fort. Glücklicherweise-aber ergab es sich, dass diese berittenen
Männer wirklich die von Annür zu unserer Beschützung
ausgesandten Leute waren, während sich allerdings auch eine
grosse Menge räuberischen Gesindels versammelt hatte, um
noch einen letzten Versuch zu machen, sich unseres Eigenthums
zu bemächtigen, ehe wir unter dem Schutze jenes
mächtigen Häuptlings Sicherheit gefunden. Erst als sie einsahen,
dass sie es mit einer starken Gegenmacht zu thun
haben würden, zogen sie sich, jedoch widerstrebend, zurück;
So waren wir nun endlich zu der Hoflhung berechtigt, dass
wir in einem Hafen eingelaufen seien, welcher uns einen gewissen
Grad von Sicherheit gewähren würde, und mit dankbarem
und frohem Herzen sahen wir unserer ferneren Reise
entgegen. Aber bei alledem war unsere gegenwärtige Lage
weit von Behaglichkeit entfernt. Fast all’ unser Gepäck war
bis auf den Grund durchnässt; unsere Zelte lagen im Schlamme
auf dem Boden des Strombettes, und unser bequemes und
starkgebautes, aber schweres Tripolitaner Zelt hatte so viel
Wasser eingesogen, dass ein Kameel es kaum fortschlejpen
konnte.
Indem wir endlich unseren schlecht gewählten Lagerplatz
verliessen, hatten Overweg und ich das Unglück, dass unsere
Kameele, beim Passiren des Hauptstromes im Schlamme ausgleitend,
niederfielen und uns in der Mitte desselben absetzten.
Sie waren von der trübseligen Lage, in der sie sich
den ganzen Tag befunden, wo sie, vom Strom in die Büsche
getrieben, sich kaum hatten aufrecht halten können, so geschwächt
worden, dass sie dem Strome, der noch immer
reissend war, obwohl die Fluthen seit 6 Stunden angefangen
hatten, sich zu verlaufen, nicht widerstehn konnten. Durchnässt
und barfuss, da ich meine Schuhe im Schlamme einge-
büsst, war ich froh, in der Dunkelheit das neue Lager zu
erreichen, welches auf einem höheren Felsterrain in einiger
Entfernung vom Thalrande gewählt worden war. Unsere
Die neue Bedeckung, Mehara. 359
Betten waren im unerfreulichsten Zustande, und ihre Benutzung
in einem ungesunderen Klima würde wohl üble Folgen
gehabt haben; aber das Land Air ist eines der gesündesten
Länder der Erde.
Glücklicherweise klärte sich das Wetter am Morgen des
folgenden Tages auf, und obwohl die Sonne nur dann und
wann hervorbrach, so trocknete doch ein frischer Wind die
Feuchtigkeit ab. Es war ein angenehmes Gefühl, ein Stück
nach dem anderen trocknen zu sehn, und das Lager glich
fast einer grossen Bleiche.
Als wir uns ein wenig von der Unbehaglicfrkeit, in der
wir die Nacht zugebracht, erholt hatten, gingen wir, um
den Hauptpersonen unserer neuen Bedeckung einen Besuch
abzustatten. Die rechte Hand am aufrecht stehenden Speere
ruhen lassend, sassen sie in einen Kreis gruppirt, dessen
Mittelpunkt ihr Anführer, Hamma, ein Schwiegersohn des
Häuptlings Annür, bildete. Gänzlich fremd, wie wir einander
waren, nach den vielen Unfällen, welche wir zu erdulden
gehabt hatten, und nach den vielen falschen Berichten,
welche diesen Leuten über unseren Charakter zu Ohren ge?
kommen sein mochten, — konnte dieser Besuch nicht anders
als kalt und förmlich sein. Wir drückten dem Anführer
unsere aufrichtige Anerkennung des Dienstes aus, welchen
uns der Häuptling Annür geleistet, und ersuchten ihn, uns
diejenigen zu nennen, welche von seinen Begleitern mit dem
Häuptling verwandt seien. Schon bei dieser Gelegenheit zeichnete
sich ein gewisser Mohammed, ein Vetter des Häuptlings,
welcher nachmals ein besonderer Freund von mir ward, durch
seine Anmassung und Ansprüche vor den Übrigen aus. Alle
hatten ein, leidlich angenehmes Äussere, aber ihre ganze Erscheinung
war sehr verschieden von derjenigen der Asgar
und der in der Nähe der Grenze von Air lebenden Stämme.
Sie waren kleiner, schwärzer, und hatten anstatt der regelmässigen,
scharf gezeichneten Züge des Nordens mehr einen