zu erwähnen nicht nöthig ist, da sie mit wenigen Ausnahmen
ganz ausgestorben sind. Jene Ausnahmen aber, die
von hohem Interesse sind, werde ich an Ort und Stelle zu
erwähnen nicht versäumen.
Hier jedoch ist es nothwendig, ein Wort über den gemeinsamen
Namen zu sagen, der diesen Berber - Stämmen der
Wüste beigelegt wird. Ganz ohne Weiteres sind sie bis jetzt
„Tuareg” genannt worden, in der Einzelform „Tärki” oder
„Targi , und dies — hat man geglaubt — sei ihr einheimischer
Name, obgleich man ihn nur höchst ungenügend hat
erklären können, oder vielmehr gar nicht *). Allerdings
kommt unter den von Ebn Chaldün erwähnten Abtheilungen
der Ssanhadja’s ein Stamm Tärkä vor, an zwei verschiedenen
Stellen **), aber dies ist die einzige wirkliche Erwähnung
eines solchen Stammes bei den alten Autoren ***). Dann
kommt ein Stamm Terga, fast in derselben Form, wieder
bei Leo vor, als einer der fünf grossen Abtheilungen der
Berber oder — wie er sich ausdrückt — Numidier der Wüste,
und nun sehn wir plötzlich, wo in neuerer Zeit diese eigen-
thümlichen Stämme der Wüste wieder auftauchen, sie mit
dem Gemeinnamen Tuareg bezeichnet. Wenn wir nun aber
*) Hodgson, sonst ein um diesen Stamm verdienter Mann, hat gesagt,
„Targa” bedeute „Stamm” . AUerdings heisst Ö j l L | | färikaton —
„fam d ia et tribus v iri”. So aber wird der Name nicht geschrieben, und das
ist ein Arabisches, kein Berber-Wort.
**) Ebn Chaldün, tom. I, p. 235, Arab. Text, tom. I I , p. 64, trad., und
tom. I , p. 260, Arab. Text, tom. II, p. 105, trad, der Ausgabe de Slane’s;
beide Male:
***) ElBekri allerdings erwähnt in dem Auszug von Quatremere (Notices et
extraits, tom. XII. p. 623) ein LÜ was der gelehrte Herausgeber
schlechtweg „Tarkä” liest. Aber selbst angenommen, dass die diakritischen
Punkte so richtig ergänzt wären, hat der Name noch immer nichts mit der
Nation zu thun.
die Eingeborenen selbst befragen, so wissen sie von einem
solchen Namen nichts, weder als allgemeinem Volks noch
als besonderem Stammnamen, und er erweist sich als ganz
allein von den Arabern gebraucht. Auch ist wohl zu berücksichtigen,
dass der von Ebn Chaldün „Tärkä” oder „Ta-
rikä” genannte Stamm in der Nähe des Arabischen Stammes
der Beni-Ssoleim sass.
Der wirklich einheimische Name, welchen diese Nomaden
der Wüste sich selbst beilegen, ist derselbe, unter welchem
die Eingeborenen Nord-Afrika’s schon den Griechen und Römern
bekannt waren, und der ihnen1 oder ihrem Stammvater
mit der grössten Bestimmtheit von Ebn Chaldün und anderen
Arabischen Schriftstellern gegeben wird, nämlich „Ama-
zigh", „Mazigh", in den verschiedenen Formen von „Mazix",
„Masix”, „Mazys”, „Mazax” und sogar „Maxitanus” in der
Singularform. Die gewöhnlich jetzt gebräuchliche Form ist
Amö-scharh *) im Singular, Imö-scharh im Plural und Temä-
scbirht in (hu- Form des Neutrums.
Dies ist der einheimische Name, mit welchem die sogenannten
Tuareks , oder Tuaregs **) ihre ganze Nation bezeichnen,
die in mehrere grosse Familien getheilt ist. Und
wenn der Leser fragt: wer gab ihnen den anderen Namen?
so antworte ich mit Zuversicht: die Araber. Der Grund, sie
so zu nennen, lag wahrscheinlich in dem Umstand, dass sie
ihre Religion verlassen („tereku dinihum” ***), das ganz vorzüglich
vom Aufgeben oder Yerläugnen des Glaubens gebraucht
wird); denn aus mehreren Beweisen, welche ich anderswo angedeutet
und noch einmal näher zusammensteRen werde, ist
es klar, dass ein grösser Theil dieser Berber einst Christen
*) Das J und ( j B worden in allen Berber-Namen verwechselt. So sagen
sie Ikaskesan und lkasckkeschan, Agades und Egedesch.
**) Der Name wird von den Arabern bald mit dem und bald mit dem
l_,9 geschrieben.
***) Vom Verbum