wollten uns mit eigenen Augen von der Unermesslichkeit
und Einförmigkeit dieser Ebene überzeugen; denn wie konnten
wir sonst behaupten, dass sie nicht vielleicht zur Seite
unseres Weges unterbrochen sei!
Wir standen sehr zeitig auf, verloren aber viel Zeit durch
die Zwistigkeiten der Kameeltreiber, welche ungerechtermas-
sen alles schwere Gepäck den Kameelen des jungen unerfahrenen
Targi-Burschen 'Ali Karamra aufzubürden suchten.
Sie erregten zuletzt seinen Unwillen so stark, dass eine gewaltige
Rauferei entstand.
Ich muss hier ein Paar Worte über diesen Burschen sagen,
der, obgleich sein Benehmen oft närrisch und lächerlich war,
doch in manchen Beziehungen mein Interesse erregte. Er gehörte
zu einer Familie von Tuaregs aus dem Stamme der
Matrllelen, die im Wadi el gharbi angesessen waren, und war
von seinem Yater mit drei Kameelen nach Tripoli geschickt,
11m sein Glück zu versuchen, während es im Allgemeinen überaus
selten ist, dass Tuaregs ausser Tinylkums je nach Tripoli
kommen. Er war ein schlanker, wöhlgewachsener junger
Mann von glänzender, hellschwarzer Hautfarbe und mit
altegyptischem Profil, wie ich sonst bei seinen Landsleuten
Wenige gesehn habe; im Ganzen war er zurückhaltend und
wenig mittheilend, aber, wenn man sich mit ihm einliess, sehr
gutmüthiger Natur.
Endlich waren wir auf dem Marsch und fingen allmählich
an, längs der grünen Krautrinne , welche an der Abdachung
des Hochlandes herabziebt, gemach anzusteigen. Ich bot dem
Römischen Grabmal ein herzliches Lebewohl, als es in der
Entfernung zur Rechten verschwand; und wohl war es ungewiss,
ob ich auf dem weiteren Marsche noch ein anderes Denkmal
der Macht jener grossen Nation sehn sollte.
Das flache Wadi Lebaerek, welches sich, mit Wadi Schäk
vereinigt, war noch mit ghatüf und retem geschmückt, und
nicht eher, als bis wir den kleinen, gleichfalls „Lebaerek”
genannten Hügel hinter uns hatten und wiederum angestiegen
waren, befanden wir uns wirklich auf der Schrecken
erregenden Hammäda.
Eine Hammäda war mir nichts Neues; ich hatte mehrere
Hammäden auf meinen Tunesischen Wanderungen durchschnitten
; hier aber war es die Hammäda, die eine wohlbekannte,
heissglühende, wasserlose Ebene, die sich in ungeheuerer Ausdehnung
durch diesen Theil Nord-Afrika’s ausbreitet und den
weiten Umweg der östlichen Strasse bedingt hat, jener Strasse,
welche die beiden früheren Expeditionen, Ritchie sowohl wie
Oudney mit ihren Begleitern, eingeschlagen hatten. Dies war
die Neuheit unseres Unternehmens, dass wir selbst hier in so
geringer Feme von der Küste ganz neue Gegenden der Kennt-
niss eröffneten.
Das von Tabonleb* nach diesem Punkte gemach ansteigende
Terrain heisst „el mudhär mtä, el hammäda” , und
die Stelle, wo die Hammäda wirklich anfängt, „Bü-ssafar”.
Der letztere Name schreibt sich von der Pflicht her, zu deren
Erfüllung jeder Pilgrim, der von Norden kommt und
diese; gefürchtete Zone früher noch nicht betreten hat, angehalten
ist, namheh einen Stein den von früheren Reisenden
aufgeworfenen Halden beizufügen. Aber trotz aller Bedeutung,
die man dem traurig-öden Charakter dieser Region
z^schreibt, fand ich sie bei weitem weniger nackt und
kahl, als ich sie mir vorgestellt hatte. Mit Verwunderung
sah ich gleich hier zur Rechten unseres Pfades eine kleine Einsenkung,
welche mit ihrem Grün einen ganz frischen Anblick
gewährte. Angeblich soll sie sich in einer Verzweigung bis
Ghadämes erstrecken; dies ist aber gewiss eine Übertreibung.
Jedoch fand ich in der Folge, dass die ganze Ausdehnung der
Hammäda von Stellen frischen, wenn auch spärlichen Krautwuchses
belebt wird. Dies; ist ein wichtiger Umstand für die
Ausdauer der Kameele. Eine andere Folge dieses Umstandes
ist freilich auch, dass der Reisende nur langsam vorwärts