schäftigt trafen. Ausserdem wusste er wenig von der Provinz,
deren Regierung ihm anvertraut ist, und ich musste
mich bei anderen Leuten nach Nachrichten umthun.
Nachdem wir unser Zelt in der Nähe des Geschäftszeltes
des Gouverneurs, welcher Nachts in seinem Privatzelte schläft,
aufgeschlagen hatten, gingen wir aus, um uns mit der Örtlichkeit
bekannt zu machen. Gleich einige Schritte nördlich von
unserem Lager stiessen wir auf den gepriesenen Quellbach,
g tftl scherscher” oder „äin scherschara” genannt. Aus der
Vereinigung dreier Quellen gebildet, stürzt er sich hier in
einem Falle von etwa 25 Fuss Höhe über festen Kalkfelsen,
läuft nachher eine kurze Strecke westlich und durchbricht
den Abfall der Berge in tiefer pittoresker Schlucht.' Von
da nimmt er die Richtung des Wadi Ramie; aber der kleine
Quellstrom versiegt, ehe er die Mündung des weiten Thaies
am Meere erreicht. Bei mächtigem Regenfall indessen, sollte
ich denken, mag er seinen Lauf auch jetzt noch dorthin erstrecken;
jedenfalls hat er es in früheren Zeiten gethan.
Diese liebliche Gegend scheint auch schon zu Zeiten der
Römer eine beliebte Wohnstätte gewesen zu sein. Das beweisen
die schönen Ruinen eines grossen Gebäudes aus Quadern,
welche Regenströme auseinandergerissen und zu beiden
Seiten zersprengt haben.
Viel beliebter zu damaliger Zeit aber scheint. eine nur
wenig entfernte Örtlichkeit, 3 Meilen im Norden, gewesen
zu sein, die wir am folgenden Tage besuchten. Es zog uns
nämlich dorthin der Name einer ansehnlicheren Anhöhe, „Bu-
taüü”, welche einen weiten Umblick versprach. Obwohl wir
nun in der erwarteten Fernsicht uns etwas getäuscht fanden,
entschädigte uns doch der interessante Charakter der Landschaft,
welche wir durchzogen; hauptsächlich aber gewährte
die freundliche Beschaffenheit einer am westlichen Fusse des
Berges gelegenen Terrasse einen überraschenden Anblick.
Zahlreiche Ruinen von Quaderstein-Gebäuden, womit der Boden
dicht bedeckt ist, beweisen, dass dieser Platz eine der
behebtesten Stätten dieser Gegend zur Zeit der Römerherrschaft
gewesen sein muss; sie hegt etwa 300 Fuss niedriger
als der Gipfel. Als wir zu ihr hinabstiegen, kamen wir
zuerst an ein Römisches Grabmal, 2 Meter 60 Centimeter
lang und 2 Meter 52 Centimeter breit, in zwei Stockwerken
sich erhebend, von denen das untere etwa 10 Fuss von der
Basis bis zum Gesimse mass und mit Pilastern an den Ecken
verziert war. Etwas weiter westlich war ein anderes Grabmal,
gerade am Rande des Abhanges nach dem unten hegenden
Thale. Das Grabmal selbst war zerstört; aber der
Denkstein, welcher höchst wahrscheinlich aufrecht auf dem
Grabmal gestanden hat, war heruntergefallen, als dasselbe
der Zerstörung verfiel, und hegt nun in unregelmässiger, zufälliger
Lage auf der Grabkammer, welche wiederholt von
gierigen Händen durchwühlt worden ist. Dieser Stein ist
3 Meter 12 Centimeter lang und hat auf der einen Seite in
erhabenem Rehef und in natürlicher Grösse die Skulptur eines
mit der Toga bekleideten Mannes; die Arbeit zeigt, dass sie
jedenfalls nicht viel später als aus der Zeit des Severus ist.
Andere Ruinen hegen umher, und weiter westlich sind Gruppen
von Gebäuden. Drei einzelne Ohvenbäume und eine
vereinzelte Dattelpalme schmückten diese hebliche Einsenkung.
Nachdem wir zu unserem Lager zurückgekehrt waren, beschlossen
wir, uns für wenige Tage zu t r ennen. Overweg
wünschte die Umgegend in geologischer Hinsicht auszubeuten,
während ich an unserem ursprünglichen Plan festhielt,
den ganzen Abfall der Bergkette zu besuchen; wir kamen
daher überein, im Kasr el Djefärah in der Küstenebene
wieder zusammenzutreffen. Wir entliehen also noch ein Zelt
von dem Gouverneur, um Herrn Overweg während seineä
Aufenthaltes an diesem Platz als Behausung zu dienen, indessen
ich von ihm einen berittenen Mann, Namens Mansür, zur
Bnrth's Reisen. 1. j q