erst gegraben und das Wasser also mit der Luft noch nicht
genug in Berührung gekommen war, enthielt es sehr viel
Schwefelwasserstoffgas.
Am folgenden Tage durchschnitten wir mehrere kleinere
Thäler mit einigen Palmbäumen. Ein grösserer Hain schmückte
Wadi Djemäl, der das alleinige Eigenthum eines unserer Kameeltreiber,
Namens Bubakr, war. Er besass hier ein aus alter
Zeit stammendes, aus Backsteinen aufgeführtes Magazin,
das aber ganz mit. Sand bedeckt war. Hier hatte er vierzig
Kameelladungen Datteln aufgespeichert, welche von der „tef-
sirt” genannten Art, von bedeutender Grösse und ausgezeichnetem
Geschmack waren. Sie mundeten unsern Leuten ganz
vortrefflich.
Nachdem wir uns hier einen Augenblick erfrischt hatten,
gelangten wir an den steilsten Anstieg von allen denen , die
wir schon überwunden hatten, so dass selbst mein kräftiger
und unermüdlicher Bü-ssaefi mich nicht hinübertragen konnte
und ich ahsteigen musste.
Als wir diesen mächtigen Sandrücken nach vieler Anstrengung
hinter uns hatten, wurde uns versichert, dass nun alles
„Uär”, jede schwierige Passage, vorüber sei. Wir hatten in-
dess doch immer noch einige schwierige Stellen zu überwinden.
In Wadi Gella, das wir zunächst durchschnitten, fanden
wir die Eusstapfen einer grossen Heerde Schaafe. Hier weidete
auch ganz einsam ein Kameel, welches in diesem Distrikte
vollauf sein Futter findet und an dem flachen Brunnen
in Wadi Uglah ohne die Hülfe eines Menschen seinen
Durst löschen kann.
Von hier stiegen wir in das Wadi Tigidaefa hinab, wo wir
bei zwei zusammenstehenden Palmbäumen, den einzigen im
ganzen Thale, lagerten. Ein reicher Brunnen mit gutem Wasser,
von dichtem Palmgebüsch beschattet, war in der Nähe.
Alles zusammengenommen, war es ein sehr zufriedenstellender
Lagerplatz; er hatte nur den Fehler, dass der ganze Boden
voll von Kameeiwanzen war, wie das gewöhnlich mit diesen
Lagerplätzen der Fall ist.
[Mittwoch, l sten Mai.\ Getrieben durch einen allgemeinen
Impuls von Energie, brachen wir heute zu sehr früher Stunde,
etwas nach 2 Uhr Morgens, auf, um endlich aus den Sanddünen
hinaus in das Wadi zu gelangen. Nach 7 Stunden ununterbrochenen
Marsches erhielten wir denn auch die erste
Ansicht der steilen und jähen Felsenwände, welche die Südseite
des Wadi begrenzen. Sie bildeten einen wunderbaren
Gegensatz gegen die weissen Sandhügel im Vordergründe;
indem sie sich in horizontaler schwarzer Linie, welche, gegen
die Enden auf beiden Seiten schwächer und schwächer wurde,
ausstreckten, veranlassten sie das trügerische Gebilde eines
See’s in weiter Ferne. Der kühle Ostwind, welcher uns am
Morgen erquickte und einen schönen Tag versprach, schlug
gegen Mittag, wie das nur zu oft der Fall ist, in einen heis-
sen Südwind um, der uns höchst unbehaglich wurde und
die Ermüdung empfindlich fühlen, Kess. Die Unannehmlichkeit
wurde dadurch noch bedeutend erhöht, dass sich die Entfernung
als weit grösser herausstellte, als wir erwartet hatten,
und es war schon beinahe 2 Uhr Nachmittags, als Herr Ri-
chardson und ich, die wir weit vor der Karawane voraus
waren, den Rand des Wadi erreichten. Bald darauf gelangten
wir an den Brunnen Moghräs am Fusse zweier vereinzelter
Palmhäume, wo wir eine Frau mit zwei niedlich gekleideten
Kindern fanden. Sie gehörte zu den Asgar - Tuaregs, einem
Stamm, der seine Wohnsitze jetzt weiter im Westen hat, aber,
wie klar nachgewiesen ist, erst allmählich aus den Gegenden
Libyens, an den Grenzen Cyrenaika’s, über diese Gegenden
Fesäns dahin gedrängt worden ist, so dass diese Familien
nur wieder aus ihren öderen neueren Wohnsitzen in die fruchtbareren
älteren zurückgekehrt sind.
Die Leute führen hier ein patriarchalisches Leben, haben
sich leichte Hütten aus Palmblättern gebaut und treiben Ka