Reisegefährten anzeigten. Der alte Häuptling Annür war
schon munter und empfing mieh mit grösser Freundlichkeit,
freundlicher — ich muss es gestehen — als meine beiden Europäischen
Freunde, welche nicht ganz ohne Eifersucht über
den Erfolg meines Unternehmens waren.
Nachdem ich mich wieder in unserem kleinen Zelte heimisch
gemacht, zog ich es vor, anstatt mich niederzulegen,
umherzuschauen., um mich mit dem Charakter der Gegend
bekannt zu machen; denn am Morgen zu schlafen, ist. für
mich eben keine angenehme Sache.
Das Thal Tm-teggaina, wo Annür mit seinen Leuten gelagert
war, ist hier etwa drei Meilen breit Gegen Osten
wird es von einer niedrigen Kette, über welche sich der
kleine Kegel Adöde zu grösserer Höhe erhebt, begrenzt. Gegen
Westen deckt es der Bonday und einige kleinere Bergmassen,
und gegen Süden ein ansteigendes Terrain, das von
mehr isolirten Kegeln überragt wird; • nordwärts aber breitet
sich ein offener Blick über das breite, flache Thal niederwärts
ans, bis er von der grossen Bergmasse, welche das
Thal von Tintellust an der N’ordseite deckt, abgeschlossen
wird. Obgleich nichts weniger als malerisch, war es' eine
schöne offene Landschaft. Sie bildet den Kern des Besitz-
thumes des alten Häuptlings; seine Kameele weiden hier
das ganze Jahr hindurch und er seihst kommt gewöhnlich
um diese Jahreszeit hierher, um die Landluft zu gemessen,
während die Natur in ihrer Blüthe ist und das Wetter kühl
wird. So hat auch Tintellust, wie London und Paris, seine
Saison.
Ohne Arg, dass wir hier einen längeren Aufenthalt machen
würden, gaben wir uns der Hoffnung hin, dass wir am folgenden
Tage auf brechen würden. Aber etwa um Mittag kam
der alte Häuptling plötzlich mit der feierlichen Erklärung
zu uns, dass er selbst jetzt nicht im Stande sei, mit uns
weiter zu ziehen, sondern dass er die Rückkehr der Salzkarawane
abwarten müsse;iiSinghma. jedoch bräche morgen
nach Süden auf; wenn wir wollten, könnten wir mit diesem
gehn. Er dachte offenbar, dass Keiner von uns dies wagen
würde; als ich aber darauf bestand, erklärte er sowohl als
Singhlna, es sei zu gefährlich. Es würde unverständig gewesen
sein, noch länger daran zu denken, sich. unter den
Schutz jenes Sklaven zu stellen.
Es war gewiss für mich, nachdem ich mit der schönsten
Hoffnung, meine Gefährten erst auf dem halben Wege nach
dem Sudan einzuholen, hinter denselben hergeeilt war, im ersten
Augenblick eine höchst empfindliche Enttäuschung, hier
nun plötzlich zu langem Warten verdammt zu sein. Später
erkannte ich vollkommen, dass wir, obgleich uns durch diesen
Umstand mehr als ein Monat der günstigsten Reisezeit
verloren ging, jede mögliche Gewährleistung erlangten, den
Ort unserer Bestimmung unangefochten zu erreichen. Denn
wir hatten nun die Gelegenheit, oder vielmehr, wir waren
genöthigt, unsen ganzes Gepäck mit Singhlna vorauszuschicken,
und konnten uns vollkommen der Erwartung hingehen,
mit einem grösseren Grade von Ruhe und Frieden zu
reisen, da wir nicht von unserer Habe belästigt waren; denn
obwohl von äusserst geringem und wahrhaft verächtlichem
Werthe, erregte sie demungeachtet noch immer die Habgier
der Leute. Für den Augenblick jedoch war es keineswegs
angenehm. Herr Overweg und ich 'hatten uns fast aller unserer
Sachen zu entäussern und mussten sie nach Kanö senden,
um sie dort der Sorgfalt eines Mannes zu überlassen,
dessen Charakter wir durchaus nicht kannten.
[Freitag, 8<m Novemler.\ Beinahe alle Araber und viele von
den Kel-owl brachen auf. Es war ein peinigendes Gefühl, sie
gehn sehn und selbst Zurückbleiben zu müssen. UnserFreund
Müssa, der einer der treuesten unserer Tinylkum-Kameel-
führer gewesen war, welcher uns fast täglich'in unserem
Zelte besucht und uns so viele schätzbare Nachrichten gege