Movers vermuthet, wohl wirklich die ursprüngliche Bedeutung
„Träger” und „Erhalter” zukommen. Ich will darum aber
nicht sagen, dass in diesem Säulenjoch die göttliche Idee
wirklich dargestellt sei. Im Gegentheil hatte ich in dem Augenblick,
als ich diese Buinen untersuchte, den Eindruck, dass
der Bau eine rohe Art von Sonnenuhr sei, die den vertikalen
mit, dem horizontalen Grundsatz vereinigte. Dass er nicht
bestimmt war, zu einem gewöhnlichen Durchgang zu dienen,
selbst wenn er mit einem grösseren Bau verbunden wäre, ist
deutlich durch die Enge des Zwischenraumes. Nicht abgeschmackt
scheint es, in Übereinstimmung mit ähnlichen Andeutungen
der Erklärer der Celtischen Denkmäler*) anzunehmen,
dass dieser enge Durchgang zugleich als eine Art reinigender
Vorbereitung für Opfernde gedient haben mag, um die
letzteren zu ihrer heiligen Handlung vorzubereiten; denn die
wirklich beklemmende Natur dieses Durchganges musste durch
den ehrfurchtsvollen Charakter, der ihm beigelegt wurde, erhöht
werden. Selbst in Stätten christlicher und mohammedanischer
Gottesverehrung sind Gebräuche ähnlicher Art nicht
unbekannt und eine sehr übereinstimmende Sitte in der berühmten
Djamä in Keiruän mag wohl ihren Ursprung in dem
älteren Gebrauche der Eingeborenen des Landes haben.
Für den religiösen Charakter des Baues ist ganz und gar
entscheidend die Beschaffenheit des grossen flachen Steines.
Die in diesem angebrachte tiefe Binne war sicherlich dazu
bestimmt, dem Blute des Opfers Abfluss zu gewähren**).
Ein anderer Umstand kann dem Beobachter dieser Buinen
nicht entgehn, dass nämlich, während sie' roh im Prinzip sind,
der Styl der Ausführung augenscheinlich Spuren von Kirnst
trägt. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass diese
*) Vergleiche, was Higgins p. LX seines Werkes ( Celtic DruicU) sagt, wo
er den „Constantine tohnen” in Cornwall beschreibt.
**) Das klar ansgeführte Beispiel unseres Steines scheint zu beweisen, dass
der flache Stein in Stonehenge für einen ähnlichen Zweck bestimmt war.
künstlichere Ausführung Bömischem Einflüsse zuzuschreiben ist.
Wir werden weiter unten ein anderes Beispiel dieser merkwürdigen
Pfeiler mit dem Grundrisse eines fast Bömischen
Tempels verbunden sehn. Aber von welcher Seite immer
dieser künstlerische Einfluss herrühren mag, darüber kann
wohl kein Zweifel obwalten, dass der Charakter des Bauwerkes
im Ganzen nicht Bömisch ist, sondern eine ganz andere
Nation anzeigt. Wenn wir dann in Betracht ziehen, was
ich eben über den künstlerischen Einfluss gesagt habe, der in
diesem Bau sichtbar ist, und dass solch ein Einfluss kaum
von einer ändern Seite kommen konnte, als von der der Karthager
oder Bömer, so müssen wir diese Buinen der Berber
Nation zuschreiben. Denn diese war in ihren vielfachen
Schattirungen und Stammabtheilungen der ausschliessliche
Besitzer dieser binnenländischen Gaue in aller historischen
Zeit.
Entsprechende Bauten hat man aber nun nicht allein in
England und Irland auf der einen und in verschiedenen Thei-
len Indiens auf der ändern Seite, besonders in den Nilgher-
ries, gefunden, sondern selbst in Circassien, dem südlichen
Bussland, an der Südküste Arabiens und, wie Einige behaupten,
auch im Somali-Lande, obgleich Captain Burton hier
nichts von solchen Steinen gehört hat. Diese Übereinstimmung
möchte wohl durch eine Ähnlichkeit des Prinzips in den religiösen
Gebräuchen roher Völker zu erklären sein, aber man
könnte in diesen merkwürdigen Besten auch eine Bestätigung
der Theorieen Sir Henry Bawlinson’s in Bezug auf die weite
Ausbreitung der Scythen finden. In Hinsicht auf die anderen
Stämme von der Dravidischen Gruppe in Süd-Indien
bis zu den Celten in Irland hat die Analogie der Sprache
schon Anknüpfungspunkte geboten; in Bezug auf die Verwandtschaft
zwischen dem Berber und den Central-Asiatischen
Sprachen müssen solche aber erst noch nachgewiesen werden,
obgleich das dem Berber in gewisser Beziehung verwandte