nach er fragt, aufgegriffen werden. — Aber ich kehre zu
! meinem Tagebuche zurück.
Die Besuche, welche ich von den übrigen Tauätern erhielt,
wurden ziemlich spärlich, da ich keinen Kaffee hatte,
um sie zu bewirthen. Ich war indess über diesen Umstand
erfreut, da meine Zeit für ein so grosses Feld von wissens-
werthen Neuigkeiten, das sich vor mir aufthat, so nicht ausreichte
und ich mich desshalb genöthigt sah, meine Forschungen
auf engere Grenzen zu beschränken. Ich war in
der That höchst glücklich, meinen Plan, diese Stadt zu besuchen,
ausgeführt zu haben, da sie, obwohl dem Reisenden
anfänglich sehr verödet erscheinend, doch immer noch der
Mittelpunkt eines nicht unbeträchtlichen Handelsverkehrs ist.
Tintellust dagegen ist ein kleines, armseliges Dorf, nur von
Wichtigkeit als die Residenz eines einzigen Mannes, wo die
Bewohner aber nur wenig vom Lande wissen und selbst
das Wenige mitzutheilen sich fürchten. Dies ist der Grund,
warum dieser Ort von früheren Berichterstattern über dieses
Land, die doch von Selüfiet und Tin-tarh-ode zu erzählen
wussten, ganz übergangen worden ist. Ich würde
jedem Reisenden, welcher das Land nach mir besuchen
sollte, rathen, einen langen Aufenthalt in Agades zu machen,
wenn er sich hier mit Ruhe niederlassen kann, und
ich bin überzeugt, dass er noch eine Fülle höchst werthvoller
und interessanter Nachrichten zu sammeln Gelegenheit finden
wird.
Am Nachmittag des löten Oktober, dem Vorabende des
grossen Feiertages, kamen zehn zu Pferde berittene Häuptlinge
der Kel-geress in die Stadt und gegen Abend erreichte
uns die gewisse Nachricht, dass Astäfidet, der Kel-owT-Häupt-
ling, welcher in A'-ssödi residirt, ganz in der Nahe sei und
seinen feierlichen Einzug am nächsten Morgen halten werde.
Meine Gefährten waren daher ungemein geschäftig, um ihren
festlichen Anzug — „yadö” t r bereit zu machen und zu rei-
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nigen und Hamma konnte kaum seidene Quasten genug bekommen,
um seine hohe rothe Mütze damit zu schmücken
und seiner kurzen Figur ein stattlicheres Ansehn zu geben.
Armer Hamma! er war ein braver Kerl und der Beste der
Kel-owi. Die Nachricht, dass er in jenem blutigen Kampfe,
welcher zwischen seinem Stamme und den Kel-geress im Jahre
1854 gefochten wurde, gefallen sei, verursachte mir tiefen
Schmerz.
Am Abend war Gesang und Tanz —- „urgi” und „wu-ssa” —
in der ganzen Stadt. Alle Welt überliess sich der Freude,
mit Ausnahme der Anhänger des Prätendenten Mäkita oder
Imkiten, und Sultan rAbd el Kader sah sich gezwungen, drei
Häuptlinge der I-tl-ssan, welche gekommen waren, um des
Letzteren Rechte geltend zu machen, gefangen zu setzen.
Früh am Morgen des 16*™ Okt. betrat Astäfidet mit dem
kleineren Theil seiner Heerschaar die Stadt, »indem er den
grösseren draussen liess. Die Gesammtzahl derselben sollte
sich auf 2000 Mann belaufen. Hierauf hatte die Einsetzung
— „ssarauta” — des neuen Sultans ohne viel Gepränge und
Aufschub statt. Ich konnte, da sie im Innern der „fäda”
stattfand ; den eigentlichen Hergang nur von meinen Freunden
erfahren, die mir einstimmig versicherten, dass folgende
Ceremonien dabei beobachtet worden seien. Der Anfang
bestand darin, dass man 'Abd el Kader aus seinen Privatgemächern
nach der Gemeinhalle führte. Hier angekommen,
ward er von den Häuptlingen der I - t l- s s a n und Kel-
geress, welche vor ihm hergingen, aufgefordert, auf dem „gadö”
— einer Art Ruhebett oder Divan — Platz zu nehmen. Dieser
Divan wird von Palmblättern oder Zweigen anderer Bäume
gemacht, ähnlich den „angarib” , welche in den Nil-Ländern
in Gebrauch sind, und mit Matten, bei vornehmen Leuten
aber mit Teppichen bedeckt. Auf dieses einfache Ruhebett
setzt sich der neue Sultan, indem er seine Füsse auf dem Boden
ruhen lässt; erst nachdem die Kel-owi ihn dazu aufge