und ich, einem MAllem an, der mit anderen Einwohnern
des Ortes zu uns gekommen war, uns zu besuchen und mit
den hervorragendsten Charakterzügen der Örtlichkeit bekannt
zu machen.
Eine Stadt, auf dem Gipfel eines steilen, terrassenförmigen
Felsenhügels gelegen, ist in diesem Landstriche eine
ebenso seltene Erscheinung, als ihre Lage vortheilhaft ist,
so dass letztere dem Platze von jeher grosse Wichtigkeit
geben musste*). Auch hat Eden diese Bedeutung sich bis
vor etwa 14 Jahren zu erhalten gewusst, wo die Tyrannei
Abd el Djelll’s, des kriegerischen Häuptlings der Ueläd Sli-
man, den unabhängigen Sinn der Bewohner brach.
Die alte Stadt, welche auf dem Gipfel des Felsens lag, ist
zerstört worden, und da unter der gegenwärtigen ruhigen,
wenn gleich aussaugenden Regierung der Ossmanli Befestigungen
nicht mehr für nöthig erachtet werden, so hat man das
neue Dorf an den nördlichen Fuss des Hügels verlegt. Auf
dieser Seite liegt auch die Kapelle des Meräbet Bü-Derbäla
und ein wenig östlicher die eines anderen Heiligen von geringerem
Rufe, Namens Ssidi rAbd e’ Ssaläm. Das neue Dorf ist
mit zwei Thoren versehn. Nachdem wir es durchschritten
hatten, erstiegen wir die steilen, engen Strassen der alten
Stadt, welche ungemein dicht bewohnt gewesen zu sein scheint.
Yon dem höchsten Punkte, der 190 Fuss über die Thalsohle
sich erhebt, gewannen-wir einen sehr interessanten Blick über
den grösseren Theil des Thaies. Ein Bild der eigenthüm-
lichsten Gegensätze entwickelte sich vor unseren Augen: hier
der an seiner Oberfläche geschwärzte Sandstein, oft Hügel
von bedeutender Ausdehnung bildend, dort grüne F elder von
Waizen und Gerste; hier ein grösser Dattelhain, der in lan*)
Ich hin überzeugt, dass wir hier einen der Hauptorte der von Baibus
eroberten Plätze der Garamanten zu suchen haben, obgleich er noch nicht
diesen Weg über Misda, „'praeter caput sa x i”, kannte; denn letzterer wurde
erst zur Zeit Yespasian’s eröffnet.
gen, engen Streifen sich über einen weiten Raum erstreckt;
dort die hohen Sandhiigel, welche das Thal in Süden begrenzen
; hier der schwarze, kahle Boden der Thalsohle, mit
weisslicher Salzkruste überzogen, dort der ganze Grund mit
dichtem Krautwuchs bedeckt.
Gegen Süden fällt der Stadtfels ganz steil und abschüssig
ah- Auf dieser Seite liegen die Höhlen, welche schon von
Oudney angeführt sind; denn an diesem Punkte zuerst verbindet
sich unsere Strasse mit den von der früheren Expedition
durchzogenen Pfaden. Das eigentlich Bemerkenswerthe an
diesen 0 Höhlen besteht in der ovalen Gestalt, in welcher sie Y. ausgearbeitet sind; denn weder durch Grösse,
‘’noch durch Regelmässigkeit sind sie bedeutend.
Die gewöhnlichste Gestalt ist die nebenstehende.
Eine grössere Gruppe von Höhlen zur Seite mehrerer kleineren
ist in einer vereinzelten felsigen Anhöhe, auf welcher
gegenwärtig der Begräbnissplatz liegt, ausgearheitet worden;
aber sie hat nur 72 Fuss Länge, und der Grundriss ist keineswegs
regelmässig.
Von hier aus streifte ich in das nächste Wäldchen. Es
könnte, wenn mehr Sorgfalt darauf verwendet würde,, in der
That eine liebliche Pflanzung werden. Brunnen sind hier in
grösser Anzahl, von nur geringer Tiefe, meist nicht über
8 — 10 Fuss bis zur Oberfläche des Wassers; auch ihre
Weite ist bedeutend. Das Wasser wird mit Aufwand von
wenig Mühe in die Rinnsale geleitet.
AJnser Lagerplatz war bei der herrlichen Mondbeleuchtung
und der nicht einmal von einem Windhauche unterbrochenen
Ruhe der Gegend auf’s Höchste erfreulich, und wir Alle
fühlten uns erheitert und erfrischt.
Zu früher Stunde am Sonntagsmorgen stand ich auf, ünd
nachdem ich meine Zeichnung des den Gipfel des Hügels
einnehmenden Dorfes mit unserem von Kornfeldern und Pal