A-rhälle ist. Der Nachmittag verging mir indess recht angenehm,
da ich ein sehr anziehendes Gespräch mit dem alten
Häuptling hatte, der mich mit einem Besuche beehrte und
manche Punkte von grösster Bedeutsamkeit berührte.
[,Sonnabend, 28*ten Dezember.] Zu ziemlich früher Stunde
brachen wir auf und erstiegen den leichten Abhang; sobald
wir aber die . höhere Fläche erreicht hatten, machten wir
plötzlich Halt. Die Trommeln wurden gerührt, bis alle einzelnen
Züge der Kameele. heraufgekommen waren, und dann erst
setzten wir unseren Marsch fort. Dieses ganze Verhalten verfehlte
nicht, einen tiefen, ernsten Eindruck zu machen; man
sah, ein schwieriger und gefahrvoller Marsch stand bevor.
Anfangs bestand die Ebene fast ausschliesslich aus Kiesboden,
mit Gräsern und* der Alluot genannten Crucifere bewachsen.
Nur vereinzelt sprang hier und dort ein Fels auf;
nach und nach aber wurde der Boden steiniger. Zahlreiche
niedrige Felsriffe, meist aus Gneiss bestehend, setzten hindurch.
Wir fühlten uns zurückversetzt in die einförmigen,
endlosen Kiesflächen, die wir bei Mariau betreten hatten.
Unsere lebendige Hoffnung, endlich die Wüste hinter uns zu
haben, schien vereitelt und ein abermaliger breiter Wüstengürtel
sich vor uns auszuhreiten.
So dahinziehend, stiegen wir allmählich nach einer keineswegs
hohen, aber doch höchst bemerkenswerthen Erhebung,
Namens Abadärdjen, anwärts. Denn, wenn auch klein, bildet
doch dieser Kamm die Nordgrenze einer eigenthümlichen Zone,
einer hohen, sandigen ■, mit wenig Kraut und kümmerlichen
Talhabäumen bekleideten Ebene, welche sich durch einen
grossen Theil des Kontinents zu erstrecken scheint und eine
Übergangsregion von der felsigen Wildniss der Wüste nach
der fruchtbaren Zone des Innern Afrika’s bildet. Diese weite,
unbegrenzte und doch, nicht vegetationsleere Ebene ist zugleich
die wahre Heimath der Giraffe und der Leucoryx genannten
langgehömten Antilope.
Es war gerade Mittag, als wir den Kamm dieses Gürtels
erreichten und einen überraschenden ungemessenen Blick gewannen/
Der tiefsandige Boden wa r dicht mit der Bü-rek-
keha genannten Graminee und in weiten Zwischenräumen mit
kleinen Talhabäumen bewachsen. Nur vereinzelt brach hier
und da ein Granitblock von der Oberfläche hervor; die Felserhebung
selbst blieb uns etwas weniger als eine Meile zur
Linken. Zwei Meilen weiterhin lagerten wir uns. Eine sehr
lange Ahre des Pennisetum typhoideum, die heute von einer
Pflanze, welche am Rande unseres Pfades wild wuchs, abgebrochen
wurde, hot' den interessantesten Gegenstand dieses
Marschtages dar. Ganz zufällig gelangten wir auch heute
in den Besitz des ersten Strausseneies. Das Thal von Tin-
. teggana war voll von diesen Vögeln. Nur die Jahreszeit scheint
bemerkenswerth, da in den entsprechenden Nil-Ländern Februar
und März als die Monate gelten, wo der Strauss briL
tet, und wir erhielten in der Folge mehrere Eier, deren Bewohner
schon fast zum Auskriechen reif waren. Um jedoch
auf dies erste Straussenei zurückzukommen, so verschaffte es
uns-als -schmackhafte Abwechselung in unserer einfachen Kost
grosses Vergnügen, vieleicht mehr, als wissenschaftlche Reisende
an so materielem Genüsse empfinden solten. Der heutige
Tag war auch bemerkenswerth, w e l Gadjere, „der Kurze”,
ein treuer Diener Annür’s , zu unserer Karawane stiess. Er
kam von Agades und war mir damals alerdings ganz gleichgültig,
trat mir jedoch in kurzer Zeit sehr nahe und nimmt
jetzt einen hervorragenden Platz unter den Gegenständen erfreulicher
Rückerinnerung meiner Reise ein.
[Sonntag, 29sten Dezember.] Wir waren beim Aufbruch erstaunt
über die grosse Menge des vortrefflichen, von den Arabern
„hhäd” genannten Futterkrautes, welches die Ebene bedeckte,
während diese Pflanze, welche von den Arabern als
das nährendste aller Wüstenkräuter für das Kameel betrachtet
wird, bisher auf unserem Wege noch gar nicht von uns