Felsboden geführt, die nächsten 10 Meilen in dem schönen
tiefen Thale Tellua entlang und erreicht dann nach einem
etwa eimstündigen Anstieg mit ferneren 3 Stunden Weges
Agades. Dieser gerade Pfad geht auch über einen Ort Namens
Timelen, wo zu Zeiten ein ansehnlicher Markt gehap
ten wird.
Nachdem wir von dem rauhen Felsboden hinabgestiegen
waren, fanden wir den Boden in der Ebene mit einer dünnen
Natronkruste überzogen und begegneten weiterhin Leuten,
welche das Natron sammelten. Es ist indess nicht von guter
Qualität und in keinem Falle mit dem von Munio oder wohl
gar mit demjenigen von den Ufern des Tsäd zu vergleichen.
Es gibt mehrere Örtlichkeiten an den Grenzen der Wüste
und der fruchtbaren Lande Sudans, welche dies Mineral hervorbringen,
und es bildet, wie wir späterhin sehn werden,
einen höchst wichtigen Artikel im Handel des, mittleren
Sudan. Ein anderer wohlbekannter Natrondistrikt ist in
Saberma; im westlichen Sudan dagegen ist das Natron
fast unbekannt und nur sehr' selten ist ein ganz kleines
Stück in Timbuktu zu erlangen. Die Kel-owi haben leider
zum Theil von den Tebu’s die üble Sitte angenommen, „diesen
Stoff, mit Tabak gemischt, zu kauen, während sonst
nur äusserst Wenige von ihnen rauchen.
Die zeitweilige Einförmigkeit der Gegend hörte auf, als
wir das Thal Budde betraten. Dies Thal schlängelt sich,
einer buntfarbigen Schlange gleich, mit seinem schmalen, ununterbrochenen
Waldstreifen von Dümbäumen, Abisga’s und
Talha’s in grösser Länge von SSW. „nach NNO. durch das
Felsterrain; die Mimosen indess waren hier im nördlichen
Theile von nur dürftigem Wüchse und klein. Wir durchschnitten
um Mittag den trockenen, sandigen Wasserlauf, der,
einem Faden ähnlich, zwischen den reich bewachsenen Ufern
sich hinschlängelt, an einer Stelle, wo jetzt ein kleiner Wasserpfuhl
sich gesammelt hatte, „und lagerten in der Mitte des
Dickichts. Hier hatten wunderbarerweise die Mimosen einen
so üppigen Wuchs, wie er mir kaum selbst im Thale Asada
vorgekommen war, und eng „ umschlungen von „gfaffeni”
—<- Schlingpflanzen — bildeten sie ein fast undurchdringliches
Dickicht. Dies war zu Bedauern, da so recht in der
Mitte dieses Domenwalles eine schöne, reife Frucht, etwa
1^ Zoll läng, von der Grösse einer mittelgrossen Dattel und
dunkelrother Farbe, das Gelüst des Reisenden erweckte.
Indess fand ich, nachdem ich einige gegessen, den Geschmack
zu fade süss, um mir die Mühe zu geben, noch mehr derselben
zu erhaschen.
Es war eben hier im Thale Budde, wo ich auch zum
ersten Male den lästigen Charakter des Karengia^Hchaska-
nit” auf Arabisch — oder des Pennisetum d/istichum kennen
lernte, welches neben der Termite dem Reisenden in Central-
Afrika die grösste und unablässigste Beschwerde verursacht.
Im Verlaufe meiner-Erzählung wird man jedoch sehn, dass
grosse Strecken Landes ganz frei von dieser Pflanze sind.
Es war zur Reife gekommen, und die kleine, klettenähnliche
Samenkapsel hing sich an alle meine Kleider. Es isb in der
That, wenigstens für einen Europäer, nothwendig, stets eine
kleine Zange bei sich zu haben, um die Stacheln aus den
Fingern zu ziehen, welche, wenn darin gelassen, Wunden und
Eiterung zur Folge haben; selbst der halbwilde Eingeborene
ist nie ohne ein solches Werkzeug. Die Karengia ist indess
weit entfernt, eine nutzlose Pflanze zu sein; denn ausserdem,
dass sie höchst nahrhaft für Rindvieh und Pferde ist, dient
sie sogar dem Menschen zu einem zwar leichten, aber nicht
unschmackhaften Nahrungsmittel; von den Tuareg wenigstens,
von Borno bis Timbuktu, lebt eine grosse Anzahl fast ausschliesslich
von dem Samen des Pennisetum distichwm, den
sie Usak nennen. Das Getränk,, welches sie daraus bereiten,
ist entschieden nicht schlecht; es ähnelt in seiner kühlenden
Wirkung der Fura oder dem Hirsenwasser.