gärten und Baumpflanzungen vernachlässigt und nur etwas
Korn wird gebaut, um dem dringendsten Bedürfnisse zu begegnen.
Die oberste der erwähnten Quellen, deren es sechs
geben soll, trägt den unarabischen Namen Smä Bhaein. Jenseits
des Thaies, mehr südlich, ist Djehaescha; weiter westlich
Usäden, schon von Gaptain Lyon erwähnt, mit einer
Kapelle; Gebä, gleichfalls mit einer Kapelle, und nach Nord
hin Schetän, weiterhin Messufin. Die interessanteste Angabe,
welche ich von meinen Freunden erhielt, war, dass die Landschaft
jenseits Kuleba — einem Dorfe, welches die Südgrenze
des Ghuriän bildet — Ghadäma heisst, ein Name, der zweifellos
mit dem von Ghadämes in Verbindung steht, obwohl
wir wissen, dass der letztere an 2000 Jahre alt ist.
Wir setzten dann unseren Marsch durch das Thal nach
Nordost fort, Hessen das Dorf Bü-Mät, sowie die zerstörten
Plätze Hanschir*) MetelÜi und Hanschir Djamüm zur Seite
und erreichten die Ruinen einer anderen alten Wohnstätte,
Namens Hanschir Ssettära, in der Mitte eines Olivenwäldchens.
Die Häuser waren hier im Allgemeinen aus kleinem, unregelmässigen
Gestein erbaut, aber sie standen im auffallendsten
Gegensätze zu zwei ungeheueren, aufrecht stehenden Pfeilern,
10 Fuss lang und regelmässig behauen. Ich hielt sie
zuerst für Überreste eines grossen Gebäudes, fand aber später
an der grossen Menge anderer Pfeiler derselben Art,
dass sie ein selbstständiges Werk und wahrscheinlich zu religiösen
Zwecken errichtet wären.
Während ich von hier nach unserem Lager zurückkehrte
und eine grosse Menge Safranpflanzungen passirte, Hessen
die Bewohner von Gamüdi, welche meine GeseUschaft nicht
verlassen mochten, ihrem Hasse gegen die Türken ganz ungezügelten
Lauf. Während ich den Reichthum ihres Landes
*) ich will nur beiläufig erwähnen, dass der Name „hanschir” augenscheinlich
dasselbe Wort ist mit „hazeroth” der Jüdischen Wanderer.
bewunderte, behaupteten sie, dass selbst die gegenwärtigen
Safranpflanzungen in keinem Verhältnisse zu dem ständen,'
was sie gewesen, ehe das Land in die Hände der Ossmanli
gerathen sei; damals wäre es gewöhnlich gewesen, dass mehrere
Stengel Einer Wurzel entsprossten, jetzt aber könne
kaum mehr ein einziges Exemplar mit mehr als einem Stengel
gefunden werden. Dies sei aber eine natürliche Folge
der Verunreinigung oder Entweihung („nedjess”) durch- die
Türken, welche selbst die Gesetze der Natur verkehrt hätten;
Um die Wahrheit des Gesagten zu beweisen, gingen sie auf
den Feldern umher und konnten wirkHch nur ein einziges
Exemplar einer Safranpflanze finden, wo neun Stengel derselben
Wurzel entsprossten.
Nachdem wir nun die unterirdischen Dörfer Suayeh und
Uschen und weiterhin das gleichfalls unterirdische Dorf Hösch
el Yehüd, welches, wie sein Name zeigt, ganz oder vorzugsweise
von Juden bewohnt ist, passirt hatten, erreichten wir
wiederum unser Lager in dem Hösch Ibrahlm’s. Hier möchte
ich in Bezug auf die diese Berglandchaft so eigenthümUch
auszeichnenden unterirdischen Wohnungen *), welche schon
Captain Lyon beschrieben hat, bemerken, dass sie mir fiaupt-
sächfich von den Juden herzuleiten zu sein scheinen. Wenigstens
schon seit der Zeit der Ausbreitung des Islam waren.
die Juden über ganz Nord-Afrika innig mit den Berbern verbunden,
ja viele Berberstämme nahmen das Judenthum, an,
und genau, wie Juden hier mit Berbern untermischt und
) Ich glaube jedoch, dass der Name dieses Bergdistrittes weniger richtig
mit diesen Höhlen in Verbindung gebracht wird. Denn die einzige richtige
Pluralform des Wortes „ghär”, ^ n e b e n der Form ist
9ghiräri\ Allerdings scheint der Scheich e’ Tidjäni im 14. Jahrhundert
(journal Asiatique, série V, tom. I , p . 110J ihn wirklich in dieser Form'
zu nennen, und Ghuriän möchte ein entstellter Name sein; aber aus Ebn
Chaldun, tom. I , p. 275 trad. ist es klar, dass Ghàrian oder Ghuriän ursprünglich
ein Stammname war.