meinem Verhalten im Allgemeinen
Gefallen zn finden.
Wie er dann ruhig an
meiner Seite dahin ritt,
nahm ich Gelegenheit, ihn
unvermerkt in mein Memorandenbuch
hinzuskiz-
ziren.
Bei all’ seinen Fehlern
war er ein liebenswürdiger
alter Herr. Man konnte es ihm kaum verdenken, dass er,
in seinem hohen Alter noch mit frischer Empfänglichkeit für
die Freuden des irdischen Daseins ausgestattet, die Gelegenheit,
seinen Wüstenhaushalt etwas zu verbessern, nicht ungenutzt
vorübergehn lassen wollte.
Nachdem wir ein anderes Thal von ansehnlicher Grösse
durchschnitten, stiegen wir in das Wadi Elghomude das
Thal des Kameeles — hinab. Reich mit Kräutern bewach*
sen, macht es einen tiefen Einschnitt in das steinige Plateau
von Nord nach Süd und hat ein heiteres Ansehn. Sobald
unser Zelf aufgeschlagen war, streifte ich meiner Gewohnheit
gemäss umher. Es ist bei mir zum Grundsatz geworden,
Alles an und für sich getrennt zu betrachten, und das
dürftige, flache Wadi in der Wüste mit seinem eigenthüm-
lichen Charakter erregt in mir dasselbe Interesse, das bei
Anderen nur durch die reichste Landschaft geweckt werden
Der obere Theil des Thaies, welcher ausserordentlich reichen
Graswuchs hatte, trug unverkennbare Spuren eines beträchtlichen
Regenstromes, der vor Kurzem seine Fluthen
liier hinabgewälzt hatte, hauptsächlich kenntlich an dem
Punkte, wo zwei Thäler sich zu dem Einen verbanden. Hier
war ich glücklich genug, einen sehr freundlichen und liebenswürdigen
Hogär zu finden, welcher, nachdem er einige Zeit
meine Liebhaberei, umherzustreifen, mit Erstaunen beobachtet,
an mich herantrat und ein Gespräch anknüpfte. Da er
an den Augen litt, war ich froh, ihm durch eine Bleiauflösung
helfen zu können. Unser Lager breitete sich über
einen weiten Platz aus und war gleichsam ein ethnographisches
Museum; denn es bestand aus sechs getrennten kleinen
Truppen oder Karawanen von Menschen aus verschiedenen
Theilen Afrika’s und sogar aus Europa.
[Sonnabend, 6len Juli.] Ein herrlicher Morgen eröflnete den
Tag kühl und frisch. Wir wurden durch eine kleine Kafla,
welche von Sudan kam, erfreut. Sie brachte uns zwei wichtige
Neuigkeiten. Die erste war, dass sie in Begleitung von
fünf Männern aus der Familie des Kel-owl- Häuptlings An-
nür nach Rhät gekommen seien und dass jene Leute nach
kurzem Aufenthalte in ihre Heimath zurückzukehren beabsichtigten
; die zweite, dass die Expedition der Kel-owi’s von
Kanem zurückgekehrt sei, nachdem sie die Ueläd Slimän
gänzlich aufgerieben. Diese Kafla hatte siebzehn Sklaven bei
sieh, unter ihnen fünfzehn weiblichen Geschlechts, eine von
sehr anziehendem Ausseren.
Unsere Überraschung war gross, als wir unsere Begleiter
sich im Thale Teli-ssarhe, nachdem wir erst weniger als
3 Meilen zurückgelegt, nach einem Lagerplatze umschauen
sahen. Indess wurden wir bald durch das ungewöhnliche
Interesse, welches das Thal erregte, mit diesem Lagerplatz
völlig ausgesöhnt. Schon der ganze Charakter des Thaies, das
zwischen steilen Felswänden eingeschlossen und mit schönen
Talhabäumen bewachsen war, liess uns unseren Führern
ohne viel Widerstreben folgen. Sie hielten sich an die westliche
Felswand und wählten zum Lager eine Stelle, wo ein
westlicher Zweig in das Hauptthal mündet, während am Fusse
der Felswand auf dieser Seite ein kleiner Wasserpfuhl, der sich
aber natürlich nicht länger als etwa zwei Monate im Jahre
Barth's Reisen. I. g 7