suchen, reichliches Futter und den Stadtbewohnern Vorrath
an sehr gutem Wasser verschaffen. Der Name der nördlichen
Einsenkung ist Tagürast, der südwestlichen Mermeru, der
südöstlichen Amelüli, wo einige Gemüsegärten sich finden; in
etwas grösserer Entfernung nach Südsüdost ist Tesak-n-tällem
und weiter gegen Westen Tära-bere. Der letztere Name bedeutet
„breiter Platz” oder „die Ebene” soviel als „babä-n-
särari” auf Haussa. Unglücklicherweise hatten meine Gefährten
so grosse Furcht vor den Kel-geress, dass ich das
etwas weiter entlegene Thal el Hachssäss oder elCha-ssäss
nicht besuchen konnte; es wird von Imrhäd bewohnt und
ist durch die Gemüse, welche es hervorbringt, und womit
die ganze Stadt versehen wird, berühmt.
Mohammed, Annür’s ausgelassener Vetter, war endlich
glücklich genug, mich in eine kleine Verlegenheit zu bringen,
die ihm ebenso unendliches Vergnügen verursachte, als sie
mir unangenehm war. Als nämlich am mondhellen Abende
Gesang und Tanz mit lebhaften Zeichen von Lustbarkeit in
einiger Entfernung von unserem Hause sich vernehmen Hessen
und er sah, dass ich dafür reges Interesse zeigte, versicherte
er mich, dass Hamma dort sei und gegen ihn den Wunsch
ausgedrückt habe, ich möge hinkommen, um ihre Lustbarkeit
mit anzusehn. Leider liess ich mich nur zu leicht überreden,
und indem ich bloss einen Hirschfänger überhing, machte ich
mich ganz ohne Begleitung dahin auf, in der Zuversicht,
meinen Beschützer unter der lustigen Gesellschaft zu treffen.
Es war etwa 10 Uhr Abends, der Mond schien glänzend
und beleuchtete die interessante Scene. Nachdem ich zuerst
aus einiger Feme zugesehn, trat ich ganz nahe, um die Bewegungen
der Tänzer genau zu beobachten. Es wären vier
junge Männer, die einander gegenüberstanden und mit leiden-
schafthchen, kriegerischen Bewegungen, und indem sie mit dem
linken Beine heftig auf den Boden stampften, sich rund im
Kreise drehten. Die Bewegungen wurden von energischem
Händeklatschen eines Ringes darumstehender Zuschauer begleitet.
Es war ein interessanter Anblick, und ich würde gern
länger gehliehen sein; aber da ich sah, dass Hamma nicht da
war und alle Anwesenden junge Leute waren, auch die Meisten
von ihnen zu jenem verrufenen ’Stamme der Busaue gehörten,
den ich oben erwähnte, so folgte ich dem Rathe Ahdu’s,
eines Sklaven des kleinen Annür, welcher unter dem Haufen
war, so schnell als mögfich mich zu entfernen. Ich hatte in-
dess nur eine geringe Strecke zurückgelegt, als die jungen
Bursche, die mich erkannt, mit dem Kriegsruf des Isslam, ihre
Schwerter ziehend, mir nachstürzten. Da ich aber doch einen
kleinen Vorsprung hatte und glücklicherweise Niemandem in
den engen Strassen begegnete, erreichte ich unsere Wohnung,
ehe ich geiiöthigt gewesen wäre,-meine Waffe zu gebrauchen.
Hier nun hatten meine Kel-owI-Freunde, die mich in dieser
Klemme sahen, die Kette über die Thüre des Hauses geworfen
und Hessen mich unter einem maHtiösen Gelächter mit meinen
Verfolgern draussen. Ich musste also- von meinem Hirschfänger
Gebrauch machen, um sie von mir abzuhalten; hätten
sie aber einen ernstlichen Angriff gemacht, so wäre ich wahrscheinlich
mit- meiner kurzen Europäischen Waffe gar sehr
im Nachtheil gewesen gegen ihre langen, scharfen Schwerter.
Ich war etwas unwilHg über meine Gefährten, hauptsächlich
über Mohammed, und als sie nach einiger Zeit die Thür
öffneten, lud ich meine Pistolen und drohte, den Ersten, welcher
mich belästigen würde, zu erschiessen. Indess überzeugte
ich mich bald, dass der Hauptfehler mir selbst zu
Schulden komme, und um den Übeln Eindruck, den dieses
kleine Abenteuer nätürHcherweise in der Stadt hervorbringen
musste, einigermassen zu verwischen, und zumal weil das
grosse Moslimische Fest vor der Thür war, welches das Vor-
urtheil gegen den Christen nur verstärken musste, beschloss
ich, mich einige Tage zu Hause zu halten. Ich konnte dies
um so leichter thun, da mir die Terrasse unseres Hauses