les ist nach Osten gerichtet, und dies ist die am reichsten
verzierte Seite.
Das erste Stockwerk misst an der Ost - und Westseite
5 F. 5 | Z., an der Nord- und Südseite 4 F. 10g- Z. Fs
besteht aus sechs Lagen Steinen, auf deren niedrigster ein
Paar wilder Thiere, anscheinend Panther*), dargestellt sind.
Diese sitzen auf ihren Hinterfüssen und lassen die Vorderpfoten
auf einer Graburne, sie gleichsam bewachend, ruhen.
An der Schicht darüber ist eine hübsche, junge, weibliche
Büste zu sehn. Die beiden folgenden Lagen sind ohne Zierath,
aber die fünfte Schicht ist an allen vier Seiten mit Jagd-
scenen- geschmückt. Der Fries wird auch an jeder Seite von
vier Rosetten gebildet, doch ist er an der Nordseite etwas
reicher verziert, indem die zweite Rosette von Osten auf dieser
Seite eine. Gruppe Centauren und die vierte einen Hahn
zeigt. Über diesem Theile des Frieses ist ein Traubengewinde
gebildet und darüber liegt das Gesimse auf.
Am zweiten Stockwerk fängt mit der dritten Steinlage eine
Scheinthüre an, die sehr reich verziert ist, und an der fünften
halten ein Paar schwebender Genien einen Kranz über der
Grabtliüre empor, — eine Darstellung, welcher christliche Ideen
zu Grunde zu liegen scheinen. Eine Nische darüber enthält
die Büste eines Mannes und seiner Frau. An der Nordseite
dagegen ist die Büste einer älteren Frau, vielleicht der Inhaberin.
der vereinzelten Grabnische an der Südseite der Grabkammer.
Nun folgt zwischen den Kapitälen der Ecksäulen
eine Verzierung mit zwei Trauben und darüber der Fries,
in gewöhnlichem Ionischen Style verziert. Über dem Gesimse
erhebt sich ein pyramidales Dach von 12 bis 13 Fuss Höhe,
welches nur seine höchste Spitze verloren hat. Sonst ist das
ganze Denkmal mit Ausnahme der Grabkammer, welche beim
Aufsuchen von Schätzen erbrochen worden ist, im besten Zu-
*) Im Holzschnitt sind die Köpfe dieser Thiere ein wenig verunglückt.
Stande der Erhaltung, ungeachtet seiner überaus schlanken
Verhältnisse, — eine höchst merkwürdige Erscheinung, wenn
man den langen Zeitraum von wohl siebzehn Jahrhunderten
in Anschlag bringt.
Es ist eben nicht zu verwundern, dass die fast jeder Kunst-
thätigkeit unfähigen Bewohner dieser Gegenden so hoch emporstrebende
und reichgeschmückte Grabmäler der Vorzeit als Götterbilder
oder Kultusstätten der Heiden betrachten' und sie„ssa-
nem” nennen. Ich selbst, als ich einsam und allein in diesem
breiten, verödeten Thale, das gegen Osten von der grossartigen
Wand des Plateau’s überragt wird, diesem wunderbaren, reich
geschmückten und in seiner Schlankheit wie von Genien getragenen
Denkmale gegenüberstand, fühlte mich von einem
gewissen unheimlichen Gefühle ergriffen. Wiederholt, während
ich seinen kunstvollen Zierath in meinem Skizzenbuch zu
entwerfen suchte, sah ich mich gezwungen, einzuhalten und
mich bedächtig nach allen Seiten umzusehn. Aber kern menschliches
Wesen liess sich blicken, ja nicht einmal ein lebendes
Wesen überhaupt. Und für wen baute der Römer hier sein
kunstreiches Denkmal? Konnte er ahnen, dass es nach so vielen
Jahrhunderten von einem Nachkommen jener Germanen,
die er verachtete wie die 'Garamanten, der gebildeten Welt
zur Bewunderung wieder vorgeführt werden möchte? —
Als ich meine Skizze vollendet hatte, liess ich mich bewegen,
das Thal noch etwas höher hinauf zu gehn, indem ich
einen Gegenstand erblickte, unter dem ich ein anderes Monument
vermuthete. Es1 erwies sich jedoch, dass dies nur ein
von den Arabern errichtetes Zeichen sei, und ich verlängerte
mir auf diese Art nur meinen Rückweg, welcher durch die
brennend gewordene Mittagssonne sehr beschwerlich gemacht
wurde. Doch war ich mit dem Erfolge meines Morgenganges
überaus zufrieden, und meine Gefährten waren nicht wenig
erstaunt, als sie der Skizze ansichtig wurden.
Nachmittags machte ich mit Overweg einen anderen Aus