an ihrem Fusse zur Seite lassend, betraten wir die anmu-
thige Ebene von Meselläta, die allerdings berechnet war,
einen um so tieferen Eindruck auf uns zu machen, als wir
von den einförmigen und fast baumlosen Ebenen Tar-höna’s
kamen. Dort waren nur spärliche Spuren menschlicher Thä-
tigkeit zu sehn, in ungeheueren Zwischenräumen über die
Ebenen zerstreut; hier gah das Pflanzen junger Schösslinge
zwischen den Reihen ehrwürdiger uralter Olivenhäume, welche
von den Arabern so poetisch als „rhurs Faraön” — „die
Pflanzung der Pharaonen” — bezeichnet werden, deutliche
Beweise menschlicher Thätigkeit, welche man in anderen Distrikten
vergeblich sucht. Ich konnte demnach nicht umhin,
die Aussage unseres Schausch zu bestätigen, welcher behauptete
, dass die Bewohner von Meselläta das fleissigste
und arbeitsamste Volk im ganzen Baschälik seien, indem sie
alle mögliche Sorgfalt für ihre Pflanzungen trügen und sie
bewässerten, so oft sie dessen bedürftig seien. In der That
schienen sie gerade jetzt dessen zu bedürfen, da der Boden
hier ungleich trockener als in Tar-höna war, wo es erst
kürzlich geregnet hatte. Das ganze Land hat hier einen
anderen Charakter, da der nackte Kalkfelsen überall zu
Tage tritt, während in Tar-höna meist Lehmboden die Ebenen
bildet. Das sehr verschiedene Klima dieses Distrikts,
welcher 800— 1000 Fuss über der See liegt, im Vergleich
mit Djehel (Yefren) und Ghuriän, deren durchgängige Höhe
etwa 2000 Fuss beträgt, wurde schon in dem Umstand sichtbar,
dass die Oliven hier bereits vor einem Monate gesammelt
waren, während sie in den erwähnten Landschaften noch
jetzt an den Bäumen hiengen.
Hocherfreut, Leben und Industrie rings umher zu sehn,
setzten wir unseren angenehmen Marsch fort, und nachdem
wir einen offenen Platz von rauhem, felsigem Boden, der ein
vortreffliches Terrain zur Anlage von Cisternen darhot, überschritten
hatten, erreichten wir das Schloss Meselläta. Dies
ist ein Bau von sehr geringem Werth, ganz aus Quadern von
alten Ruinen zusammengesetzt. Es liegt am Nordende des
Dorfes „Küssabät”.
Während meine Leute das Zelt hinter dem Schlosse aufschlugen,
was zwar nicht gerade ein sehr reinlicher, aber
doch der einzige Platz war, wo die Zeltpflöcke in den Boden
eindringen wollten, ging ich, um dem Challl Aghä, der
im Innern des Gebäudes residirt, einen Besuch zu machen.
Die Behausung war so öde und unbehaglich, dass ich sie
wieder verliess, sobald ich eingetreten war, und das Freie
suchte. Schon von Weitem hatte ich die Kalk oder Gellä erblickt,
welche, den Ort überragend, einen hervorstechenden und
sogar von der See ans sichtbaren Punkt in der Landschaft
bildet, und war begierig, sie zu ersteigen. Aber obgleich eine
leere Ruinenstätte, ist sie doch noch ein Gegenstand des
Argwohnes der Zwingherren, und ich musste zwei Begleiter
mit mir nehmen.
Wir hielten uns an der westlichen Seite des Dorfes entlang,
das aus 300— 400 Steinhütten besteht und ein sich
allmählich nach Süd absenkendes Terrain einnimmt, dessen
höchster Punkt schon nach Smyth’s vortrefflicher Beobachtung
1250 Engl. Fuss hoch ist. So erreichten wir eine sehr
freundliche kleine Einsenkung, mit Garten geschmückt, die
mit ihrer Umzäunung von Indischen Feigenbüschen dem
Punkte ein höchst pittoreskes Ansehn gaben. Von hier
stiegen wir auf die nackte Kalkhöhe anwärts, von deren
Gipfel herab die Festung ein weites Gebiet beherrscht. Es
ist diese bedeutende Feste, die zusammen mit dem unbedeutenden
neueren Kastell auf der Westseite dem Orte den
Namen „el Küssabät” gegeben hat. Rund im Kreise auf
den geschleiften Mauern von Osten nach Westen gehend,
konnte ich eine Menge von Dörfern erblicken und ihre
Winkel nehmen, j Sie gehören alle zum Distrikte Meselläta;
einige von ihnen schauten ein wenig aus ihren Olivenwäld-
Barth'e Reisen. I . ^ j