dem Geschmack eines Europäers nach alle Gerichte; das
erstere aber ist mehr als dreimal so tlieuer als das letztere.
In Bezug auf den Preis, welcher in Bilma bezahlt
wird, hat Herr Richardson *) eine leichte Verwechselung begangen;
anstatt nämlich, dass in Bilma 3 Sekka Negerkorn
für 2 Käntii Salz bezahlt würden, bezahlt mau 2 Sekka für
3 Kant ü.
Am Abend war „urgi” oder „eddil” und „adellul” — Spiel
und Tanz in der ganzen Ausdehnung des grossen Lagers
der Salzkarawane. Die Trommler — „ma-ssii-gängä” — wetteiferten
mit einander, wer den anderen übertreffen könne; dabei
fand ich denn, dass unser eingebildeter Trommler Hassan,
der als lustiger Musikant mitunter seine Pflicht als Ka-
meellniter zu vergessen pflegte, aber doch dann und wann
um ein kleines Geschenk hat, an Fähigkeit weit hinter seinem
Kollegen von der uns nächsten Abtheilung zurückblieb.
Dieser trommelte wirklich mit vielem Geschick und erregte
allgemeinen Enthusiasmus unter den Tanzenden. Die vielen
lebhaften und munteren Scenen, die sich über eine weite,
malerische, von wild aus Steinblöcken aufgetkürmten Felsmassen
miterbrochene Landschaft aushreiteten und von grossen
Feuern beleuchtet wurden, gaben in der That ein heiteres
Bild eines regen Volkslebens ah, über welchem der Reisende
leicht die schwachen Seiten, welche dieses Wüstenleben
sonst haben mag, vergessen kann.
[Sonntag, löten Dezember.] Der allgemeine Aufbruch des
vereinigten AM geschah mit grösser Rüstigkeit, Ein wilder,
enthusiastischer Ruf, der vom ganzen Lager widerhallte, antwortete
dem Schlagen der Trommeln. Denn die Kel-owl sind,
obwohl durch den Einfluss der schwarzen Bevölkerung in hohem
Grade civilisirt, doch noch immer halbe Dämonen oder,
wenn ich mich eines volksthümlichen Ausdruckes bedienen
*) Kichardson’s Narrative, vol. II, p. 117 (der Englischen Ausgabe).
darf, halb besessen, während der reinblütige, freigeborene
Amö-scharh als TSrki, ba Asbentslii, Kindin, Tschapäto, oder
mit welchem Namen er immer bezeichnet sein mag, von allen
Nachbarstämmen, Arabern wie Afrikanern, als ein ganzer Dämon
oder Besessener — ,,djin” — betrachtet wird.
Ungeachtet des Lärmens waren wir über die kleine Anzahl
salzbeladener Kameele, welche Annür’s Karawane ausmachten,
erstaunt; denn ihrer waren sicherlich nicht mehr als 200,
und ihre Ladung konnte in Kanö nicht mehr als höchstens
3000 Dollar einbringen, was, wenn es die bedeutendste Einnahme
des Häuptlings bildet, sehr wenig scheint. Die ganze
Karawane, will ich hier nur beiläufig erwähnen, umfasste an
Kameelen gewiss nicht mehr als 2000; ich werde aber auf
diesen Gegenstand weiterhin zurückkommen, nachdem ich
Gelegenheit gehabt hatte, alle Abtheilungen, welche den „air”
oder „aM” bildeten, zu Gesicht zu bekommen. „Air” oder
„airi” ist der einheimische, ich möchte sagen, offizielle Name
der Salzkarawane, und selbst die Haussaua, die den Berbern
in so mancher Beziehung nahe verwandt sind und noch gegenwärtig
einen sehr lebhaften Verkehr mit ihnen unterhalten, gebrauchen
dies Wort ganz allgemein. So sagen sie : „airi yasö”,
„die Salzkarawane ist angekommen” ; „airi yätafi”, „die Salzkarawane
ist abgegangen”. Ob aber dies die ursprüngliche
Bedeutung des Namens „air” ist, , oder ob dieser Name von
dem Lande genommen und nur auf die Salzkarawane übertragen
wurde, kann ich nicht entscheiden. Es ist mir indessen
wahrscheinlich, dass dieser Name zuerst dem Heereszuge der
Berber gegeben wurde, welche das Göber-Land Asben eroberten,
und hernach auf das Land selbst übertragen wurde.
Wie enthusiastisch nun auch die Leute dem Trommelschlag
geantwortet hatten, nahm doch das Beladen der Kameele
eine lange Zeit in Anspruch; namentlich fiel es auf, dass
der alte Häuptling so wenig Leute hatte, um seine Abtheilung
marschfertig zu machen. Der Grund davon aber war wahr