man, welche das Herzblut der ganzen Nation aussogen, indem
sie sich aller Kameele bemächtigten, an 50,000, und
die Salzlaken in Bilma in Besitz nahmen. Die Kel-geress
und I-tl-ssan sind übrigens ausserdem, dass sie ihren Berber
Charakter weit reiner erhalten haben, auch -viel kriegerischer
und besitzen dazu weit mehr Pferde, so dass ihre
Macht zum grössten Theil aus wohlberittener Kavallerie besteht.
Die Kel-owi hingegen, mit Ausnahme der Ikäskesan,
können nur wenige Pferde aufbringen und sind entschieden
Kameelleute. Jene sind also, wie der Amö-scharh sich ausdrückt,
Kel-iyessan, während die Kel-owi Kel-immenäs
sind. Der Vortheil eines Reiters zu Pferde über den zu Ka-
meel ist in offener Schlacht und im Handgemenge sehr bedeutend.
In der That haben auch die Kol - geress wiederholt
selbst gegen den mächtigen und zahlreichen Stamm der Aue-
limmiden mit Erfolg gefochten und sie haben deren letzten
berühmten Häuptling Namens e’ Näberha getödtet. Von
diesen werden sie Arauwuen genannt.
Schon Clapperton auf seiner ersten Reise ward auf die
Kel-geress aufmerksam durch die unglückliche Expedition,
welche sie gegen das Gebiet der Fulbe oder Fellatah im
Jahre 1823 unternommen, obwohl es das Ansehn hat, als
ob diese Expedition hauptsächlich aus Tagäma bestanden
hätte, und als ob diese vorzugsweise von jener furchtbaren
Strafe, die der Sultan Bello über die unglückliche Schaar
verhängte, betroffen worden wären.
Die Waffen der Kel-geress sind im Allgemeinen die nämlichen,
wie die der Kel-owi. Selbst die Männer zu Pferde
sind, ausser mit Speer, Schwert und Dolch, mit dem gewaltigen
Schilde aus Ochsen- oder Antilopenfell versehen und
sie verstehen es, mit demselben sehr geschickt sich selbst, sowie
ihre Pferde zu vertheidigen. Viele sind aber -auch mit
Pfeil und Bogen, sogar zu Pferde, bewaffnet, wie auch Viele
der Fulbe, und in derselben Weise wie die alten Assyrer.
Völker Verhältnisse von Air oder Asben. 389
Nur Wenige haben Flinten, und selbst diese Wenigen führen
sie mehr zum Schein, als zum wirklichen Gebrauch bei sich.
Die I-ti-ssan *) scheinen der edlere Stamm von beiden zu
sein, was durch ihren Altersadel bestätigt wird. Sie bilden
in der That, so weit ich im Stande war, sie zu beurtheilen,
einen sehr schönen Schlag Menschen, von hohem, schlankem
Wuchs, wie man nie unter Annür’s Leuten sieht, mit scharfen,
ausdrucksvollen Zügen und sehr heller Farbe. Sie haben
einen eigenen Häuptling oder Amanokal, welcher anscheinend
eine ähnliche Stellung hat, wie der der Kel-owi, während
die wirkliche Macht und Autorität in den Händen der Kriegsanführer,
der Tämbeli’s oder Tämberi’s, ruht. Einer der
mächtigsten unter diesen auf der Seite der Kel-geress ist
«der war wenigstens noch im Jahre 1853 Wa-nagöda, der
in Tsöädji wohnt, nahe hei Göher, und auf der Seite der I-tl-
ssan Maiwa oder Moäwia in Gulluntsüna. Der Name ihres
gegenwärtigen Amanokal ist Rhämbelu.
Ich zähle nun die, Unterabtheilungen der zwei Stämme auf,
so weit ich mit ihnen bekannt wurde, und beginne bei denen
der I-ti-ssan:
Die Kel-tagay, die Telamse, die Mäfinet oder Mäfidet, die
Tesidderak, die Kel-mäghsem, die Alären, die Kel-innik,
die Kel-dugä, die Kel-üyeli und die Kel-äghelel. Wahrscheinlich
gehören hierher auch, die Idjdanarnen oder Dje-
danarnen**) und die Kel-mauen.
*) Ganz irrthümlich, wie sich in der Folge zeigen wird, hat Renouard aus
dem Umstande, dass die vereinigte Salzkarawane der I-ti-ssan und Kel-gerias
in dem ohen von mir erwähnten Briefe .des Sultans von Agades nur nach
dem ersteren Stamme genannt worden ist, geschlossen, dass diese zwei Stämme
ein und derselbe seien.
**) Die Idjdiinarnen in der Form „Ajdaranin” sind vom Sultan Bello in
der Einleitung zu seinem historischen Werk (Clappertoris and Denham's Travels,
vol. II, p. 160) unter den fünf Berber-Stämmen angeführt, die von
Aujila kamen und AhTr (Air) aus den Händen der Göberaua eroberten.