nur wenige Fuss unter der Oberfläche des steinigen Bodens,
doch sich mitunter in beträchtlicher Grösse hinstreckend, wo
eine Fülle von Gräsern und Mimosen von mittelgrossem
Wüchse wucherte. Die Strasse wurde nun recht belebt und
mit einem gewissen Gefühle nationalen Stolzes zeigten mir
meine Geführten in der Feme die hohen Mesälladjeh, den
Ruhm von Agades.
Jedoch sollten wir diese merkwürdige Stadt noch nicht betreten;
denn nachdem wir Vorrath von Wasser eingenommen
und unseren Durst gelöscht hatten, machten wir uns zu
meinem höchsten Erstaunen daran, uns Morgens 7 j Uhr in
einer der flachen Einsenkungen zu lagern, und ich musste
nun hören, dass wir hier nach alter Sitte bis gegen Sonnenuntergang
liegen bleiben würden, um die Stadt erst im Dunkeln
zu betreten. Hier kamen zwei zu Pferde berittene Männer
aus Agades zu uns, der Sohn des Kadhi mit einem Begleiter.
Ich glaube, sie waren absichtlich herausgekommen,
um uns zu sehn. Sie hatten ein sehr ritterliches Aussehn
und waren für mich von höchstem Interesse, da sie die ersten
zu Pferde berittenen Männer waren, welche ich in diesem
Lande sah. Der Sohn des Kadhi, ein schöner, schlanker
Mann, war in eine Tobe und Beinkleider von Seide und
Baumwolle .gekleidet; er trug ausser Schwert und Dolch
nur einen eisernen Speer, aber keinen Schild. Am interessantesten
jedoch waren für mich ihre Steigbügel; diese glichen
in ihrer Gestalt sehr den Europäischen, waren aber aus
Kupfer gearbeitet; aus diesem Metall bestand auch der Zie-
rath des Geschirres ihrer Pferde. Auch ihre Sättel waren
denen sehr ungleich, die ich bisher in diesen Ländern gesehn
hatte, und glichen mehr dem Alt-Arabischen Sattel, der vom
Englischen sehr wenig verschieden ist.
Während wir hier gelagert, waren, kaufte ich von Hamma
eine schwarze Sudan-Tobe, welche über einer anderen gleichfalls
sehr weiten Tobe oder Hemd von weisser Farbe getragen
und von einem weissen Bernus bedeckt, mir ein der Landessitte
mehr entsprechendes Aussehn verlieh und ausserdein
durch das Abfärben. des Indigo meine Haut bald einige
Grade dunkler machte. Diese äussere Anbequemung an die
Landessitte stellte der verständige Hamma als zur Sicherung
meines Erfolges unumgänglich nöthig dar und sie
hatte noch den Vortheil, dass sie das allgemeine Gerücht
hervorrief, der Landesherr selbst habe mich mit diesem Anzuge
beschenkt.
Endlich, als die Sonne beinahe schon untergegangen war
und es bekannt wurde, dass die Kel-geress und I-tl-ssan, die
in grösser Anzahl nach Agades gekommen, um von hier aus
nach der Einsetzung des neuen Sultans ihre Reise nach
Bilma fortzusetzen, sich in ihre Lager in einiger Entfernung
von der Stadt zurückgezogen, brachen wir auf und trafen
bald mit mehreren Leuten zusammen, welche aus der
Stadt kamen, um meine Gefährten zu begrüssen. So betraten
wir die Stadt, und durch ein halb verlassenes und verfallenes
Viertel ziehend, erreichten wir bald Annür’s Haus,
das uns während unseres Aufenthaltes in der Stadt zum
Wohnorte dienen sollte. An einem fremden Orte in der Nacht
anzukommen, ist aber stets eine unangenehme Sache und
muss es noch viel mehr werden in einem Lande,- wo es keine
Lampen gibt. Es dauerte daher einige Zeit, ehe wir uns
einigermassen behaglich fühlen konnten.
Ich war in der That sehr glücklich, mich von Seiten unseres
früheren Reisegefährten 'Abd el Kader einer gastfreundlichen
Behandlung zu erfreuen. Er wohnte in einer Kammer, welche
an die meinige stiess, und sandte mir ein wohlzubereitetes
Gericht Küskussu, das aus Mais gemacht war; ein Gericht
Reis, das mir eine der hier wohnenden Frauen Annür’s sandte;
konnte ich dagegen durchaus nicht schmackhaft finden. Es
war nämlich ganz ohne Salz zubereitet, eine Art Kochkunst,
welche mir später weniger unerträglich wurde, mich aber
Barth's Reisen. 1. 5 5