[.Donnerstag, 18ten Juli.\ Wir setzten unseren Marsch fort,
in der sicheren Erwartung, bald Rhät*), die zweite grosse
Station auf unserer Reise, zu erreichen. Das Thal verliert
nach einiger Zeit seinen Schmuck von Ethelbäumen und
lässt einen Blick auf die kleine Stadt thun. Diese liegt am
nordwestlichen Fusse einer felsigen Anhöhe, welche in die
Mitte des Thaies vortritt und an ihrer Westseite mit Sand-
hügeln umgehen ist. Die Pflanzung dehnt sich in einem langen
Streifen nach SSW. aus; eine andere Gruppe, welche
von der Pflanzung und der stattlich aussehenden Schlosswohnung
Hadj Ahmed’s gebildet wird, liess sich gegen Westen
sehn. Hier wurden wir von Mohammed Scherif, einem Neffen
Hadj Ahmed’s, eingeholt. Er war in einer glänzenden Kleidung,
halb Targisch, halb Arabisch, und ritt ein sein- gutes
; Pferd von Tuater Zucht. Wir trennten uns mm von Hatlta,
um nicht die Neugierde und Zudringlichkeit der Städter zu
erregen, und nahmen unseren Weg um die Nordseite des Stadthügels.
Trotzdem kamen eine grosse Menge Jungen aus der
Stadt und bildeten eine interessante Scene , als sie Yaküb
(Herrn Richardson) von seiner früheren Reise her erkannten.
Auch manche andere Leute kamen ans der Stadt und blieben
zum Theil gleichgültige Zuschauer, während Andere uns
freundlich willkommen Messen. Die Knaben mit ihrem Haarkamm
auf dem geschorenen Haupte sahen eigenthümlich aus
und erregten unser volles Interesse.
*) Ein- für allemal sei hier bemerkt, dass, einzig in dem Wunsche, den Namen
den rechten Klang zu geben, mit welchem sie von den Eingeborenen ausgesprochen
werden, und durchaus ohne Anmassung von Gelehrsamkeit, welche
zu vermeiden mein Hauptbemühen hier ist, ich mich genöthigt’ gesehn habe,
Rhät und nicht Ghät zu schreiben. Das ghain der Araber hat einen zwiefachen
Klang, manchmal als gli, mitunter als rh, und ich kann nicht einsehn,
warum wir diesen Unterschied im Deutschen nicht ausdrücken sollten. Von
derselben Ansicht ausgehend, werde ich stets Sonrhai, nicht aber Songhai
oder Sunghai schreiben,v ebenso Imrhäd und nicht Imghäd. I
\\
So erreichten wir denn die neue Pflanzung Hadj Ahmed’s.
Hadj Ahmed ist der tituläre Statthalter. Er hatte ein getrenntes
Nebengebäude seiner stattlichen Wohnung zu unserem
Empfange bereit gemacht. Hier fanden wir die bedeutendsten
Persönlichkeiten der Stadt, welche uns mit viel Höflichkeit
und Freundlichkeit empfingen.
Vor Allem interessant war jedenfalls Hadj Ahmed seihst,
ein Mann von ernstem und würdigem Benehmen , der sich,
obwohl ein Fremder im Orte (er ist aus Tuat gebürtig),
durch seinen Takt und durch glückliche kaufmännische Geschäfte
zu einer fast fürstlichen Stellung emporgeschwungen
und zu gleicher Zeit wirklich eine neue Stadt mit glänzenden
Anlagen zur Seite der alten gegründet hat. Seine
Stellung als Oberherr von Rhät in Beziehung zu und ge-
wissermassen in Opposition gegen die Tuareg-Häuptlinge ist
ohne Zweifel eine höchst eigenthümliche und macht einen
Aufwand von Gewandtheit, Vorsicht und Geduld höchst
nöthig.
Was uns anhetraf, so bin ich überzeugt, dass er uns hei
unserer Ankunft nicht mit Missvergnügen sah, sondern im
Gegentheile sehr erfreut war, eine .Mission der Englischen
Regierung unter seinem Dache zu bewirthen, da er mit den
edlen Absichten derselben nicht ganz unbekannt war. Aber
seine aussergewöhnliche und abhängige Stellung erlaubte ihm
nicht, frei nach dem Eingeben seiner Neigung zu handeln,
und ich könnte auch nicht sagen, dass er eine so warme
und edle Anerkennung gefunden hätte, wie seine ersten
Schritte mir zu verdienen schienen.
Ausser ihm waren die Hauptpersonen bei unserem ersten
Zusammentreffen sein Neffe Ahmed Mohammed Scherif, derselbe,
welcher uns einzuholen gekommen war. Er war ein
gewandter, aber etwas eingebildeter junger Mann von höflichen
Manieren; im Verfolge meiner Reisen traf ich mit
ihm noch wiederholt im Sudan zusammen. Ferner nahm an