vielleicht noch um 300 Fuss überragt, scheint an dieser Stelle
eine beträchtliche Einsenkung zu.haben, in welcher sich zu
Zeiten ansehnliche Wassermassen ansammeln. Nur dadurch
konnte ein so merkwürdig ausgeschnittener Abfluss in den
Sandstein- und Mergelwänden gebildet werden, wie die wilde
Passage, welche wir eben hinabzusteigen hatten, sich erwies;
sie wird „Rlialle” genannt.
Der erste Theil war mehr rauh als wild , und die Sandsteinwände
mehr zerrissen und zerborsten, als jäh und gross-
artig. Ein halbstündiger Abstieg jedoch brachte uns in den
interessanteren Theil, welcher ganz unverkennbare Spuren
der Gewalt herabstürzender Wassermassen an sich trug, die
sich hier zu einem mächtigen Strome ansammeln und mit
enormer Gewalt durch das enge Bett hindurchzwängen. Der
Pass war hier von etwa 100 Fuss hohen Steilwänden eingeschlossen,
die halb aus Sandstein bestanden, deren andere
Hälfte aber von einer mächtigen Lage Mergel gebildet wurde.
Ein wenig unterhalb engte er sich bis zu 6 Fuss .Weite ein,
und Boden wie Wände waren so glatt, als wenn sie das
Werk menschlicher Arbeit.wären. Aber nicht tunnelähnlich,
in gerader Linie, sondern in vielfachen Windungen senkte
sich dieser Pass, welcher, weil mit geringer Macht zu verthei-
digen, den Tuaregs ein vorzügliches Bollwerk gegen Angriffe
der Türken bilden würde. Indessen bildet er nicht die
Landesgrenze, sondern wird als ganz zu Fesän gehörig betrachtet.
An der engsten Stelle hatte dieser natürliche Pass
selbst Berber- wie Arabischen Reisenden wunderbar genug
geschienen, um ihre Namen hier einzugraben.
Da, wo das Bett anfing, sich zu erweitern, waren einige
merkwürdige enge Klüfte oder Spalten auf beiden Seiten zu
sehn; die eine an der rechten Seite, mit ihrer glatten, ge-r
rundeten Oberfläche, hatte grosse Ähnlichkeit mit dem be^
rühmten Ohr des Dionysos in Syrakus. Die Wände enthielten
Lager von Kalk- und Eisenstein, und Overweg fand hier
einige -interessante Versteinerungen. Die Spalte an der linken
Seite war nicht so tief und ähnelte viel mehr einer Kammer.
Wir hatten hier einige Zeit gewartet, um das Boot in Sicherheit
uns nachkommen zu sehn, da die vielen Windungen
des engen Rinnsals seinem Transport nicht geringe Hindernisse
entgegenstellten, . und setzten nun vereinigt unseren
Marsch fort. Doch hatten wir noch zwei andere Engen des
Strombettes zu passiren, und um 4 Uhr Nachmittags kamen
wir an einen anderen sehr engen Pass. Hier trügen die steilen
einschliessenden Wände vielfache Inschriften.
Endlich, nachdem wir im Ganzen 4 Stunden lang gemach
abwärts gestiegen waren, traten wir auf die offene Ebene
hinaus; mehr als 600 Fuss tiefer gelegen, als der Anfang des
Passes, und gewannen von hier aus einen grossartigen Blick
auf die hohen jähen Felswände des Hochlandes, die in langgestreckten
Vorgebirgen weit in die Ebene hinaus standen.
Sonst ward die Ebene selbst nur von isolirten Bergen unterbrochen.
Unter diesen zeigte sich einer als besonders be-
merkenswerth, indem er sich auf terrassenähnlicher Basis
erhob und mit drei Höblen gegen die Seite unseres Pfades
öffnete. Er hatte ein zu eigenthümliches Aussehn, um nicht
zu genauerer Besichtigung aufzufordem, und ich fand, indem
ich die Terrasse erstieg, dass die westliche Höhle’ wie
durch Kunst in der Gestalt einer Nische gewölbt, aber stark
von Sand verschüttet war. Inschriften indessen fand ich
nicht, noch irgend etwas, ausser vier runden Löchern von
etwa 9 Zoll Durchmesser, welche in einen Block am Eingänge
der Höhle ausgearbeitet waren. Hinter diesem isolirten
Berge, wo Hatlta, wie er mir erzählte, einst mit Äbdallah
(Clapperton) und dem Tabib (Oudney) der Hitze des Tages
wegen gerastet hatte, ist die Gegend gegen Norden ganz
offen. — Etwa um Sonnenuntergang lagerten wir in dem
tief eingefurchten .Eräsar^n-Tesse, welches mit etwas Kraut
und einigen Talhabäumen bewachsen war.