„kischlali” erhalten, welche .seinen nördlichen Theil einnimmt.
Diese Kischiah ist ein grosses viereckiges Gebäude mit einem
sehr geräumigen Waffenplatz im Innern, um welchen umher
die Hauptzimmer des Gebäudes angebracht sind. Die
Gemächer der Officiere nehmen die Ostseite ein, während
sich die langen Säle für die Soldaten an den übrigen Seiten
hinziehen. Das Gebäude soll 2000 Mann beherbergen können,
obwohl gegenwärtig nur 400 einquartiert waren, die
ebenso bequemes Quartier wie gute Nahrung hatten. In der
That, wenn man die tägliche Kost dieser Leute mit der der
übrigen Bevölkerung vergleicht, so findet man einen ungeheueren
Abstand, und doch würde jeder Fesäner lieber Hungers
sterben, als freiwillig dieses Kommissbrodes theilhaftig
werden.
Die folgende Skizze des Planes wird eine ziemlich genaue
Idee von dem ganzen Charakter der Stadt zu gehen vermögen.
1 Zollhaus.
2 Thorwache.
3 Wachthaus.
4 Haus des Englischen Agenten.
5 Kleiner Garten desselben.
6 Haus des Scheich von Borno.
7 Moschee.
8 Hofplatz der Kasbah.
9 Kaserne.
10 Treppe in das Innere der
Kasbah, wo der Statthalter
residirt.
In Bezug auf Handel ist die Stellung Mursuks sehr von
derjenigen von Ghadämes verschieden. Während nämlich die
letztgenannte Stadt der Wohnort reicher Kaufleüte ist, welche
in der That ihr ganzes Vermögen in Handelsunternehmungen
anlegen und ihre eigenen Waaren nach Hause bringen, ist
Mursuk vielmehr ein Zwischenplatz, als Sitz eines bedeutenden
Handels, und der Ort leidet daher stets Geldmangel. Die
auswärtigen Kaufleute nehmen den für verkaufte Waaren eingehandelten
Preis mit sich hinweg; die Medjähera bringen ihren
Verdienst nach Djälo, die Tebu oder Teda nach Bilma und
Bomo, die Leute von Tauat nach ihren jedesmaligen Hei-
mathsorten. Nur wenige der hauptsächlichen Kaufleute von
Mursuk sind da heimisch. Mohammed el Chueldi, Mohammed
Baschä Bü-Chalüm undHadj Mohammed ben'Alüa sind
aus Udjila gebürtig; Mohammed Effendi Mukirsi, Mohammed
el Amri, Hadj Mohammed Baschäla und Hadj e’ Snüsi Gha-
saeli gehören nach Sokna; so verbleiben nur als wirklich hier
angesessene Kauf leute Scherlf Barkän, Salah bü-Fonäs (derselbe,
welcher in der Folge bei der Revolution in Bomo ge-
tödtet wurde) und Sen ben Ali. Alle diese Kaufleute sind in
Mursuk wohnhaft; ausser ihnen waren unter denen, welche den
Ort zu ihrem zeitweiligen Wohnplatz machen, die Angesehensten
die drei Medjähera*), nämlich Ibrahim elMukaesiri (dessen
Bekanntschaft ich in Tripoli gemacht hatte, der aber
bald darauf, während er in seiner Heimath Djälo eine Kafla
sammelte, um wieder nach Borno zurückzukehren, an der
Pest starb); iBaträn und Ibrahim el Beschära.
Ausserdem muss bemerkt werden, dass in Bezug auf Handel
der Zustand der westlichen oder Sudanstrasse weit günstiger
ist, als derjenige der Strasse nach Borno. Denn während
auf jener die Tuaregs stets bereit sind, irgend welche Anzahl
von Kameelen zum Waarentransport zu liefern, und dabei Sicherheit
verbürgen, ist die Strasse nach Borno, welche die
nächste für Mursuk ist, in so unsicherem, gefährdetem Zustande,
dass der Kaufmann seine Waaren auf seinen eigenen
*) Medjabera ist der Plural von Medjebri, dem Namen der Einwohner des
kleinen, aber überaus wichtigen Handelsortes Djälo, in geringer Entfernung
von Udjila. Die Einwohner von Udjila selbst sind arme Fellaheh und nicht
Kaufleute; aller Handel ist in Djälo.