die vollständige Gewissheit, dass die Wändala umgebende
Berggruppe im Osten ganz vereinzelt und von
durchaus flacher Landschaft umgehen sei, eben der
Hehnath derMussgu.
Dies höchst wichtige Ergehniss theilte ich schon
damals Herrn Baron v. Humboldt mit. Es war also
v o n d e r äussersten Wichtigkeit, diese Landschaft, die
sich zwischen dem Schäri und dem Benne hmlagert,
zu besuchen. Wir folgten daher, obgleich wohlbewusst,
dass wir dadurch scheinbar einen Anstoss geben
würden, dem gewaltigen Heere Bömu’s, das wir
nicht zurückhalten konnten, auf seiner zerstörenden
Bahn. Wir hatten von dem' allgemeinen Charakter des
Landes eine vorläufige Idee, aber von seinem Beich-
thume konnten wir nur eine schwache Vorstellung
haben, und noch viel weniger von der vorgeschrittenen
Kultur seiner Bewohner bei aller Bohheit m vielen
Beziehungen. _ .
In der That gewährte diese Beise eine reiche
Ausbeute, so unendlich sie auch beeinträchtigt wurde
durch eben den Umstand, dass wir sie m Begleitung
eines feindlichen Heeres machten und im freien
ruhigen Forschen und im friedlichen Verkehr mit
den Eingeborenen gehemmt wurden. Gerade au
diesem Heereszuge hatte ich Gelegenheit, mit dem
Führer desselben über das Unpolitische eines solchen
Verfahrens zu sprechen und ihm anstatt so
Vorwort. x xix
verwüstender Baubzüge feste Eroberung der Nachbarländer
anzuempfehlen.
Ich will jetzt zu einem ändern Punkte übergehn,
der mit meiner Beise in engem Bezüge steht. Ich
kann wohl sagen, dass ich stets offen meinen christlichen
Charakter an mir getragen und die reinen
Grundzüge des Christenthums, die ich als die richtigen
anerkenne, gegen diejenigen des Isslam’s ver-
theidifft habe. Nur während der o Dauer eines Monats
etwa war ich gezwungen, meinen Charakter zu ver-
läugön en,/ um nämlich Timbuktu erreichen zu können.
Dies war unumgänglich nöthig, da ich das Gebiet der
raublustigen und gesetzlosen Tuareg und der fanatischen
Fulbe ohne Schutz eines angesehenen Mannes,
wie ich damals war, nicht als Christ hätte passiren
können. Sobald ich mir aber einmal den Schutz eines
Mannes wie des Scheich el Bakai verschafft hatte,
machte ich kein Hehl aus meinem Glauben, und die
Eingeborenen verziehen mir, dass ich sie eine Weile
getäuscht h a tte ; ja, viele bewunderten mich, dass es
mir gelungen sei, sie zu täuschen. Aber obgleich
ich mit dieser Ausnahme niemals meinen christlichen
Charakter verläugnet habe, hielt ich es doch für verständig,
in Kleidung und in anderen Beziehungen
mich den Gebräuchen der Eingeborenen anzubeque-
men, indem ich eine halb Arabische, halb Sudanische
Tracht annahm, die sowohl für das Klima mehr ge