unverkennbar Berberisch *) und der Berber-Einfluss ist noch
sichtbarer an der Thatsache, dass wenigstens ein Theil der
Einwohner der Stadt zu dem Stamme derMassüfa gehörte**).
Dies ist ein wohlbekannter Berber-Stamm, welcher in früheren
Zeiten fast ausschliesslich die Führer auf dem Weg von
Sedjelmessa nach Waläta ***) lieferte. Wie dem auch sei,
wir haben mehrere Beispiele gelehrter Männer unter den Eingeborenen
dieses Platzes, was deutlich zeigt, dass ein bedeutender
Grad von Gelehrsamkeit und eine gewisse Bildung hier
geherrscht haben muss.
Dass wir Berber hier finden, kann uns nicht im Allergeringsten
in Erstaunen setzen, da schon in der Mitte des
vierzehnten Jahrhunderts nicht allein Tekädda, sondern selbst
Käher in den Händen der Berber war, wie wir aus Ebn Ba-
tüta’s Bericht ersehn. Es ist überdies höchst bemerkens-
werth, dass dieser ausgezeichnete Reisende mit Beziehung auf
den Berber-Fürsten, den er „el Gergeri” oder ,,Tegergeri”f)
nennt, eine höchst seltsame Sitte erwähnt, die noch heute in
eben diesem Lande in vollem Gebrauch ist, nämlich dass die
Erbfolge nicht auf dessen eigene Söhne, sondern auf die Söhne
seiner Schwester überging ff). Dieser höchst auffallende Um-
*) Siehe, was ich oben über die Sylbe ,,tin ” gesagt habe. Jedoch habe
ich guten Grund zu veraxuthen, dass der ursprüngliche Name des Ortes „An-
ssamän” war.
**) In der „Geschichte Timbuktu’s” von Baba Ahmed wird ein Gelehrter
erwähnt mit der Bezeichnung „el Tïn-schamâni el Massüfi.
***) Ebn Batuta im Journal Asiatique., 1843, série IV, vol. 1, p. 188. -§¡|
Cooley, Negroland, p. 17.
t ) Der "Name Gérgeri oder Tegérgeri scheint der Titel der Herrschaft zu
sein, so dass wir ihn vielleicht mit „Herr von Gérger” wiedergeben können.
S. Cooley, Negroland, p. 107. Was übrigens dieser Gelehrte S. 109 sagt,
gründet sich auf falsche Information ; denn es gibt in Haussa keine Stadt des
Namens „birni-n-Gurgar”, sondern der Name der bezüglichen Stadt ist Göga.
Auch ist es unmöglich, dass der Name „Gérgeri” irgend etwas mit dem einheimischen
heidnischen Stamme der Kerëkerë zu thun habe,
f f ) Ebn Batuta a. a. O. S. 237.
stand, auf den ich im Verlauf meiner Erzählung zurückkommen
werde, wenn ich den gegenwärtigen Zustand bespreche,
scheint, obgleich Ebn Batüta nichts, über die Masse der Bevölkerung
sagt, ein sicherer Beweis, dass es nicht ein reiner
Berber-Staat, sondern eine auf eine Neger-Bevölkerung gepfropfte
Berber-Herrschaft war, gerade wie es auch zu desselben
Reisenden Zeit in Waläta der Fall war. Leo, der das
Land zuerst mit seinem gegenwärtigen Berber-Namen Air
nennt, gibt auch ausdrücklich an, dass es damals von Tuareg
besetzt war (Targa populo)*). Von ihm erfahren wir auch,
dass der Herrscher von Agades, einer Stadt, der er zuerst
Erwähnung thut, gleichfalls ein Berber war **), Man möchte
aus allem diesen schliessen, dass der Zustand des Landes
schon damals ziemlich derselbe war, der er jetzt ist; aber
das ist keineswegs der Fall.
Es ist gewiss sehr auffallend, dass der Name der Kel-owl
weder von Leo, noch von irgend einem anderen Schriftsteller
vor Homemann’s Zeit erwähnt ist. Dieser verdiente Deutsche
Reisende sammelte, ehe er von Fesän zu seiner Reise nach
Bomo aufbrach, einige belehrende Nachrichten***) sowohl
über sie selbst, als über ihr Land Asben, das zur Zeit vor der
politischen und religiösen Erhebung der Fulbe unter ihrem
Reformator (el Djehädi) Othmän, dem Sohne Fodie’s, ein
mächtiges Königreich bildete; selbst Göber war ihm damals
tributpflichtig. Nach Homemann’s Ausdruck scheint es, dass
die Kel-owl das Land erst in verhältnissmässig neuerer Zeit
erobert haben f ) , und dies stimmt vollkommen mit meinen
*) Leo, 1; VI, c. 56.
**) Leo, 1. I, c. 10 gegen das Ende zu.
***) Hornemann’s Journal, 1802, S. 109 ff. Er gebraucht die Form „Kol-
luvi” oder „Kolluvians”.
t ) Dies war es auch, was Renell von des Beisenden Ausdruck abnahm, wenn
er S. 181 sagt: „von neuerer ErQberung, wie es scheint” f,^from recent con-
quest, it would seemnJ. Die Kel-owl haben wahrscheinlich früher einen ganz