wir auf unseren Matten in den verschiedenen Ecken des
Hofraums ausgestreckt lagen.
[Sonntag, 13¡«1 Oktober.] Meine Kel - owi - Gefährten beschenkten
mich mit einer Schnur Datteln aus Fäschi, der
westlichsten Oase der Tebu, oder, wie die Tuareg sie nennen,
der Berauni. Ich bewahrte die Datteln jedoch, anstatt mich
selbst daran zu erquicken, als einen Leckerbissen für meine
Gäste auf, da ich zu ihrer Bewirthung bei meinen augenblicklich
sehr beschränkten Mitteln weder Kaffee- noch Zucker be-
sass. Hierauf begleitete ich meine Freunde nochmals zu
dem Alkali; da die gerichtliche Verhandlung aber diesmal
ein etwas langweiliges Geschäft war, verliess ich sie und
kehrte allein durch die Stadt zurück. Auf dem Wege setzte
ich mich einen Augenblick zu den Tauätern nieder, welche
sich im Hause Idder’s, eines Emgedesi, der in gewissem
Sinne Tauäter Agent und ein intelligenter Mann war, zu versammeln
pflegten. Dies war Alles, was es augenblicklich in
diesem verfallenen Orte einer Börse Ähnliches gab.
Als ich nach meinem Hause zurückkam, fand ich daselbst
einen jungen, sehr interessanten Mann aus dem Stamme der
Ighdalen. Er hatte ein rundes, volles Gesicht, sehr regelmässige
und angenehme Züge, schöne, lebhafte, schwarze Augen
und eine Olivenfarbe, nur wenig dunkler als die eines Italienischen
Landmanns. Sein Haar war schwarz und etwa
vier Zoll lang; es stand aufrecht und war rund um die Ohren
abgeschnitten, was besonders dazu beitrug, den borstigen
Effekt zu erhöhen. Es war ein unternehmender junger Mann,
der mehrmals in Sökoto gewesen war; auf diesen Beisen
pflegte er nichts mit sich zu nehmen, als eine kleine hölzerne
Schreibtafel, auf die er zur Erbauung der Leute und zu seiner
eigenen Unterhaltung die wenigen ihm bekannten Stellen
aus dem Kuran niederzuschreiben pflegte. Ich hoffte, ihm
wieder zu begegnen, aber ich verlor seine Spur gänzlich. Die
Araber nennen diese Leute Araber-Tuareg, womit sie andeuten,
dass es eine Mischlingsrasse zwischen Arabern und
Berbern sei. Ihre Hautfarbe stimmt ganz damit überein,
aber sie sprechen auffallenderweise einen Sonrhay - Dialekt.
Ihr Besitz beschränkt sich beinahe ausschliesslich auf Ka-
meele, und sie sind so friedfertiger Natur, dass sie wie
eine Art Meräbetln betrachtet werden. In ihrem ganzen
Charakter geben sie sich als den Best eines grösseren Stammes
zu erkennen; ob die Sprache aber, die sie jetzt reden,
wirklich ihre ursprüngliche Heimatbs-Sprache ist, oder ob sie
dieselbe erst in relativ jüngerer Zeit, in Folge historischer
Verhältnisse, angenommen haben, will ich hier nicht entscheiden.
Ich werde weiter unten einige Umstände zur Erklärung
dieses höchst merkwürdigen Faktums anführen.
Hierauf ging ich, um unserem alten Freunde Annür-Karann
von Aghuau einen Besuch zu machen.. Er war einen oder zwei
Tage vor uns nach Agades gekommen und hatte mich auch
bei meinem Besuch beim Sultan begleitet. Er wohnte mit
meinem jungen liebenswürdigen Freunde, dem Tinylkum Sli-
män, zusammen, im oberen Stockwerke— „soro” — des einem
Manne Namens Hossen gehörigen Hauses. Er war eben damit
beschäftigt, schönes Egyptisches Schaafleder, „kuma” genannt*),
das hier, namentlich dasjenige von grüner Farbe,
sehr begehrt ist, an einige muntere Frauen zu verkaufen; denn
Frauen sind hier die bedeutendsten Handwerker in Lederartikeln,
mit Ausnahme von Schuhen und Sätteln. Einige derselben
waren von leidlichem Aussehn, von heller Farbe und
regelmässigen Arabischen Zügen. Nachdem sie fortgegangen,
bewirthete mich Annür mit der beliebten „fura”, und der junge
Slimän, der einige Gewissensbisse darüber fühlte,-nicht kaltblütig
genug gegen die Beize der Emgedesischen Coquetten
*) Man hat sich hierüber gewundert; dennoch aber ist es der Fall. Die
Einfuhr dieses Leders ist allerdings nicht bedeutend, da es ganz allein zu
Zierathen verwendet wird.