wie die Städter. Diese belästigten und quälten uns den ganzen
Abend und folgenden Morgen und gaben uns eine Ahnung
von dem, was wir in der Folge zu erdulden haben sollten.
In der That bewahrheitete sich in der Folge vollstän-
dig die Drohung eines der Hogär, der sich mir namentlich
längere Zeit aufdrängte, dass nämlich der Weg vor uns für
uns verschlossen und nicht mit Waffen, sondern nur mit reichlichem
Geld und anderen Geschenken zu eröffnen sei.
Gelangweilt durch den unbehaglichen Aufenthalt hier, begleitete
ich am Nachmittag zwei von Herrn Eichardson’s-Leuten
und den jungen Sohn Yussuf Muckeni’s , welche in die
Stadt zu gehn beabsichtigten, um etwas Geflügel einzukaufen.
Zwei der Stadtleute folgten uns und wollten durchaus ein
Geschenk von mir erzwingen. Einer von ihnen flösste mir die
Besorgniss ein, er werde durch den unaufhörlichen Ruf der
Stichworte seines Glaubens die Leute gegen mich aufhetzen.
Die Stadt war etwa 1 | Meile von unserem Lager entfernt,
und da ich einmal bis an ihre Thore gekommen war, beschloss
ich nach einigem Zaudern, auch das Innere zu betreten. Das
Städtchen bildet ein ziemlich regelmässiges Viereck und steht
auf einem offenen Platze am östlichen Fusse einer sandigen
Anhöhe. Es ist mit einer aus Lehm sehr regelmässig aufgeführten
Mauer — „agadör” — umgeben, die etwa 25 Fuss
hoch und mit viereckigen Thürmen versehen ist.
Wir betraten den kleinen sauberen „agherim” durch das
östliche Thor. -Dies ist durch einen Thurm vertheidigt und
hat deshalb den Eingang von der Seite; er führt zuerst auf
einen kleinen Burghof mit einem Brunnen, von wo aus dann
eine andere, mit einem Bogen bedeckte Passage in die Strassen
führt. Die Strasse heisst auf Tema-schirht „tescharröt”.
Hier sassen mehrere Frauen, wohlgebaut, von ziemlich vollen
Formen und anständig gekleidet, ruhig an den Wänden der
Häuser, anscheinend um die Kühle des Nachmittags zu gemessen;
denn sie hatten keinerlei Beschäftigung, noch auch
boten sie irgend etwas zum Verkaufe aus. Obwohl ich mit
einem gewöhnlichen Sudan-Hemd bekleidet und ziemlich sonnenverbrannt
war, schien sie doch meine hellere Haut zu erschrecken,
da'ihr Gesicht nicht verschleiert war, und Einige
zogen sich mit einem „la ilah” in das Innere der Häuser zurück.
Ich wurde indess von Niemandem belästigt oder beleidigt;
im Gegentheil fand ich zu meiner Freude, dass viele
der uns Begegnenden meinen Gruss freundlich erwiederten.
Diese Leute waren ohne Zweifel nicht von reinem Berberblute*),
aber leider war ich nicht in der Lage, durch Anknüpfung
einer Unterhaltung mit irgend Einem von ihnen
Klarheit über ihre Abkunft zu erlangen.
Eine beträchtliche Anzahl der Einwo’hner schien abwesend
und wahrscheinlich aufs Land gegangen zu sein, das heisst
in ihre Dattelwäldchen, um Sorge für die Ernte zu tragen;
denn die Frucht war in der Reife. Der kleine Ort hatte
daher neben seiner Sauberkeit und Reinlichkeit entschieden
den Charakter der Stille und Einsamkeit. Es ist allerdings
kein Handel in der Stadt, wie das in Rhät freilich der Fall
ist; der Reichthum der Bewohner hängt einzig von ihren
Datteln und ihrer Saat ab; aber nichtsdestoweniger sagt
man, dass sie besser daran wären, als die Bewohner jenes
Ortes, welche den unaufhörlichen starken Erpressungen der
Tuaregs ausgesetzt sind. Dies hat seinen Grund in deren
Abkunft, während sich anderseits die Leute von Iberke gewisser
Privilegien erfreuen.
Die Häuser waren sämmtlich von zwei oder auch drei Stockwerken
und gut gebaut; der Lehm war höchst sauber geglättet.
Auch das Innere der Stadt ward von einigen Palm-
*) Diese Berber-Bewohner von El Bärakat führen den Namen Kel-elbära-
kat; das ist aber kein eigentlicher Stamm-, sondern Wohnname, und ich bin
nicht im Stande, ihren eigentlichen Stamm anzugeben. Sie zählen etwa hundert
freie Männer.