Wenn dieses Thal und die umliegenden Ebenen vom Regen
reichlich befruchtet werden, liefern sie Korn vollauf, aber
von Baumwuchs sind sie ganz entblösst. Dies ist der allgemeine
Charakter des Distriktes Tar-höna, in welchen wir hier
eingetreten waren. Ich glaube, es ist dies die Folge davon,
dass diese Landschaft ganz vorzugsweise von den Arabern in
Besitz genommen worden ist, die, nach ihren nomadischen
Sitten ohne bestimmte Wohnstätten, überall umherziehend
und achtlos ganze Bezirke in Brand steckend, die Bäume zerstörten.
Wir waren heute von mehreren Regengüssen durchnässt
worden und unser beweglicher Haushalt daher nicht eben in
erfreulichem Zustande.
[Sonntag, 17ten Februar.] Das Thermometer gab eine
Stunde vor Sonnenaufgang 5° Wärme an. Etwa um diese Zeit
brach ich auf, um eine Anhöhe nördlich von unserem'Zelt zu
besteigen, da sie mir einen ausgezeichneten Punkt darbot, um
mehrere bedeutende Kegel zu messen. Nachdem ich nach
dem Zelte zurückgekehrt war, eilte ich mit Herrn Overweg
den Kameelen voraus, um Zeit zu gewinnen, den breiten Kegel
des Djebel MssTd, welcher unsere Aufmerksamkeit rege
gemacht hatte, zu besteigen. Bald erreichten wir einen Brunnen,
„blr el ar” genannt, welcher seinen Namen einem alten,
etwas entfernten Denkmal oder „ssanem” gab. Dies zu
besuchen fand ich mich verhindert, obwohl der Führer es
als ein „hohes Schloss der Heiden (Römer)” beschrieb.
Die Landschaft war abwechselnd und anmuthig, auch von
Heerden belebt; aber Spuren von Anbau suchten wir vergebens,
ehe wir den „hassi el abiär” genannten Brunnen erreichten.
Wir betraten darauf vulkanisches Gebilde, das hier an der
Grenze von Tar-höna ein weites Gebiet einnimmt, wie wir noch
nicht gesehn. An einer Schlucht entlang aufwärts steigend,
gelangten wir auf eine andere unregelmässige Bergebene von
»geringer Ausdehnung. Der Basalt bricht hier an vielen Stellen
hervor. Der allgemeine wüste Charakter der Landschaft war
höchst erquicklich unterbrochen durch das Wadi Nechel,
welches seinen Namen durch die Menge von Palmen erhalten
hat, die hier, obwohl von einer reichen Quelle bewässert,
in Zwergwuchs sich finden; daher die Diminutivform des Namens.
Indem wir uns nun in einem ändern kleinen Thale hinschlängelten,
erreichten wir eine Ebene am Fusse des Berges Mssld,
während zur Rechten eine breite felsige Schlucht von grossartig
imposantem Charakter sich von den Höhen herahsenkte. Wir
fingen hier an, aufwärts zu steigen, und ich war überrascht,
auch hier am Abhange des Berges wieder jene eigenthümlichen
grossen Standpfeiler, wie sie mir in den Ruinen von Hanschlr
Ssettära aufgefallen waren, zu erblicken. Diese Pfeiler, welche
hier auf Einer Seite viereckige Löcher hatten, folgten einander
in regelmässiger Ordnung den Abhang hinan, augenscheinlich
die Strasse für Leute, welche den Berg zu religiösen
Zwecken erstiegen, bezeichnend. Während der ersten zwölf
Minuten war der Anstieg ganz allmählich, aber darauf fing
der eigentliche Kegel an, und wir Hessen nun unsere Thiere
zurück. Da der Kegel nicht eben hoch ist, waren wir in weiteren
zwölf Minuten auf seinem Gipfel und überiiessen uns
unserem Erstaunen über seine regelmässige domartige Gestalt,
während seine ganze Oberfläche mit schönem frischen Rasen
bedeckt ist, der den Basaltkern verbirgt. Der Gipfel war mit
einer Burg von guter Arabischer Bauart, wohl aus dem dreizehnten
Jahrhundert, gekrönt; ihre verfallenen Mauern gaben
uns ein wenig Schutz gegen den starken Wind, aber es war
nichts desto weniger schwierig, genaue Winkel zu nehmen,
was um so mehr zu bedauern war, als eine grosse Menge von
Spitzen und Kegeln des Bergzuges von diesem herrlich geformten
und augenfäHigen Berge aus sichtbar wurden.
Kurz nach Mittag brachen wir in Gesellschaft unserer Leute
und der Kameele vom westhchen Fusse dieser einst heiligem