nun auch das Land scheint, ist es doch, gleich dem ganzen
Centruin der Wüste, der Aufenthaltsort grösser Heerden sogenannter
„■wilder Ochsen” — Antilope bubalis oder Älcepha-
lus bubalis welche frei umherstreifen und ihren Zufluchtsort
verändern, je nachdem sie in einem oder dem anderen
Bezirke mehr oder weniger verfolgt werden. Unsere Leute
versuchten sie zu jagen, kehrten jedoch erfolglos zurück. So
wenig behend auch das Thier erscheint, erklimmt es doch
die Felsen mit, viel grösserer Leichtigkeit als Menschen, die
nicht eben an diese Art Jagd gewöhnt sind, und in Folge
der wild zerrissenen Oberfläche ‘des Bodens verliert es sich
bald aus dem Gesicht.
Etwa um 5 Uhr Nachmittags zeigten sich die Höhen zur Linken
von grösserer Erhebung, wohl 1000 Fuss ansteigend, mit
Kuppen und malerischen Massenbildungen. An die Yorhöhen
dieser imposanten Bergmasse lehnte sich eine eigenthümhch
verwirrte Gruppe von Felsklippen, Felsrücken und senkrecht
abstürzenden, pfeilerartig isolirten Granitblöcken, durch welche
wir, gemach ansteigend, hindurohzogen, bis wir den höchsten
Punkt erreichten, und dann in ein-flaches Thal niederstiegen,
das mit einer hübschen Menge Krautwuchs und einigen Talha-
bäumen bewachsen war. Von den letzteren zogen einige mit
ihrem jungen Laub alsogleich die Aufmerksamkeit der ausgehungerten
Kameele auf sich. Die armen Thiere liess man
die ganze Nacht weiden, wodurch sie ihre Kräfte einiger-
massen erfrischen konnten. Diese langen Märsche waren für
Mann und Thier gleich ermüdend und für den vorwärts
strebenden Beisenden um so angreifender, da sie trotz der
ungeheuren Strecken, durch die sie ihn dahinschleppten,
ihn kaum den ersehnten südlichen Kegionen näher zu bringen
schienen. Dieser ganze Theil unserer Reise nämlich
führte nur wenig Süd von West.
[.Donnerstag, August.]yNach einem gewundenen Marsche
von H Meile durch pfeilerartige Granitmassen ward
die Landschaft offener und freier, indem jene kleinen Granitketten,
welche bisher der Gegend ihren eigenthümlichen Charakter
gegeben, auf hörten; vor uns jedoch wurden bedeutende
Bergmassen sichtbar. Die ganze Gebirgslandschaft, in
welcher die lange Kette Namens Isetteti sich auszeichnet,
heisst Anahef und soll einige günstige Weideplätze enthalten.
Nach einer weiteren Strecke von etwa 10 Meilen zweigte sich
ein Pfad von unserem Wege ab, welcher westwärts nach einer
begünstigteren Stätte, Namens Tadent*), führt. An diesem
Platze, welcher etwa 16 Meilen von hier entfernt ist, sammelt
sich die Feuchtigkeit der Bergmassen umher und scheint
einen reicheren Pflanzenwuchs hervorzubringen, so dass einige
Asgar-Familien dort eine bleibende Wohnstätte aufgeschlagen
haben.
' Unserem Pfade, näherten sich hier einige Vorhügel; Talha-
bäume wurden häufiger, ja weiterhin war der Grund des
trockenen Rinnsales dicht mit Bü-rekkeba bedeckt, einer
Art saftigen 2 bis 3 Fuss hoch wachsenden Grases, welches
die Kameele sehr lieben, das uns aber auf unserer Strasse bisher
noch nicht vorgekommen war. Vor uns bildete das Land
nun eine Art Engpass; aber, anstatt dass wir, wie ich erwartete,
auf denselben zurückten, bogen wir hinter dem Ausläufer
eines in die Ebene vortretenden Spornes zu unserer
Linken in eine ganz andere Richtung, mit welcher wir ein
breites, von zwei malerischen, scharfgeformten Felszügen eingeschlossenes
Thal betraten, wo wir zu unserem nicht geringen
Erstaunen lagerten.
Das Thal heisst Ngäkeli **) und macht sich dem Reisenden
nicht weniger durch sein eigenes malerisches Aussehn, als
*) In Herrn Richardson’s Journal, I, pag. 194, ist dieser Ort mit Janet
(Djänet) verwechselt, da Herr Richardson den Namen wahrscheinlich Tanet
geschrieben hatte, eine Form, die sonderbarerweise auch Herr Overweg anwandte.
**) Yon hier ist Tadent oder Tanet eine Tagereise entfernt.