war der Fall mit seinen Leuten und ich wurde mit mehreren
derselben so befreundet, dass der unruhige Mohammed, An-
nür’s Vetter, wiederholt in Verwunderung ausrief, wie es nur
habe kommen können, dass er in der unserer Ankunft in
Tintellust vorhergehenden Nacht der Anstifter jenes Tumultes
geworden'sei, in dem man uns widerrechtlich behandelt und
unser Gepäck beraubt habe. Trotzdem machten wir, wie sich
von selbst versteht, noch manche unangenehme Erfahrung, ehe
wir in diesem neuen Lande heimisch wurden.
Es war die Regenzeit und die fast täglichen Regengüsse,
die sie mit sich brachte, verursachten uns als deutliche Beweise,
dass wir nun in der That jene neuen, langersehnten
Regionen betreten hatten, wenigstens ebensoviel Interesse und
Vergnügen, als Unannehmlichkeiten in ihrem Gefolge waren.
Fast regelmässig kam der Regen am Nachmittag, zur Zeit,
wenn die Luft den höchsten Wärmegrad *) erreicht hatte,
das heisst zwischen 2 und 3 Uhr, und der Sturm, der die
Regenwolken herbeitrieb, blies fast immer aus West oder
Südwest, während sonst Ostwind durchaus vorherrschend war.
Einmal war es höchst auffallend, zu beobachten, wie das Unwetter
in Osten heraufstieg, aber uns erst erreichte, als es
nach Südwesten umgeschlagen hatte. Es ist also klar, dass
das Regengewölk in diesem weit vorgeschobenen Sporne des
Sudans am grossen westlichen Flusse, dem sogenannten Niger,
aufsteigt und sich so über diesen nördlichen Gürtel der
tropischen Region verbreitet.
Zu Zeiten war der Regen sehr heftig; stets von einem gewaltigen
Sturme begleitet, war es schwierig, ihn vom Zelte
auszuschliessen. Unser Gepäck wurde denn auch wiederholt
ganz durchnässt. Der schwerste Regenschlag, den wir hatten,
fiel am 9ten September, und durch die auf den umber*)
Hierüber gibt die meteorologische, allerdings etwas unvollständige Tafel
einige weitere Daten.
liegenden Höhen gefallene Regenmenge wurde ein mächtiger
Strom gebildet, nicht allein im Haüptthale, sondern auch in
der kleinen Schlucht hinter unserem Lager. Nichtsdestoweniger
waren uns die von Regen begleiteten Stürme unendlich
willkommener als die trocken vorüberziehenden ■ Sandstürme,
die uns oft überaus unbehaglich wurden. In wenigen
Tagen nahm die ganze Natur einen so frischen und üppigen
Charakter an und eine so rege Lebenslust verbreitete sich
durch alle ihre Gebiete, dass wir uns, so lange wir auf un-
.serer kleinen abgeschlossenen Domäne ungestört blieben, trotz
der vielen kleinen und grossen Scheerereien, die wir hatten,
bei heiterer Laune erhielten. In der That hatte unser Lager,
umgeben von wild aufeinandergethürmten Granitmassen,
weitspannenden Büschen der Abisga (Gapparis sodata) und
grossen, üppigen Mimosen, Alles in wilder, höchst malerischer
Verwirrung, etwas in hohem Grade Erfreuliches. Es war
überaus interessant, jeden Tag das schnelle Wachsthum der
kleinen frischen Blätter und jungen Sprösslinge und das Dichterwerden
des schattigen Blätterwerkes zu beobachten. Die
mächtige Masse der Kronen dieser Mimosen bot uns in der
That 'einen überraschenden Anblick; hier hatten sie nicht
jenen eigenthümlichen Wüstencharakter des lichten Schirmdaches,
sondern bildeten dichte konische Laubmassen, und
ioh'mass einst am Mittag einen- Schatten, der 70 Fuss Ausdehnung
hatte.
Die ganze Natur athmete neues Leben und die Thierwelt
entwickelte ihre geselligen Eigenschaften in der ganzen Kraft
neu erwachender Triebe. Die dichtkronigen Bäume schwirrten.
von dem fröhlichen Gezwitscher der Ammern und Finken
und dem Gegirre der, Turtel- und der kleinen Egyptischen
Taube, während der Wiedehopf in fröhlichen Sprüngen
auf dem Boden umherspielte *). Affen stiegen, so . oft sie
*) Herr Overweg schoss manchen Vogel und suchte ihn zu identiiieiren,