200 VIII. Kapitel.
Arme aufnälime. Entschieden bildet es den Hauptweg zwischen
Fesän und der westlichen Wüste. Auch musste es vor
etwa einem Monat einen sehr verschiedenen Anblick dargeboten
haben, als sich ein bedeutender Regenstrom auf ihm
hinabwalzte. In der That sahen wir am Nachmittag mehrere
Stellen, wo sich der Strom ein Bett von 5 Fuss Tiefe
aufgerissen hatte. Der Boden umher war ganz aufgewühlt
und der Schlamm auf dem Boden des Bettes noch feucht.
Wir lagerten auf einem freundlichen Platze, „Hamaua” genannt,
und waren so entzückt, die frische Luft der Wüste
zu gemessen, dass wir unsere Zelte nicht einmal aufschlugen.
Hier stiess ein Mann von Tessaua zu uns, der einen
Schuldner am Entweichen hindern wollte. Dieser hatte sich
an Boro’s Mannschaft angeschlossen, um eine Zuflucht im
Sudan zu suchen, — ein sehr gewöhnliches Verfahren der
Leute in Fesän.
Durch wiederholtes Messen mit der Kette hatten wir gefunden,
dass auf leidlich ebenem Boden die durchschnittliche
Geschwindigkeit, wie die Tuaregs reisen, eine halbe
Engl, geogr. Meile in 13 Minuten betrage. Es. ist nämlich die
Gewohnheit dieser Leute, ihre Kameele, während sie denselben
auf dem Marsche nicht erlauben, zu grasen, des Nachts
ganz auf der Weide zu lassen und sie erst am Morgen herbeizuholen,
was allerdings Aufenthalt, mitunter bis zu sehr
später Stunde, verursacht, zumal wenn jene, was nicht selten
der Fall ist, sich verlaufen haben.
[Freitag, 2 S^en Juni,] Etwa eine Stunde lang waren wir
an dem schmalen krautbewachsenen Streifen hingezogen, als
wir an einen zeitweiligen Brunnen, Namens Ahitsa, kamen
— der Anfangslaut A wird gewöhnlich nicht gehört, wenn
der Name nicht deutlich ausgesprochen wird, ist aber dennoch
charakteristisch für solche Namen der Temäschirht-
Sprache; denn in deren Gebiet treten wir nun mit starken
Schritten ein, und, wenn wir genau sein wollten, sollte fortan
Erste Berührung mit den Tuaregs. 201
das Wadi dem „ode” oder dem „eraschar” Platz machen,
die Hammäda dem „tenere”, der Blr dem „anü”.
Der Brunnen enthält sehr schönes Regenwasser, aber nur
während zweier Monate des Jahres. Wir füllten zwei unserer
Schläuche und setzten unseren Weg fort. Da bekamen
wir denn bald zwei weisse Zelte zu Gesicht, welche uns das
Lager unserer Kafla anzeigten, da eines dem Mohammed Boro,
das andere dem Mohammed e’ Ssfaksi zugehörte. Das Lager
war auf einem freien Platze mitten in dem grünen Krautstreifen
gewählt und von einer reichen Menge Talhabäume
umgeben. Die Stelle bot ausgezeichnete Weide für die Kameele
dar, und ein anderer Trupp Tinylkums, die ihre Kameele
und Scliaafe hier weideten, hatte sich am Rande der
Einsenkung b.ei den Bäumen niedergelassen. So belebt, bot
die ganze Scene ein reiches Bild dar.
Unsere Kameelführer sollen in den Sandhügeln, welche
das Thal an der Südseite begrenzen, ein bedeutendes Maga