schlug denselben, um uns zu zeigen, wie wenig Achtung er
für ihn hege, mit seinem Speere wiederholt auf die Schulter.
Unter den Begleitern dieses, unseres neuen grossen Beschützers
war ein Ttaleb Namens Bü-lieda, der durch widei-
liche Geschwätzigkeit und eine gewisse Anmassung sich auszeichnete.
Es gelang ihm vollständig, sich lächerlich zu machen,
indem er uns einen Beweis seiner grossen Gelehrsamkeit
zu geben beabsichtigte. — Ich konnte nicht umhin, von
der ungeheueren Verschiedenheit*betroffen zu werden, welche
zwischen diesen verächtlichen, entarteten Mischlingen und unseren
hoch und kräftig gewachsenen, kriegerisch aussehenden
Verfolgern stattfand. Obgleich ich wohl wusste, dass die
Letzteren uns ungleich mehr Schaden zu thun vermochten,
als die Ersteren, so konnte ich ihnen doch einen gewissen
Grad von Achtung nicht versagen.
Overweg und ich hatten uns, wohl mit unseren Waffen
versehen, im Schatten eines Talhabaumes in einiger Entfernung
von unserem Zelte . niedergelassen, und bald war ein
ganzer Kreis von Neugierigen um uns versammelt, die anfänglich
bescheiden und anständig waren, jedoch allmählich
etwas lästig wurden. Ich gab ihnen kleine Geschenke, wie
Scheeren, Messer, Spiegel, Nadeln, wodurch sie denn auch sehr
befriedigt wurden. Kurz darauf liessen sich auch Frauen
sehn, darunter eine besonders ausgezeichnet durch den im
Temä-schirht mit dem onomatopoetischen Namen „tebül-
loden” hezeichneten und schon von Leo als „le p a r ti d i
dietro piemssime e grasse" bemerkten Charakterzug der
Tuareg-Frauen, und eine andere jüngere, auf einem Esel
reitend.
So wie der ganze Charakter dieser Leute sehr erniedrigt
schien, da sie durchaus nichts von dem männlichen, freien
Benehmen hatten, das Niemand verfehlen kann selbst an
e i i e m gewöhnlichen Freibeuter der Tuareg zu bewundern,
so ist auch das Verhältniss der beiden Geschlechter zu einander
keineswegs so rein, wie man es in solcher Gegend
erwarten sollte. Jene Frauen nämlich wurden feilgeboten.
Allerdings haben wir genügendes Zeugniss in den alten Arabischen
Schriftstellern, dass so lose Sitten stets unter den
Berber - Stämmen an den Grenzen der Wüste zu Hause gewesen
sind, und wir fanden dieselben Sitten auch bei dem
Stamme der Tagäma, und nicht allein Agades, sondern sogar
das kleine Dorf Tmtellust war nicht ohne seine Buhlerinnen.
Obgleich diese Tä-rha-djlt- Schönheiten kaum einer Erinnerung
werth zu sein scheinen, so will ich doch die Namen
einiger derselben auf bewahren, da sie für den Sprachcha-
rakter bezeichnend sind; sie haben alle einen schweren, hohen
Klang. Das ausgezeichnetste Kleeblatt hiess: Telittifok,
Tatinäta und Temetile. —
Wir waren höchst begierig, von dem berühmten Air-Käse
zu kaufen, nach dem wir auf der ganzen Reise durch die
Wüste die lebhafteste Sehnsucht getragen, und mit dessen
Vorspiegelung wir oft unsere sinkenden Lebensgeister aufgemuntert
hatten. Leider aber waren wir nicht im Stande,
hier auch nur einen einzigen kleinen Käse zu erlangen;
ebenso vergeblich bemühten wir uns, ein Schaaf oder eine
Ziege zu erhandeln. In der That, anstatt der Fülle, welche
man uns von diesem Lande vorgespiegelt hatte, obwohl unsere
Erwartungen schon durch die Berichte der auf der
Reise uns begegnenden Karawanen herabgestimmt worden waren,
fanden wir im Grunde nur Elend. Die Frauen verlangten
besonders eifrig nach dem wohlbekannten, überaus wohlfeilen,
„ssimbel” genannten Räucherwerk. — Das Bemerkenswertheste,
was diese Leute besassen, waren ihre schmucken
und kräftigen Esel, alle mit einem breiten schwarzen Streif
am Nacken, — höchst stattliche Tliiere.
Während wir uns leidlicher Ruhe und Behaglichkeit über-
liessen, wurden wir zuerst einigermassen beunruhigt,’ indem
man die Forderung von 6 Rialeu für Benutzung der