samen Wanderer, der diese Landschaft durchzieht, ohne jedoch
Anfang und Ende jeder Thalrinne zu kennen, als ein
wunderbar wildes Labyrinth erscheint. Viele dieser Thäler
sind so reich, dass sie nicht allein die ausgedehnteste Ka-
meelzucht, sondern selbst Rindviehzucht erlauben; Ziegen finden
wir in grösser Menge, aber keine Schaafe. Pferde werden
im eigentlichen Lande Air nur in sehr geringer Menge
gehalten. Ausser mannichfaltigen Species der Mimosa aber
erzeugen diese Thäler dichte Waldungen der Fächerpalme
( Cucifera Thebaica) und eine Fülle der Capparis sodata, ja
viele derselben sind sogar des Kornbaues fähig, und wo die
Betriebsamkeit des Menschen hinzugekommen ist, finden wir
selbst Dattelpalmen; denn die lokale Beschränkung der letzteren
haben wir wahrscheinlich mehr dem Zufall, je nachdem
ein betriebsamer Einwohner diesen Baum anpflanzte, als einer
ausschliesslichen Bevorzugung der jedesmaligen Örtlichkeit,
wo sich die Palme findet, zuzuschreiben. Korn oder vielmehr
Negerhirse — Pennisetum typhoideum — könnte offenbar in
viel grösserer Ausdehnung gebaut werden, obgleich nie in
hinreichender Menge, um den Bedürfnissen der Bevölkerung
des Landes zu genügen, da der Anbau auf die im Ganzen
schmalen Thalfurchen beschränkt bleiben muss.
Leider war es uns nicht vergönnt, in das Innere der Berggruppen
einzudringen und einige der bevorzugtesten Örtlichkeiten
zu besuchen. In den unzugänglicheren Theilen dieses
Landes, besonders aber südlich vom 18ten Grad, in der vom
Baghsen, Dögem und den Höhen von Aüderas gebildeten
Bergmasse, ist der mähnenlose Löwe*), der eine vom Leo Se-
negalensis verschiedene Species zu sein scheint, überaus zahlreich
und neben ihm der Leopard — Felis Leopardus riry von
den Asbenauem „enaer” genannt, die viel von ihm zu erzählen
*) Der Name, womit die Auräghen den Löwen bezeichnen, ist merkwürdig;
sie nennen ihn nämlich „anrharübe”, was augenscheinlich einen Zusammenhang
mit dem Alt-Egyptischen Worte „rabu” hat.
wissen und ihn sehr fürchten, obwohl wir nie einen zu Gesicht
bekamen. Hyänen (Hyaena striata) scheinen selten zu sein;
Schakale (Canis aureus) aber finden sich in grösser Menge.
Die niederen Ausläufer der Gebirge scheinen vornehmlich von
Affen bewohnt zu sein, besonders von der Gattung Cercopithe-
cus yriseo-viridis. Von Antilopenarten sind die Lorcas und
der Mohor (Antilope Soemmeringii) in allen Thälem häufig,
die A. Leucoryx aber scheint sich kaum in die bewohnten
Landschaften hineinzuwagen. Die A. Oryx geht wohl kaum
so weit nördlich, um die Südgrenze Asbens zu erreichen, während
der Wadan nicht so weit südlich herabzugehn scheint,
um die Nordgrenze Asbens zu überschreiten. Das Geflügel ist
allerdings in den Species beschränkt, aber doch zahlreich; ich
will hier ausser dem Strauss, der die offenen Thäler, wie das
von Tm-teggana, in grossen Schaaren bewohnt, nur die
Schwärme verschiedener Species von Tauhen und das Perlhuhn
(Numida ptiloryncha) erwähnen. Aus diesem Wenigen schon
geht hervor, dass dieser Gebirgsknoten dem Menschen eine
nicht so ungünstige Wohnstätte bietet und dem Reisenden einen
erfreulichen Ruhepunkt auf der öderen Strasse von Nord-
nach Central-Afrika gewährt. 4f-'- |
Das Thal war ununterbrochen mit einem Überfluss von
Gräsern bedeckt, aber eng begrenzt. Nach einer Strecke von
Meilen erweiterte es sich wiederum zu mehr als 1 Meile
Breite und verlor allmählich gänzlich den Charakter eines
Thaies. Die blaue Crucifere, Alluot, liess sich aber auch hier
noch bisweilen sehn, obgleich von kleinem und verkümmertem
Wuchs. Wir verliessen dann die grüne Einsenkung,
welche das Thal Bargöt bildet, und ich glaubte schon, dass
wir mm auf die Hammäda steigen würden, aber nach einiger
Zeit nahte sich die flache Thalsenkung wieder auf unserer
linken Seite. Sehr zu meinem Leidwesen lagerten wir
uns schon vor Mittag an dem sanft abfallenden nördlichen
Ahhange des felsigen Bodens, wo ein Wasserplatz Namens