unbemerkt zu sein glaubten, von den Vorhöhen des Tunän
in die kleine Einsenkung hinter unserem Gezelte herunter,
um einen Trunk Wasser zu erlangen; Hyänen und Schakale
liessen sich regelmässig in ihren nächtlichen, Wanderungen
rund um unser Lager hören, während dann und wann der
ferne Ruf eines Löwen erschallte.
Trotz der Feuchtigkeit der Regenzeit war die Luft gesund
und stärkend,- wie ja das Klima von Air schon von Leo
wegen seiner „bontä e temperanza delV aere" gerühmt wird.
Unglücklicherweise aber stellte sich heraus, dass unsere
kleine Englische Vorstadt in zu grösser Entfernung von dem
schützenden Arme des alten Häuptlings sei, und nach jenem
traurigen Überfall in der Nacht vom 16*®“ auf den
17*®“ September waren wir gezwungen, unser Lager zu verlegen.
Wir zogen denn auf die andere Seite des Thaies
hinüber und schlugen unsere Zelte in der Ebene ganz nahe
am Dorfe auf.
Die Umstände, welche mit diesem Überfall verbunden waren,
sind aber so merkwürdig, dass ich sie mit wenigen Worten
erwähnen will. In der That, wäre er mit Kraft ausgeführt
worden, so hätte er unfehlbar unser Aller Vernichtung zur
Folge gehabt. .
Die Regengüsse hatten unser gesammtes Gepäck, durchnässt,
so dass wir für unsere Instrumente und Waffen besorgt
waren. Overweg und ich beschlossen desshalb, am
Tage vor jenerNacht alle unsere Feuerwaffen, welche während
der ganzen Zeit geladen gewesen waren, zu reinigen.
Nachdem dies geschehen,, wollten wir sie gut trocknen lassen
und luden sie darum nicht unmittelbar wieder.
Im Laufe des Nachmittags erhielten wir den Besuch von
zwei wohlgekleideten Männern zu Mehära. Gegen die Geaber
er betrieb es leider nicht systematisch, und seine Sachen sind verloren
oder zerstreut.
wohnheit solcher Besucher baten sie um nichts, besahen aber
die Zelte mit grösser Aufmerksamkeit, wobei es ihnen nicht
entging, dass unser Zelt stark wie ein Haus, dagegen das
Herrn Richardson’s leicht und am Boden offen sei. — Unsere
schwarzen Diener, welche diesen Abend ungewöhnlich
lebhaft und ausgelassen waren, trieben ihr Spiel, während
der Mond die interessante Wildniss glänzend beleuchtete und
Musik und Tanz eine Hochzeitsfeier im Dorfe verkündeten,
bis sie zu sehr später Stunde ermattet in einen tiefen Schlaf
verfielen,-!
Bevor ich mich niederlegte, machte ich in einiger Entfernung
die Runde um unser Lager und bemerkte einen fremden
Meheri, ruhig niederknieend und mit dem Kopfe gegen
unser Zelt gerichtet. Ich rief meine Kollegen und äusserte
ihnen meinen Argwohn, dass nicht Alles in Richtigkeit sei;
aber unser leichtsinniger, frivoler Diener Mohammed suchte
mich zu beruhigen, indem er sagte, er habe das Kameel schon
vorher an derselben Stelle gesehn; dies war indess nicht
der Fall gewesen. Ich behielt trotzdem eine' trübe Ahnung,
und indem ich •— wie das in ähnlichen Verhältnissen oft der
Fall ist — meine Aufmerksamkeit auf einen falschen Punkt
richtete, sorgte ich dafür, dass alle unsere Schaafe unmittelbar
hinter dem Zelte festgebunden wurden.
In Folge der Aufregung hatte ich einen unruhigen Schlaf
und glaubte nach 2 Uhr ein sehr eigenthümliches Geräusch
zu hören, als ob ein Trupp Leute mit festem Tritt unser
Zelt umkreiste und einen dumpfen Ton von sich gäbe.
Ich lauschte ängstlich und war einen Augenblick davon überzeugt,
dass Leute unserem Zelte nahe seien. Schon war ich
im Begriff, mich hinauszustürzen, als die Musik vom Dorfe
herübertönte; ich überredete mich, dass das Geräusch eben
von dort hergekommen sei, und legte mich wieder nieder,
um zu schlafen. Plötzlich aber hörte ich ein lauteres Geräusch,
als wenn mehrere Männer den Hügel heraufstürm