einer warten Art Gras gewebt und verschiedenartig gefärbt
werden. Leider hatte ich nur wenig bei mir, um etwas zu
kaufen, und selbst wenn ich im Stande gewesen wäre, Einiges
zu kaufen, so war doch die Hoffnung, es sicher nach
Europa zu bringen, bei der Ausdehnung unserer Reise sehr
ungewiss. Auch die Eeinschmiedarbeiten in Agades sind
höchst interessant, obgleich sie nach Europäischen Begriffen
zu sehr in die Augen stechen und roh sind; die Metallverzierungen
sind denjenigen, mit welchen die Spanier im Bin-r
nenlande noch heute ihre langen Dolche schmücken, nicht
unähnlich.
[Montag, 28^tm Oktober.] Während dieser ganzen Zeit
verfolgte ich meine Forschungen über verschiedene Gegenstände,
welche auf Geographie und Ethnographie dieses Thei-
les der Erde Bezug haben. Die Resultate davon sind zum
Theil schon gegeben oder sollen- in einigen der allgemeinen
Kapitel, durch die ich die Erzählung meiner Reise zu unterbrechen
für gut finde, mitgetheilt werden. Ich erhielt ausserdem
manche Besuche von Emgedesischen Handelsleuten, von denen
viele in den nördlichen Provinzen von Haussa, namentlich in
Katsena und Tessaua, angesessen sind, wo das' Leben
unendlich viel billiger ist, als in Agades. Ich fand alle diese
Leute von aufgewecktem Geiste, da sie in einem, zwischen
verschiedenen Stämmen und Nationen der verschiedenartigsten
Organisation gelegenen und durch ein hier zusammen^
treffendes Netz von Strassen mit den entferntesten Gegenden
in Verbindung gesetzten, Mittelpunkt des Verkehrs erzogen
und gebildet worden waren. Mehrere von ihnen hatten sor
gar die Pilgerfahrt gemacht und waren dadurch mit der bezugsweise
höheren Bildung in Egypten und an der Küste in
Berührung gekommen. Ich erinnere mich mit Freuden der
aufgeklärten Ansichten, welche der Mallem Hadj Mohammed
'Omar, der mich mehrere Male besuchte, vom Christenthum
und Isslanl hatte.
Am letzten Tage meines Aufenthaltes nämlich, nachdem
wir uns einige Zeit mit einander über die merkwürdige
Geschichte dieses Platzes unterhalten und ich ihn vergeblich
um Auskunft über schriftliche Urkunden befragt hatte, von
welchen ich bestimmt wusste, dass sie zur Zeit von Bäkiri,
'Abd elKädiri’s Vater, vorhanden waren, lenkte er das Gespräch
plötzlich auf Religion und fragte mich in einer Weise, welche
sein ganzes Erstaunen ausdrückte, wie es komme, dass die Christen
und Moslemin sich einander so feindlich gegenüberständen,
während doch die Grundsätze ihrer Glaubensbekenntnisse so eng
sich berührten. Ich sagte ihm, ich g&ubte den Grund darin
zu finden, dass der grössere Theil der Christen wie der Moslemin
nichfe die Prineipien der Religion, welche sie in der
That nicht verständen, sondern Äusserlichkeiten in Betracht
zöge, welche' eigentlich keine Wichtigkeit für die Religion
selbst hätten. Auch versuchte ich ihm zu erklären, dass in
der Zeit Mohammed’s das Christenthum jene Reinheit verloren
gehabt hätte, -die sein ursprünglicher Charakter gewesen
■sei und mit götzendienerischen Elementen vermischt gewesen
wäre, von denen sich unser Glaubensbekenntniss erst vor
wenigen Jahrhunderten befreit hätte. Die Grundsätze der
Protestanten seien den Mohammedanern unbekannt, die kaum'
mit anderen Christen-Sekten bekannt seien, als den alten der
Jakobiten und Nestorianer.
Wif trennten uns mit dem aufrichtigsten Bedauern.
Am Nachmittag ward ich angenehm von der Ankunft des
Tinylkum Ibrahim überrascht, der, nachdem er uns in Tin-
tellust verlassen, bei seinem älteren Bruder Yussuf, der in
Afa-ssäs wohnte, sich aufgehalten1 diatte. Der Letztere in-
dess war eben nach Damerghü 'gegangen, um Korn zu
kaufen, während Ibrahim nach dem näheren Markt von Agades
kam, um für die Zwischenzeit seines Bruders Haus zu
versorgen.
Da es sein fester Entschluss war, nur einen Tag in Aga