bei  den  allgemeinen  Ausdrücken,  in  denen  
 Oudney  es  beschreibt.  Da  es  als  das südlichste Denkzeichen  
 der  Macht  jenes  grossen  Volkes  mir  ein  grosses  Interesse  in  
 Anspruch  zu  nehmen  schien,  so  nahm  ich  sofort  eine  Skizze  
 davon.  Es  ist  in  der  That  eine  merkwürdige  Erscheinung,  
 dass  die  Römer  schon  mehrere  Jahre  vor  dem  Beginn  unse- 
 *)  Excursions  io  Westv-ard,  o f Murzuk,  p.  XLVII. 
 rer  Ära  bis  zu  diesem  Platze  vordrangen *);  und  dass  ihre  
 Herrschaft nicht bloss  ganz vorübergehender Natur war, scheint  
 % dieses  Denkmal  klar  zu  beweisen. 
 Das  Denkmal  ist  nur  ein Stock  hoch  und  scheint auch  nie  
 höher  gewesen  zu  sein.  Die  Basis  misst  7  Fuss  9y Zoll  an  
 der  West-  und  Ostseite  und wenigstens  7  Fuss 4 Zoll  an  den  
 beiden  anderen.  Sie  schliesst  eine  geräumige  Grabkammer  
 ein.  Während  so  die  Grundlage  ziemlich  eine  Quadratform  
 hat,  sind  die  Seiten  des  Hauptkörpers  von  sehr  abweichenden  
 Verhältnissen.  Er  misst  nämlich  nur  5  Fuss  8^ Zoll  an 
 *)  Lucius  Baibus  Gaditanus,  der Eroberer  von Cydamus (Ghadames)  sowohl  
 wie von Garama (Djerma),  hielt  seinen Triumpheinzug in Rom im Jahr  der Stadt  
 735  oder  19  v.  Chr.  Plinius  H.  N.  1.  V.  c.  5.  Veil ejus  Pat.  I I ,  5.  Strabo  
 1.  III.  p.  169.  Marmor  Capit.  Die  Namen  und  Darstellungen  der  anderen  
 Nationen  und Städte,  die Baibus  auf  seinem Triumphzuge  mit  sich führte  (Plinius  
 1. c.),  waren  offenbar  eine  eitle  Schau,  bestimmt,  den Stolz  der Römer zu  
 kitzeln,  und  enthielten  wahrscheinlich  Alles,  was Baibus  auf  seinem Zuge über  
 das  Innere  des  Kontinents  erfahren  hatte.