nen Tadjett-erat*) hat. Da wir jedoch noch mit Wasser
von Arökam versehen waren und der Brunnen Aisalen nicht
mehr weit entfernt war, liessen wir jenen seitwärts liegen.1
Wir lagerten endlich in einem Thale, das mehrere Zweig-
thäler aufnimmt und daher reichlich mit Kraut versehen ist.
DieKel-owTs waren sehr geschäftig, Yorrath davon für den
gänzlich kahlen Weg bis As'iu zu sammeln, während wir,
da einer unserer Diener ganz untauglich zur Arbeit war,
ihrem Beispiele nicht folgen konnten. Mit diesem Burschen,
Ibrahim dem Foraner, waren wir recht unglücklich gewesen.
Wir hatten ihn nämlich in Mursuk gemiethet und am selben
Tage, an welchem wir Rhät verliessen, fing er an, so sehr
am Guinea-Wurm zu leiden, dass er fast zu jeder Arbeit
untauglich war. Die „vena Medinensis ist sehr häufig bei
Leuten, welche diese Strasse bereisen. Auch Amaukeilitt
daran und war zu Zeiten mehr eine Last als Hülfe. Es
war diese Krankheit, die, wie bekannt, James Bruce selbst
nach seiner Rückkehr nach Europa befiel, vor der ich mich
während meiner Reisen in Central-Afrika stets am meisten
fürchtete; glücklicherweise aber verloren sich bei mir, sowie
auch bei Overweg und später bei Dr. Vogel, die Ursachen
zu ihr in einem weniger schweren Übel, nämlich offenen Wunden
an den Beinen, die uns fast alljährlich am Ende der Regenzeit
befielen. Wenn die bösen, von schmutzigem Wasser
beladenen und von der Hitze erregten Säfte sich nicht auf
diese Weise entladen und in stärkerem Grade wirken, so
bringen sie, glaube ich, die Vena hervor. Ich wer<fe öfter
Gelegenheit haben, auf diesen Gegenstand zurückzukommen.
Gegen Sonnenuntergang erstieg ich die sehr bedeutenden
östlichen Felswände und erhielt von der höchsten Spitze, die
sich wohl 1200 Fuss über den Thalgrund erhebt, eine be-
«) Die beiden Namen Tadjätt-erat und Aes4ttere haben offenbar eine enge
Beziehung zu einander;
deutende Fernsicht. Die ganze Formation besteht aus Granit
und ihm verwandten Steinarten, Mica, Quarz und Feld-
spath. Der Thalgrund trug unverkennbare Spuren eines Regenbaches,
welcher gelegentlich den Boden erfrischt; dasselbe
war der Fall bei mehreren kleinen Schluchten, welche von
den südöstlichen Felsmassen herabsteigen.
[Montag, 12ten August.\ Unsere Strasse schlängelte sich
im Thale entlang, das weiterhin mehr Ethel- als Talhabäume
und ausserdem vereinzelte Asklepiadeen hervorbrachte. Nach
einer Strecke von Meilen kamen wir an zwei Brunnen,
aus welchen wir einen geringen Vorrath Wasser einnahmen;
sie waren mur 4 Fuss tief. Die Granitformation am Fusse
der. östlichen Felswand war überaus schön und hatte ganz
das Aussehn von Syenit, — Während wir Wasser einnahmen,
flogen Schwärme wilder Hühner über unsere Köpfe hin und
gaben durch Schreien ihren Unmuth darüber zu erkennen
dass wir sie aus ihrem einsamen Zufluchtsort aufgescheucht
hatten,. ,
Auf unserem ferneren Wege erfreute ums die abwechselnde
Vegetation, welche wir in diesen abgeschlossenen Thälern
fanden. Mitunter war es der Ethel, dann der Talha, zu
anderen Zeiten wieder die Addua oder der Abörak, welche
Leben verbreiteten. Der Bericht Amaukei’s, welcher uns
entgegenkam, dass er die Karawane der Tinylkum in Aissala
zurückgehalten habe, um auf uns zu warten, erfreute uns
nicht wenig, und wir setzten unseren Weg um so wohlge-
muther fort. Ehe wir indess den Brunnen erreichten, änderte
sich der Charakter der Landschaft gänzlich. Die Felswände
waren hier zerrissen und isolirte Massen von Blöcken
wahrhaft cyklopenartig aufeinandergethürmt, wie es eben nur
die Natur thun kann, während die Einsenkung selbst so mit
Granitblöcken bestreut war, dass kaum eine Passage blieb.
Durch diese grossartige Verwirrung abwärts steigend, gewannen
wir bald den frohen Anblick des Lagers unserer Karawane,