waren, wie sie ja auch noch jetzt von einigen Arabern „die
Christen der Wüste” genannt werden. Sie vertauschten nachmals
ihre Religion und nahmen den Islam an, die westlichen
Stämme schon im dritten Jahrhundert .der Hedjra, die östlichen
aber viel später. Dennoch aber benennen sie Gott neben
ihrem alten heidnischen Ausdruck ,,'Amanei” noch mit
dem Namen des „Mesiah, Mesi”, und nennen die Engel „anye-
luss (im Plural „anyelussen”). Auch finden sich unter ihnen
noch manche merkwürdige Gebräuche, die auf ihren ehemaligen
Glauben hindeuten.
Dieser Gegenstand ist zu umfassend, um in einer Reisebeschreihung
gründlich ahgehandelt werden zu können. Ich
will hier nur auf das Beispiel des berühmten Arabischen Eroberers
Tärek - Ebn - Slad, des Siegers in der ruhmvollen
Schlacht bei Xeres de la Frontera, hinweisen. Er war ein
Berber von dem Stamme der Ulhassa, ward gefangen, ging
zum Islam über und erhielt den Beinamen Tärek; er war
höchst wahrscheinlich der Erste seines Stammes, der diesen
Namen trug.
Ich bemerkte oben, dass die Länderstriche, in welche sich
zurückzuziehen die Berber auf diese Weise gezwungen gewesen,
früher von Ethiopischen oder, wie wir sie passender benennen
können, von Sub-Libyschen Stämmen bewohnt waren.
Wir haben hier nur von Rhät zu sprechen, indem wir uns
Vorbehalten, über andere Länderstriche zu reden, wie wir
sie im Verlauf der Reise betreten werden. Diese Landschaft,
sowie die ganze Gegend südwärts bis Air oder vielmehr Asben,
war nach meiner Ansicht vor Alters von der Göber-Nation
bewohnt. Die Hogär oder Asgar, welche jetzt dieses Land
besitzen, scheinen jedoch nicht die ersten Eroberer des Landes
zu sein, sondern eine ihnen selbst ’nahe verwandte
Rasse im Besitz desselben gefunden zu haben. Es wird
indess besser sein, erst ein Wort über den Namen dieser
Stämme zu sagen.
Diese Imöscharh oder Tuaregs von Rhät werden gewöhnlich
Asgar genannt *), häufig aber auch Hogär oder Hägara. Die
Beziehung dieser beiden Namen musste früher zweifelhaft erscheinen;
sie ist jetzt durch die Veröffentlichung der reichhaltigen
Geschichtsbücher Ebn Chaldün’s erklärt worden **).
Denn dieser vortreffliche, klar verständige und gewissenhaft
forschende Schriftsteller belehrt uns ausdrücklich, dass der
Name Hogär oder Heggar durch die Veränderung des
Lautes in dem Namen Hauära entstanden sei und die in die
Wüste,, in die Nähe von Gogo geflüchteten Bruchstücke dieses
grossen Berberstammes bezeichne. Es ist höchst interessant,
dass kurz vor der Zeit, wo Ebn Chaldün schrieb, der berühmte
Reisende Ebn Batüta die Hogär gerade in denselben Gegenden
fand, wo der Historiker ihre Sitze angibt'***). Wir
können also annehmen, dass Hogär der allgemeine, umfassendere
Stammname sei, der bald in weiterem, bald engerem
Sinne gebraucht wird, während Asgar eine besondere Abthei-
lung dieser Hogär bezeichnet.
Asgar.: scheint ein sehr alterthümlicher Name zu sein. Er
wird schon von Edrisi (1153) als der Name eines Stammes
erwähnt f ) , der unverkennbar mit dem in Rede stehenden
identisch ist und schon damals fast dieselben Gegenden einnahm,
wie heutigen Tages. Denn Edrisi gibt die Wohnsitze
diese® St%mnies als 12 Tagereisen von Tessaua und 18 von
Ghadämes entfernt an. Etwa ein Jahrhundert später wird er
MH
**) Ebn Chaldun, tom. I, p. 275, trad, de Slane.
***) S. Journal Asiatique, série IV, tom. 1.(1843), p. 238, in der Form
j l C j b . Diese Form, Hogär, scheint die richtige, obgleich die andere Form,
Hägara, g g f zweiter kurzer Sylbe, nicht weniger Anspruch auf Richtigkeit
zu haben scheint.
t) Edrisi, trad. Jaubert, t. I, p. 113. H6.
Barth’s Reinen. I. ^