Unternehmen etwas gefährlich aussähe, und liess einen Brief
an Abd el Kader oder lvadiri — wie er in der populären Form
genannt wird — den neuen Sultan von Agades, schreiben,
worin er mich demselben in der eindringlichsten Weise empfahl
und die Geschenke aufzählte, welche ich ihm zu machen
beabsichtigte.
Sobald mein Vorhaben kund ward, kam alle Welt, berufen
oder unberufen, und beeilte sich, mir von einem so gewagten
Unternehmen abzurathen, da es ohne Zweifel meinen Untergang
zur Folge haben würde. Unter diesen Rathgebern that
sich besonders ein Sohn Hadj Abdüa’s , des präsumtiven
Nachfolgers von Annür. hervor, der mich beschwor, meinen
Plan aufzugeben. Dieser Schwarm von Rathgebern und Ein-
schüchterern brachte es wirklich dahin, den Yussuf Muckeni,
Herrn Richardson’s Dolmetscher, welchen dieser mir mitzugeben
beabsichtigte, abzuschrecken; ich selbst aber wusste
wohl, was ich vorhatte, und hegte volles Vertrauen zu dem
Worte des alten Häuptlings. Fast war es mir lieb, dass ich
von Muekeni’s Gesellschaft befreit war, da ich ihn von Anfang
an für einen zwar äusserst fähigen, aber sehr malitiösen
und intriganten Menschen hielt. Mit Mühe überredete ich
Mohammed, unseren Tunesischen Schuschän, mich zu begleiten;
denn in diesem Lande hat der Reisende keine Iion-
trole über seine Diener und muss es ruhig ertragen, wenn sie
ihm wiederholt den und jenen Dienst als zu schwierig oder
gefährlich versagen. Auch war ich so glücklich, Amankei,
Herrn Richardson’s thätigen schwarzen Busaue, als Diener
für die Reise zu miethen. Auf diesem Ausfluge jedoch war
dieser gewandte junge Mensch gänzlich nutzlos, da er sogleich
nach unserem Aufbruch wieder anfing, stark von seinem
Guinea-Wurm zu leiden, und die ganze Zeit hindurch
so gut wie lahm war. Dies Übel ist, wie ich schon oben angedeutet,
oft für lange Zeit ganz ruhig, bis der Wurm von
Neuem sich regt und den Befallenen mit höllischer Pein quält.
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Ich ordnete dann mein Geschäft mit Hamma, Annür’s
Schwiegersohn, unter dessen besonderem Schutze ich die
Reise unternehmen sollte, den ich aber erst besonders für
seine Mühe zu bezahlen hatte. Ich gab ihm 11 Mithkäl für
ihn selbst und miethete von ihm zwei Kameele, jedes für
6 Mithkäl. Nach verschiedenen Verzögerungen, die mich jedoch
in den Stand setzten, noch zwei andere meiner Tagebücher,
sowie auch Briefe durch einen Kel-owl- Mischling
Namens Baua Amakita nach Mursuk zu senden, wurde endlich
unsere Abreise auf den 4ten Oktober festgesetzt.