Wir hatten nns vorgenommen, am 4t™ Februar Nachmittags
aufzubrechen, um die erste Nacht in Ghargasch zu-
bringen zu können; aber es wurde so spät, dass wir die
Stadt erst nach Sonnenuntergang verbessern Wir zogen es
desshalb vor, in der Meschia, ein wenig jenseits der einzelstehenden
Moschee, unter Palmbäumen zu lagern; denn wir
hatten keine Ahnung davon, dass wir durch Aufgeben unseres
beabsichtigten Lagerplatzes in Ghargasch uns selbst um
einen recht heiteren Abend bringen sollten.
[5«»- Februar.] Bald nachdem wir uns von unserem kühlen
Lager in Bewegung gesetzt — wir hatten um 5 Uhr Morgens
nur 4° C. —, traten wir zur Pflanzung hinaus und setzten
unseren Weg über den steinigen Kalkboden fort. Ich war
ein wenig mit dem Schausch voraus und machte einen Augenblick
Halt, um meine Begleiter zu erwarten, als ein sehr eigen-
thümlicher Ruf von dem alten Römischen’Gebäude , welches
nahe an der Strasse liegt und „Kasr el Djehalieh”, „die Burg
der Unwissenden oder Heiden”, genannt wird, erscholl und
uns für einen Augenblick stutzen machte, bis wir zu unserem
grossen Erstaunen und mit einigem Bedauern gewahr wurden,
dass es unser guter Freund Frederic Warrington sei, welcher
die ganze Nacht hindurch hier auf uns gewartet hatte. Von
der Spitze der Ruine, welche einen Felsen einnimmt, der
mitten in einem Steinbruche vereinzelt stehen geblieben ist,
hat man eine weite Aussicht über Meer, Palmen und wüste
Steppe. Ehe die Araber diese Burg erbauten, sind, wie es
scheint, Römische Grabmäler hier gewesen, wie es oft bei-
den Alten der Fall war, dass sie mit Steinbrüchen zugleich
den Zweck von Grabmälem verbanden. Herr Warrington
ging noch ein wenig weiter mit uns und wir passirten den
Stein Ssidi 'Anfa, an den sich die Legende knüpft, dass der
Heilige dieses Namens ihn durch sein Wort an die Oberfläche
gehoben habe, als er Arbeitern, welche einen Brunnen
gruben, auf die Köpfe gefallen war; diese Leute aber seien
unbeschädigt davongekommen. Weiterhin, näher der Seeküste,
kamen wir an die Kapelle des Ssidi Salah, eines anderen
Heiligen, der durch ein Wunder aus der Tiefe des
Meeres eine Menge wohlgekochter Fische sich vor die Füsse
gezaubert haben soll. Hier kehrte unser Freund, der sich
so ganz in diese Gegenden eingebürgert hat, dass er fast
Arabischen Charakter angenommen, mit seinen Leuten nach
der Stadt zurück und wir waren uns nun selbst überlassen.
Die am Meere entlang führende Strasse zeigte bald harten
Kalkstein, bald feinen, zu kleinen Hügeln aufgewehten Kalksand.
Wir wandten uns aber von ihr ab und betraten die
schöne, schon im Mittelalter hoch gepriesene Palmenpflanzung
von Sensür, wo wir ein grosses Kommagazin und ein aus
Lehm gebautes Schloss zur Seite liessen, welches, in Verfall
gerathen, jetzt einer Rotte von eingeborenen Reitern der
Urschefana zum Quartier diente. Die Palmen sind anmuthig
von schönen Olbäumen unterbrochen, und die Pfade sind
insgesammt von üppigen Hecken der Indischen Feige umgrenzt,
die mit ihrem frischen Grün von dem Sande malerisch
abstechen. Nachdem wir unseren früheren Lagerplatz
in Ssayäda zur Seite gelassen hatten, wurden wir angenehm
überrascht, da wir sahen, dass am westlichen Ende der
Pflanzung einige neue Gärten angelegt waren. .Wie in diesem
Lande überhaupt wenig Neues entsteht, so sind neue.Anlagen
besonders sehr selten, da die Araber durch die Art ihrer Besteuerung,
welche nicht vom Ertrag des Baumes, sondern vom
Baume selbst erhoben wird, bestimmt davon abgehalten werden.
Wir machten am Mittag einen kurzen Halt nahe bei der
kleinen Oase des Ssidi Ghär, passirten Djedeim, wo zu Yus-
suf Baschä’s Zeiten einst ein blutiges Reiter - Scharmützel
stattgehabt, und lagerten in dem grossen Hofraum des Kasr
Gamüda. Hier empfing uns der Keimakäm Mustapha Bey
mit grösser Freundlichkeit. Derselbe war nicht ein bemer-
kenswerth ausgezeichneter Mann, aber er w'urde mir wich