seines Einflusses im Lande versichert hatten, aufrichtig die
Absicht hatte, uns zu beschützen. Von den Tinylkum hielten
nur der treue Müssa und der junge liebenswürdige
Slimän, von den anderen Leuten der Tauäti und Mohammed
e’ Ssfaksi sich zu uns; der Letztere jedoch zitterte
vor Angst und war bleich wie Schnee. Yussüf Muckeni blieb
zurück; Farredji zeigte bei dieser Gelegenheit grossen Muth
und forderte den Feind wacker heraus. Was unsere Gegner
am meisten beunruhigte, waren die Bajonette an unseren
Flinten, da ihnen diese die Warnung gaben, dass nicht allein
unser Feuer auszuhalten sein würde, wie dies der Fall bei
den Ueläd Slimän gewesen, sondern dass sie dann noch
eine andere furchtbare Waffe, mindestens so wirksam als
ihre eigenen Speere, zu bewältigen hätten. Es war ein Augenblick
hoher Aufregung. Wir drei Reisenden standen dicht
beisammen zum Kampfe bereit; Overweg und ich hatten uns
das Wort gegeben, abwechselnd zu feuern, um uns nicht
blosszustellen.
Alle Sympathie für unsere Sache war verloren, sobald der
Feind betheuerte, dass er es nur mit den Christen zu thun
habe, und sobald er. das religiöse Element in den Vordergrund
stellte. Jeder hegte die Erwartung, dass es keine
Schwierigkeit haben könne, uns zum Islam zu bekehren,
und unser Diener Mohammed verfiel sogleich, als wir diesen
Antrag als etwas ganz Undenkbares zurückwiesen, in seine
gewöhnliche Unverschämtheit; er lachte uns offen aus, wie
wir so absurd sein könnten, noch an irgend eine andere
Rettung zu denken. Und dieser gewandte, aber verdorbene
Bursche war ein Schützling des Britischen Konsulates in
Tunis!
Endlich schien Alles abgemacht. Ausser ihrer reichen
Beute ward die Raubhorde auch noch wohlbeköstigt. Wiederholt
wurden wir versichert, dass wir nun sicher .sein
könnten, ohne fernere Beunruhigung die Wohnstätte des grossen
Mannes von Tintellust zu erreichen. Da erschien unser
Freund Annür, ein trotz seiner Schwachheit und Kraftlosigkeit
liebenswürdiger Mensch, und bat uns sehr dringend,
auf unserer Hut zu sein für den Fall, dass hinter den
Felsen und Klippen noch einige Feinde im Hinterhalt
liegen möchten. Auch waren, als wir den ungastlichen Platz
nun endlich verliessen, unsere Befürchtungen keineswegs beschwichtigt;
denn es war ganz deutlich, dass der Horizont
noch nicht rein war und dass leicht ein anderer Sturm
losbrechen konnte.
' Schon nach kurzem Marsche lagerten wir in unregelmässiger
Thalbildung, ohne jedoch unsere Zelte aufzuschlagen.
Der Anisslim oder Meräbet, welcher die Expedition gegen
uns gebilligt und sich ihr angeschlossen hatte, war mm in
unserer Gesellschaft, und dies wurde als das beste Schutzmittel
gegen fernere Belästigungen angesehn. Dieser Mann
war, wie ich nachmals erfuhr, Niemand anders als Ibrahim
'Aghä - batüre, der Sohn Hadj BeschTr’s, eines sehr bekannten
und einflussreichen Mannes aus Feruän oder Iferuan, der
später in Folge seines Verhaltens vom Sultan von Agades
sehr empfindlich bestraft wurde. Mit 'Aghä-batüre selbst
traf ich später im Jahre 1853 in einem Dorfe zwischen Tes-
saua und Sinder zufällig zusammen, wo er denn sein Erstaunen
nicht unterdrücken konnte, dass ich trotz allen Ungemaches,
das ich erduldet, noch am Leben sei.
Boro, welcher mit ihm den Abend im gemeinsamen Lesen
des Kurans zubrachte, bewirthete ihn sehr gastfrei — mit
Herrn Richardson’s Mohamssa.
[Montag, 2 August.] Nach einem Marsche von 3£Meilen
durch ein von höheren Granithöhen und Kegeln überragtes
Thal stiegen wir ansehnlich aufwärts und gewannen eine
freie Aussicht über die grosse Bergmasse, welche, zwischen
Tidik im Norden und Tln-tarh-ode im Westen gelegen,
keinen besonderen Namen bekommen zu haben scheint, ausser