wohl wir noch durch ansehnliche Entfernung von dieser
Landschaft getrennt waren. Wir stiegen allmählich aufwärts
und erreichten um 9 Uhr den höchsten Punkt, während uns
immittelbar zur Rechten eine Hiigelung lag, die sich zu grösserer
Höhe erhebt. Von hier aus gewannen wir einen interessanten
Blick über das Hügelland vor uns, welches von der
das Gewölk jetzt durchhrechenden Sonne erleuchtet ward.
Eine huschige Einsenkung schlängelte sich in Windungen
zwischen den sanften Hügeln hin; an ihr entlang lag unser
Pfad.
Während wir auf letzterem hinzogen, schoss Ibrahim, unser
Freigelassener aus Dar-För, der für einen Schwarzen ein
sehr guter Schütze war, ein vorzüglich fettes Exemplar der
grossen, von den Asbenauem „demmo”, von den Arabern
„waran” genannten Eidechse (Psammosaurus griseus); die
Eingeborenen betrachten sie als eine grosse Delikatesse. Die
erwähnte war noch jung, nur etwa 2 Fuss lang, und sass,
sich sonnend, auf einem Baume.
Kurz vor Mittag schien die Gegend offener zu werden, jedoch
nur, um sich mit starkem, 10 Fuss hohem Rohr zu bedecken.
Für uns war dies eine ganz neue Erscheinung, die
ich selbst in den fruchtbarsten Thälern auf meinem Wege
nach Agades nicht beobachtet hatte. Es war jedenfalls ein
neues Zeichen der Tropenwelt und wohl eines der allerbezeichnendsten,
für die Kameele aber war es eine sehr lästige
Zugabe, da sie fortwährend über die kleinen Hügel
stolperten, aus denen jeder Rohrbüschel aufschoss. Ohne
Zweifel ist diese Gegend in der Regenzeit sehr sumpfig.
Weiterhin war der ganze Boden ungemein aufgerissen und
in tiefe Furchen geborsten, während nur ein schmaler gangbarer
Pfad darüber hinlief; die Karawane musste sich daher
in zwei Abtheilungen trennen. Jedoch bald wurde der Boden
wieder besser, als wir aus der Einsenkung anstiegenM- Unser
Weg führte nun durch anmuthiges, parkähnliches Hügelland,
das sich fast gleich blieb bis 4 Uhr Nachmittags, wo wir in
einiger Entfernung zur Linken die ersten Kornfelder von
Damerghü erblickten, welche den Dörfern Kulakerki und Ba-
nu'elki .zugehören.
Dies war ohne Zweifel ein wichtiger Abschnitt in unserer
Reise. Wir hatten allerdings einige wenige Stellen mit kleinen
Kunstfeldem, worauf Korn gezogen wurde, in Selüfiet,
Aüderas und an anderen begünstigteren Stätten gesehn, aber
in so beschränkten Verhältnissen, dass sie nicht für den
kleinsten Theil der Bevölkerung des Landes hinreichend Korn
zu tragen im Stande waren. Hier nun hatten wir endlich
jene fruchtbare Region des Innern Afrika’s erreicht, die
nicht allein ihre eigene Bevölkerung ernähren kann, sondern
selbst jetzt bei wenig Industrie genug erzeugt, um fremde
Länder zu versorgen. — Ich fühlte mich durch diesen Anblick
innig erfreut und dankte der Vorsehung, dass sie
meine Bemühungen so weit mit Erfolg gekrönt hatte; denn
hier war ein reichlicher lohnendes Feld für unsere Bemühungen
eröffnet, ein Gebiet, das in der zukünftigen Geschichte
der Menschheit von der höchsten Wichtigkeit werden
dürfte.
Bald darauf kam uns ein anderes Dorf zu Gesicht. Es
ward von mehreren unserer Gefährten „Olalöa” genannt und
könnte auch wirklich denselben Namen führen, wie der bekanntere
gleichnamige Ort weiter nach Süden; ich glaube jedoch,
dass es einen anderen Namen hat. — Die Landschaft
wurde offen und flach; der Boden war überall zerrissen und
von Spalten durchzogen.
Während ich mich glücklichen Träumereien von neuen
Entdeckungen und einer frohen Heimkehr überliess, wurde
ich plötzlich durch das Erscheinen dreier Reiter zu Pferde
aufgeschreckt, die an mich heranritten und mit den Worten
„La ilah ilä Allah” grüssten. Es war Dan Ibra (oder Ibram)
— „der Sohn Ibrahlm’s” —, mit zwei seiner Gefährten, der