runden und lebensfrohen Ausdruck des Gesichts. . Ebenso
war auch ihre Kleidung weniger streng; Mehrere trugen hellblaue
anstatt der melancholischen dunkelblauen Hemden, und
ihr Kopfschmuck wurde noch durch eine weisse Binde mit
rothem Streifen erhöht.
Etwa um 10 Uhr setzten wir endlich unseren Marsch fort
und- wählten die .westliche der beiden Strassen, welche von
hier nach Tintellust führen, nämlich die über Födet, während
die östliche über Tägo und Täni geht. Indem wir das
grosse giüne Thal von Tln-tarh-ode zur Linken Hessen, hielten
wir uns auf rauhem Terrain, einige kleine Schluchten
diu chschneidend, bis wir den Anfang des schönen breiten
Thaies Födet erreichten, wo wir uns nahe den. seine Ostseite
begrenzenden Felsklippen lagerten. — Hier hatte das Wasser,
indem es von den Felsen in einer Art kleinen Gefälles
herabfiel, einen Teich gebildet, welcher sich aber nicht auf
lange Zeit im Jahre hält.
[Dienstag, 3‘<>n September.] Wir machten einen sehr interessanten
Marsch durch eine Gegend höchst malerischen Charakters,
welche in mehr als e in e r Hinsicht sich fähig zeigte,
die Wohnstätte von Menschen zu sein. Nachdem wir den
östlichen Rand des Thaies verlassen hatten, hielten wir uns
mehr in seiner Mitte, bis wir den schönsten Punkt erreichten,
wo sich dasselbe in zwei Arme theilt; der östliche derselben
wird von mehreren imposanten Bergspornen begrenzt
und bietet eine sehr interessante Fernsicht, von der die folgende
Skizze, welche ich auf dem Rücken meines Meheri aufnahm,
eine leichte Vorstellung geben wird.
Der ganze Grund der Thalsohle, wo am vorgestrigen Tage
ein mächtiger Strom sich hingewälzt hatte, glänzte von kleinen
mineralischen Bruchstücken, denen seihst unser Geologe
unter den gegenwärtigen Verhältnissen keine Beachtung schenken
konnte. Dann passirten wir die Ruinen einiger von den
Fluthen zerstörten Häuser und begegneten weiter hin einer
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kleinen Truppe mit Negerkorn — „eneH” *) — beladener Esel.
Unsere ganze Karawane war guten Muthes und unsere Schutzwache
veranstaltete, um uns einen Beweis ihrer Reitfertigkeit
zu geben, ein Wettrennen, das natürlicherweise ziemlich
wunderlich ausfiel.
Man denke sich ein Kameel, mag es auch noch so schlank
sein, in Galop gesetzt, den Reiter auf kleinem, ungenügend
auf dem Höcker des Thieres befestigten Sattel hin- und herfliegend,
während seine vielartigen Waffen, Vorrathssäcke
und plumpen Lederomamente überall herausstecken oder nachschleppen
und sein ungeheurer Schild aus steifem Antilopenleder
das arme Thier fortwährend in die Seiten schlägt.
Zwei oder drei der kühnen Ritter küssten den Staub, und
;f) „Eneli", — der Berber-Name für „Negerliirse" —- ist ein .häufig
von. dem berühmten Reisenden Ebn Batüta erwähnter, aber von seinen Erklä-
rern nicht verstandener Ausdruck. S. Journal Asiatique, 1843, série IV,
tom. I , pp. 188. 191. 200. — S. 194 beschreibt er den beliebten, aus diesem
Korn bereiteten Trank „dakno”.
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