er ein ganz gewandter Mensch, zu sein, der auf eine oder
die andere Weise sich mit dem Statthalter1 der Provinz auf
dem besten Fuss zu erhalten weiss. Er theilte uns einige
Anekdoten von der vorigen Expedition mit, unter Anderm
eine höchst mysteriöse Geschichte von einem als Moslim verkleideten
Dänischen Reisenden, den die Gesellschaft in Bomo
angetroffen, wohin er vonDar-For über Wadai vorgedrungen
sei. Im Tagebuche der Expedition findet sich nicht die leiseste
Erwähnung eines so wichtigen Begegnisses, noch hat je
etwas von solcher Unternehmung eines Europäischen Reisenden
verlautet, und ich kann kaum an die Wahrheit dieser
Geschichte glauben, obgleich der Erzähler seiner Sache ganz
gewiss zu sein vorgab.
Das kleine Boot, in dem wir uns eingeschifft, war so armseliger
Natur, wie nur irgend möglich. Es hatte nur eine ganz
kleine, niedrige Kajüte, kaum grösser als ein Hundehaus, die
in ihrem grössten Durchmesser sechs bis sieben Fuss mass.
Hier hatten wir, Overweg und ich, bei dem kalten Wetter
ohne irgend ein Yerdeck die Nacht zuzubringen. Wir wurden
wohl die Unbequemlichkeit gewahr, der wir uns aüs-
setzten, aber wir hofften, dass uns eine Fahrt von höchstens
48 Stunden über den Golf hinüberführen würde. Jedoch hatten
wir keine Dampfkraft, worauf wir unsere Rechnung sicher
hätten begründen können, und die Winde in der kleinen
Syrte sind ungemein unzuverlässig. Auch sind die letztem zuweilen
so gewaltig, dass ein kleines Fahrzeug genöthigt ist,
sich der Küste entlang zu halten.
Im Anfänge unserer kleinen Schifffahrt ging es leidlich gut,
aber bald ward der Wind ungünstig, und schon am Abend
des ersten Tages waren wir genöthigt, Nektah gegenüber Anker
zu werfen, und wurden hier zu unserer äussersten Verzweiflung
bis zum Dienstag Nachmittag zurückgehalten. Da
endlich waren wir im Stande, die Fahrt in unserer kleinen,
schwachen Barke fortzusetzen, und erreichten Meheres — nicht
Sidi Meheres, wie es gewöhnlich auf den Karten genannt
wird — im Dunkel der Nacht. Da wir entschlossen waren,
lieber Alles zu versuchen, als uns länger in einen so verzweifelten
Kerker, wie unser Boot war, einzusperren, gingen wir
früh am Mittwoch Morgen mit all’ unserem Gepäck an’s Land,
waren aber nicht im Stande, mit einigen Beduinen aus dem
Stamme der Leffet zu einem Verständniss über den Mieth-
preis ihrer Kameele zu kommen, welche diese in der Nähe
nomadisirenden Araber gerade zu tränken im Begriffe waren.
Der Brunnen hat übrigens sehr salziges Wasser, das
allerdings für dies salzbedürftige Thier höchst zuträglich, für
Menschen aber fast untrinkbar ist. Für die letzteren gibt es
hier eine grosse Cisteme in sehr gutem Bauzustande, die fast
das einzige anständige Gebäude ist, welches der Ort besitzt.
Jedoch geben die emporstarrenden Ruinen einer stattlichen, von
dem Aghlabiten Ibrahim gebauten Burg dem Orte einen malerischen
Anblick. Die Burg hat auf jeder Ecke einen runden
Thurm, und in ihrer Mitte befindet sich eine kleine Moschee.
Ungeachtet der Verödung des Ortes und des wahrhaft
jämmerlichen Zustandes seiner Pflanzungen jedoch ist doch
noch ein gewisser Grad von Industrie da, der, so gering
er auch ist, doch in dem wüsten Zustande, zu dem By-
zacium, einst der Reichthum Karthago’s, gegenwärtig herabgesunken
ist, einen angenehmen Eindruck macht. Mehrere
Leute waren auf dem kleinen Marktplatze emsig mit Verfertigung
von Matten beschäftigt, während in den Häusern umher
Webstühle mit Verfertigung wollener Decken oder sogenannter
Barrakane beschäftigt waren. Aber die ganze Umgegend
bot ein Bild abschreckender Wüstenei dar, über welche
ich mein Auge lange Zeit vom hohen Dache der Cisterne herab
schweifen liess, während sich kein Gegenstand fand, den
Blick zu fesseln, als im äussersten Westen die beiden dem
Anscheine nach gesonderten Gipfel des Berges Wuedrän,
der reich an Schaafcucht sein soll. Ein Unterofficier oder