hatten; das Centrum bestand aus den Tinylkum und dem
Ssfakser, und der rechte Flügel, welcher sich an die Felswand
anlehnte, aus dem Rest der Kel-owt nebst Iloro. Unser ausgesetzter
linker Flügel ward durch die vier Theile des Bootes
gedeckt.
Um 10 Uhr Nachts erschien ein kl einer Trupp Meliära
und ward von einem heftigen Kleingewehrfeuer begriisst, das
heisst, Jedermann schoss über ihre Köpfe. Feuern und Schreien
hielt die ganze Nacht an.
Unsere Lage blieb auch am folgenden Tage dieselbe und
machte sich um so fühlbarer, als sie uns durchaus abhielt,
Ausflüge zu unternehmen, welche uns mit dem Charakter
des neubetretenen Landes hätten bekannt machen können.
Nachdem nochmals vergeblich Alarm verursacht worden, traten
die Führer des Raubzuges, welcher sich gegen uns angesammelt
hatte, mit dem Versprechen hervor, dass sie die
Karawane nicht weiter belästigen wollten, wenn ihnen die
Christen ausgeliefert würden. Nachdem diese Forderung ein-
fiir allemal zurückgewiesen worden war, blieben wir eine
Zeit lang ungestört, da sich die Raubzügler überzeugten, dass
es, um ihr Ziel, uns zu plündern, zu erreichen, nöthig sei,
die ganze Macht, mit welcher sie so lange nur geprahlt
hatten, wirklich in’s Feld zu bringen.
Ich bemühte mich, die Namen der Führer und Stämme der
Rhasia zu erfahren, konnte aber von den ersteren nur den
Namen des Hauptführers erkunden: er hiess Iveiki. Obgleich
die anderen Leute den Grenzstämmen von Asben, nämlich
den E-fade oder Fade-angh, den Kel-fade und den Kel-äha-
gär, angehörten, war doch der Anstoss zu- dem Raubzug
von einigen unruhigen Köpfen aus dem Asgar- Stamm gegeben
worden.
Chueldi besuchte uns am Nachmittag noch einmal. Ganz
ebdhso. wie er uns hatte glauben machen wollen, dass uns
keinerlei Gefahr in diesem Lande drohe, stellte er auch die
Zustände im Sudan*) so günstig dar, wie wir es nur irgend
wünschen konnten. Um uns den letzten Rest von Unruhe
gleichsam zu versüssen, sandte er uns eine Schüssel ganz
vortrefflicher Datteln, welche er von seinem Freunde Hadj
Beschlr in Iferuän erhalten hatte, und gab uns dadurch wenigstens
eine günstige Meinung von dem, was dies Land, das
wir jetzt zu betreten im Begriffe standen, hervorbringen könne.
Kurz, Chueldi erwies sich durchaus als ein Mann, der Jedem
angenehm zu sein strebte. Bei einer späteren Gelegenheit, Ende
1854, als ich eine Zeit lang von allen Mitteln entblösst war,
benahm er sich gegen mich auf sehr anständige und wirklich
freundschaftliche Weise. In seiner Gesellschaft befand sich
ein Bruder unseres ruliigen und treuen Dieners Mohammed
von Gatrön, der eben mit dem Ertrage seiner Dienstzeit im
Sudan nach Hause zurückkehrte, während Mohammed erst
auf dem Wege dahin begriffen war. Denn der Sudan ist für
die jungen Fesäner eine reiche Quelle des Erwerbes.
Trotz unserer bedrohten Lage konnte ich der Versuchung,
ein wenig umherzustreifen, zuletzt nicht mehr widerstehen
und machte mich im Laufe des Nachmittags auf, um den
Wasserplatz zu besuchen. Er liegt in einer kleinen Seitenschlucht
deslhales, das mit üppigen Talhabäumen geschmückt
ist und sich von SO. nach NO. hinschlängelt. In der Entfernung
von vielleicht 1 Meile traf ich zuerst auf eine Höhle,
aus welcher einige Tinylkum Wasser schöpften; dann das
felsige Bett eines Regenstromes hinansteigend, fand ich einen
kleinen Pfuhl, wo die Kameele getränkt wurden. Unser treuer
I reund Müssa, der eben nicht damit zufrieden war, dass ich
*) loh gebrauche den Ausdruck Sudan, und zwar ganz so, wie er bei uns heimisch
geworden, ohne auf die ursprüngliche Schreibweise „(beled) e' ssudäh"
Eüeksicht zu nehmen, da ich keinen einfacheren Ausdruck weiss. Negroland
ist im Englischen eingebürgert, Negerland bei uns weniger, Nigcrland jst
ganz unpassend, Land der Schwarzen zu weitläufig, Tekrür zu gelehrtuuid
nicht einmal für alle Gegenden passend.