geräumiges, flaches Zelt machen zu lassen. Dies erwies sich,
selbst nachdem die drei Regierungszelte angekommen waren,
als nicht überflüssig, obgleich es für gewöhnlichen Gebrauch
etwas zu schwer war. Ich will hier nur bemerken, dass Zelte,'
welche Reisenden nach tropischen Gegenden mitgegeben werden,
gut gefüttert sein sollten. Diejenigen, welche wir erhielten,
ermangelten dieser Eigenschaft gänzlich und waren bei
ihrer Leichtigkeit weder fähig, irgend einem starken Sturme
zu widerstehn, noch auch hielten sie die Strahlen der Sonne
genugsam ab, hauptsächlich als ihr Gewebe etwas mürbe
zu werden begann. Alle Zelte sollten mit drei oder, noch
besser, vier Tauen, an ihrer Spitze versehn sein, da eine
solche Vorkehrung allein im Stande ist, ein Zelt in einem
Tornado, wie sie in solchen Ländern gewöhnlich sind, zu
schützen. Auch Herr Richardson musste sich gar bald mit
einem anderen Zelte versehn. Wir hatten also im Ganzen fünf
Gezelte, schlugen aber gewöhnlich nur zwei oder, wo wir uns
für längere Zeit lagerten, deren drei oder vier auf.
Herr Overweg und ich erlitten einen schweren Verlust dadurch,
dass unser schwarzer Diener Ibrahim zurückblieb; er
hätte uns im Innern von unberechenbarem Nutzen sein können,
da er sowohl der Kanori- als der Bagrimma-Sprache
vollkommen mächtig war. Er war selbst, wie ich oben erwähnte,
in den wenig bekannten Landschaften zwischen Mandara
und Bagirmi vielfach umhergewandert. Er erklärte
indessen, mit unserem Diener Mohammed ben Beläl, dem
Sohne eines befreiten Gober-Sklaven, nicht länger zusammen
in unserem Dienst bleihen zu können. Mohammed war ein
sehr gewandter, aber gewissenloser und hochmüthiger Bursche
und in jedem Sinne ein „Libertin”. Ibrahim schien jedoch
auch durch seine zahlreichen Frauen zurückgehalten zu werden.
Er hatte deren, obgleich nur ein unbemittelter Mensch,
vier. Diese nämlich legten ihren Protest ein und wollten ihn
nicht gehn lassen, wenn er sich ¡nicht förmlich von ihnen
schiede, und dazu konnte sich der arme Mensch nicht verstehn-.
Wir versuchten Alles, um die Sache abzuschliessen, aber ohne
Erfolg. So hatten wir jetzt nur zwei Diener, von denen der
Eine, Mohammed e’ Sintäni, in keinem Falle weiter gehn wollte,
als bis nach Fesän. Europäer haben keine Vorstellung, wie
schwer es für den in jene Länder vordringenden Reisenden ist,
sich mit einem Diener zu versehn. Im besten Falle kann der
Reisende sicher sein, dass, wenn er nun wirklich im Sudan
angekommen ist und seine gefährlichen Erforschungsreisen beginnen
will, sein Diener von der Küste, den er durch Alles an
sich zu schliessen versuchte, ihn im Stiche lässt. Dann muss
er sehn, sich in einem Lande, wo alle Lehensverhältnisse auf
den Besitz von Haussklaven begründet sind, freie Diener zu
verschaffen, die sich nicht scheuen, alle Arbeit zu thun, die
sie in diesem Lande nur von Sklaven verrichten sehn.
Endlich war alles zu unserem Aufbruch Nöthige beschafft,
mit Ausnahme des Bootes, das Herrn Richardson grosse
Schwierigkeiten verursachte, und ich. schlug vor, einige Tage
lang ein Zeltenlager bei Ain Särah zu beziehen, um uns
auf unsere lange Reise in jeder Hinsicht vorzuhereiten. Ich
würde eine solche Vorkehrung jedem Reisenden anrathen, der
wirklich alle nöthige Aufmerksamkeit auf die Mittel wenden
will, seinen Erfolg zu sichern. Denn er wird dadurch, dass
er wenige Tage in seinem Zelte ausserhalb des Ortes seines
Aufbruches zubringt, sich nun schon daran gewöhnen, die
kleinen Vorräthe, die er mit sich führt, als die hauptsächlichste,
wenn nicht- einzige Quelle seines materiellen und geistigen
Lebens zu betrachten. Auch wird er lernen, Hitze und
.Sonnenbrand zu ertragen. Nichts ist verderblicher für einen
Reisenden, als plötzlicher Aufbruch von städtischem Stillleben
zu langer, angreifender Reise in heissem Klima. Dies
ist ein Punkt, auf den ich oft zurückkommen werde.
Es war spät Nachmittags am 24«*™ März 1850, als Overweg
und ich in feierlichem Aufzuge, auf unseren Kameelen