serer Geleitsreiter voraus, wobei der.Südwind uns den Sand,
welcher enge Streifen zwischen dem kiesigen Boden bildete,
ins Gesicht trieb. Wir hegten die Hoffnung, ein liebliches
frisches Wäldchen oder doch wenigstens leidlichen Schatten
zu finden, wo wir uns nach unserem angreifenden Marsche
behaglich ausstrecken könnten; aber als wir endlich um 5 Uhr
Nachmittags nicht mehr weit vom Brunnen entfernt sein konnten,
ward zu unserer grossen Enttäuschung der Sand nur tiefer,
während durchaus nichts als ein paar kümmerliche Palmbüsche
zu sehn war. Am Brunnen selbst aber, der in der
Mitte dieser Sandwüste ausgegraben und einstmals von einem
jetzt verfallenen ovalen Gebäude geschützt gewesen ist, hörten
selbst die verkümmerten Palmbüsche auf. Es war in der That
ein trauriges Lager nach so ermattendem Marsche, dessen
Unbehaglichkeit nur durch den Gedanken gemildert wurde,
dass mm aller Furcht vor Wassermangel ein Ende sei; denn
der Brunnen ist reich an dem belebenden Element.
Es ist eben der Brunnen „el Hassi”, der e in e wohlbekannte
Brunnen auf dieser Strasse, wie die Hammäda die e in e wohl-
bekannte Hammäda. Die „Durchglühte” *), die heisse, wasser-
und beinahe vegetationslose steinige Hochfläche, die den Wanderer
sechs lange Tagemärsche ohne Bast und in Gefahr zu verdursten
vorwärts treibt, und „der Brunnen”, der ewig wasserreiche
Brunnen, der ihn an ihrem Ende empfängt, welch ein
Bild des Lebens dieser Weltgegend! Diese beiden Wörter
schliessen eine ganze Welt des Afrikanischen Nomaden in
sich. Wasser hat der Brunnen in Fülle, sonst hat er nichts
und verspricht auch nichts; und auch wir also wollen ihn
feiern wegen seines Beichthumes und ihn nicht herabsetzen,
weil er das nicht besitzt, was er nicht verspricht.
In der That, mehrere andere Brunnen liegen umher, deren
*) Vgl. die beiden Stellen Ebn Chaldun’s, Histoire des Berbères, Vol. I.
p . 191. Vol. I I . p . 358. trad. Sla/ne.
Vorrath genügen würde, selbst die zahlreichste Kafla in Zeit
von einer Stunde mit Wasser zu versorgen. Auch vermindert
sich der Vorrath nicht, da das Wasser fortwährend aufsteigt
und der Brunnen stets dieselbe Tiefe behält. Ohne Zweifel
ist hier eine Einsenkung in der Thalebene, und eine unter dem
losen Sande liegende Felsenschicht sammelt die Feuchtigkeit.
Das ist die Natur eines „hassi”.
Der Brunnen, an welchem wir gelagert hatten, ist im Ver-
haltniss zu seiner Tiefe ziemlich eng, er würde daher für
eine grössere Karawane unbequem sein; aber wir fanden den,
wenn auch geringen, Schutz des verfallenen Gemäuers gegen
den starken, namentlich am Abend unserer Ankunft höchst
lästigen Wind sehr erwünscht.
In früherer Zeit war hier eine Art befestigten Chans, die
man nur sehr selten in diesen Gegenden zu sehn bekommt.
Er war von den Stämmen derNotmän und Sueid erbaut, um
ihre Karawanen gegen die Baubzüge der UrfiBa zu schützen.
Dies Gebäude bestand, wie es scheint, aus 20 sehr einfachen
Kammern, welche rings um einen ovalen Hofraüm lagen; dieser
hatte einen Eingang von Norden und einen ändern von
Süden und war 30 Schritte lang, 16 breit, während der Brunnen
seinen Mittelpunkt bildete. Der Brunnen ist 5 ) Klafter
tief. Die Temperatur seines Wassers mass 22° C. Es war
im Vergleich mit dem von Tabonleh sicherlich sehr gut. Herr
Overweg fand die Erhebung dieser Stätte 696 Fuss über dem
Meere, so dass wir von der höchsten Kante der Hochfläche
etwa 760 Fuss herabgestiegen waren.
Unter allen Umständen waren wir herzlich froh, als unser
schweres, fast unerschütterliches TripolitanischesZelt uns seine
mit blauem Amerikanischen Zeug gefütterten weissen Wände
zur zeitweiligen Behausung öffiiete. Das Gepäck, im Innern
an den Wänden umhergelagert, hot uns eine heimische, sichere
Lagerstatte, wo wir uns behaglich ausstrecken konnten ohne
vom Sand verschüttet zu werden. Wh- waren insgesammt höchst